Korschenbroich Rekord-Beteiligung bei "Dreck-weg-Tag"

Korschenbroich · Mehr als 800 Bürger packten mit an, um ihren Ort von wildem Müll zu befreien. Unter den Fundstücken: gefüllte Windeln und ein antikes Klavier. Die Stadt rechnet mit bis zu acht Tonnen Müll. Die Entsorgungskosten: rund 1300 Euro.

 Viele Familien mit Kindern, wie die Keßels und die Kluths in Liedberg, sammelten den Müll in ihren Heimatorten - freiwillig. Dabei kam ordentlich was zusammen.

Viele Familien mit Kindern, wie die Keßels und die Kluths in Liedberg, sammelten den Müll in ihren Heimatorten - freiwillig. Dabei kam ordentlich was zusammen.

Foto: Kandzorra Christian

Sie alle hätten sich einen schönen Samstag machen können - dennoch haben sie sich dazu entschieden, ausgerüstet mit blauen Säcken, Handschuhen und Greifzangen loszuziehen, um ihre Umwelt von wildem Müll zu befreien. 815 ehrenamtliche Helfer - so viele waren es noch nie - packten jetzt beim "Dreck-weg-Tag", einem stadtweiten Frühjahrsputz, mit an. Für sie gab's einiges zu tun, denn wilder Müll ist fast überall ein Problem. Die Stadtpflege kann einzelne Reinigungsaktionen mit ihrem Personal nicht stemmen, weshalb sie einmal im Jahr zur gemeinschaftlichen Reinigung an Weges- und Waldrändern aufruft.

Was die Helfer dort finden, ist teilweise ziemlich eklig: Gefüllte Baby-Windeln sind ebenso dabei wie mit Urin gefüllte Plastikflaschen und Beutel mit entsprechendem Inhalt, die offenbar von rastenden Fernfahrern an bestimmten Stellen in Korschenbroich hinterlassen werden. Neben Autoreifen samt Felgen, Bauschutt, Porzellan und sieben Einweg-Rasierern zählte ein antikes Klavier, das jemand am Bahnhof Korschenbroich abgestellt hat, zu den kuriosen Fundstücken. Hätte die Stadtpflege alle Fundstücke aus den vergangenen Jahren gesammelt, wäre inzwischen eine ganze Wohnzimmer-Einrichtung zusammengekommen. Da ist sich Johannes Günterberg von den Städtischen Eigenbetrieben sicher. Bemerkenswert ist für ihn und seinen Chef, den Technischen Betriebsleiter Thomas Kochs, jedoch das Engagement der Bürger. "Bei der Aktion haben drei Vereine mehr mitgemacht als im vergangenen Jahr. Und da waren es schon mehr als sonst", sagt Kochs, der damit rechnet, dass die Helfer wieder bis zu acht Tonnen gemischten Müll, der später als Restmüll fachgerecht entsorgt wird, gesammelt haben. Im vergangenen Jahr hat der Stadt die Entsorgung 1300 Euro gekostet.

An der Aktion beteiligt haben sich auch 415 Kinder der Grundschulen Liedberg, Pesch und Glehn - viele mit ihren Eltern; außerdem Schützen- und Heimatvereine, Dorfgemeinschaften, Sportvereine, die CDU und andere Gruppen, an die die Stadt zuvor 560 Müllsäcke verteilt hatte. Fragt man die Helfer, nennen sie zügig die "Top 3" des am häufigsten gefundenen Abfalls. "Ganz oft finden wir Bonbonpapier, dicht gefolgt von Glasflaschen und Papp- oder Plastikbechern", erzählt Sandra Keßel, die gemeinsam mit ihrem Mann Marcus und ihren Söhnen Emil und Benedikt auf einem Parkplatz in Liedberg innerhalb einer guten Stunde drei blaue Müllsäcke gefüllt hat. "Zigarettenstummel heben wir gar nicht erst auf. Das würde zu viel Zeit kosten", sagt Marcus Keßel. Vor genau einem Jahr hatten sie an der gleichen Stelle Müll gesammelt. "Natürlich ist es deprimierend zu sehen, dass hier schon wieder so viel Abfall liegt." Grundschülerin Antonia Kluth, die ebenfalls in Liedberg unterwegs war, weiß genau, warum sie sich an der Aktion beteiligt hat: "Wir wollen nicht, dass unsere Umwelt verschmutzt wird. Außerdem könnten Tiere den Müll fressen."

Bürgermeister Marc Venten, der am Samstag in einem Waldstück am Gewerbegebiet Glehn mit anderen CDU-Mitgliedern Müll gesammelt hat, dankte den freiwilligen Helfern für ihren Einsatz. Er hofft, dass die Hemmschwelle, Abfall achtlos in der Umwelt zu entsorgen, für Müll-Sünder nach der Reinigungsaktion deutlich größer ist.

(cka)
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