Korschenbroich Schüler kämpfen für Menschenrechte

Korschenbroich · Die zentrale Feier des Landes Nordrhein-Westfalen zum Volkstrauertag findet in Korschenbroich statt. Schüler der Kleinenbroicher Realschule nehmen daran teil. Sie stehen mit dem Männergesangverein "Arion" Pesch auf der Bühne.

 Die zentrale Gedenkstunde des Landes NRW zum Volkstrauertag findet im Gymnasium Korschenbroich statt. Die Schüler der Geschichtswerkstatt bereiten mit Geschichtslehrerin Eva Hermanns aktuell Teile des Programms vor.

Die zentrale Gedenkstunde des Landes NRW zum Volkstrauertag findet im Gymnasium Korschenbroich statt. Die Schüler der Geschichtswerkstatt bereiten mit Geschichtslehrerin Eva Hermanns aktuell Teile des Programms vor.

Foto: I. Raupold

Zwölf Schüler und Schülerinnen knien auf dem Boden. Vor ihnen liegen weiße Bastelbögen, auf die sie Buchstaben schreiben. Wer fertig ist mit Schreiben, greift zu Pinsel und schwarzer Farbe und malt sie aus. Geschichtslehrerin Eva Hermanns nimmt später die fertigen Bögen und hängt sie zum Trocknen an die Tafel: "Art. 3: Du hast das Recht auf Leben, Sicherheit und Freiheit!!!" prangt jetzt in großen schwarzen Lettern auf den Plakaten. Es ist Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Nur die drei dicken Ausrufezeichen gehören nicht zur originalen Erklärung der Menschenrechte dazu, die haben die Schüler ergänzt.

Montags um 14 Uhr treffen sich die zwölf Schüler der neunten und zehnten Klasse der Kleinenbroicher Realschule regelmäßig zur "Geschichtswerkstatt" - freiwillig und außerhalb des Unterrichts. Drei von ihnen sind schon seit der siebten Klasse mit dabei; Nina Schiffer (16) geht mittlerweile gar nicht mehr in Kleinenbroich zur Schule, sondern in Mönchengladbach. Aber zur Geschichtswerkstatt kommt sie immer noch: "Ich mag Geschichte, die Stimmung ist fröhlich, und die Leute sind nett", sagt sie.

Vor neun Jahren hat Eva Hermanns die freiwillige Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen, und seitdem beschäftigen sich die Schüler mit der Geschichte Korschenbroichs, dem Nationalsozialismus und dem Judentum. Aktuell bereiten sie sich auf einen Auftritt im Korschenbroicher Gymnasium vor: Dort findet am 18. November die zentrale Gedenkstunde des Landes Nordrhein-Westfalen zum Volkstrauertag statt.

Gemeinsam richten die Landesregierung und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) die zentrale Feier an jährlich wechselnden Orten aus. Mit involviert sind in Korschenbroich auch die Bruderschaften. Gemeinsam mit dem Männergesangverein (MGV) "Arion" Pesch werden die Schüler dann auf der Bühne stehen. "Seit die Stadtverwaltung anfragte, ob wir teilnehmen möchten, beschäftigen wir uns in der Geschichtswerkstatt mit dem Thema Menschenrechte", erzählt Eva Hermanns. Die Schüler haben sich kritisch damit auseinandergesetzt und nicht nur auf aktuelle Krisengebiete geschaut, sondern auch auf Deutschland. "Wie gehen wir hier mit Obdachlosen oder Flüchtlingen um?", sei eine ihrer Überlegungen gewesen, sagt Fabian Saß (16), der die zehnte Klasse der Realschule besucht.

Die Buchstaben auf den Bögen an der Tafel sind mittlerweile getrocknet. Die Schüler kleben jetzt Besenstile an die Rückseiten der Plakate. Damit werden sie bei den Feierlichkeiten für Menschenrechte demonstrieren, während der MGV "Arion" Pesch Lieder von Wolf Biermann vorträgt. Im Vorfeld hatten sie überlegt, ob diese Demo etwas bewirken würde. Doch sie sind überzeugt: "Wenn nur eine Person darüber spricht, haben wir etwas erreicht." Geplant ist auch, dass sie Gedichte als Rap vortragen. Eines können die Schüler jedoch nicht verhehlen: Dass sie aufgeregt sind, bei einer offiziellen Veranstaltung auf der Bühne zu stehen.

(NGZ)
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