Korschenbroich Schultze nimmt heute Abschied

Korschenbroich · Nach 50 Jahren im öffentlichen Dienst, fast 30 Jahren als Kämmerer und 22 Jahren als Erster Beigeordneter tritt Bernd Dieter Schultze in den Ruhestand.

 Seinen Schreibtisch im Rathaus hat Bernd Dieter Schultze bereits vor Tagen ausgeräumt: Heute ist für den Ersten Beigeordneten - wenn auch nur noch auf dem Papier - sein letzter Arbeitstag. Ab morgen ist er ein Ruheständler.

Seinen Schreibtisch im Rathaus hat Bernd Dieter Schultze bereits vor Tagen ausgeräumt: Heute ist für den Ersten Beigeordneten - wenn auch nur noch auf dem Papier - sein letzter Arbeitstag. Ab morgen ist er ein Ruheständler.

Foto: Jörg Knappe

Heute ist sein letzter Arbeitstag. Ins Rathaus kommt Bernd Dieter Schultze allerdings nicht mehr. Er genießt bereits seit Tagen seinen Resturlaub. Die für heute im Ratssaal geplante Verabschiedung wurde gestern Vormittag kurzfristig "wegen der Trauer um den in Tunesien ermordeten Korschenbroicher abgesagt". Die Feierstunde wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

Seinen Schreibtisch hat Schultze bereits vor einigen Tagen geräumt. Anfang des Monats ist der Erste Beigeordnete und langjährige Kämmerer 65 Jahre alt geworden. Im Februar hatte er bekannt gegeben, zum 1. Juli in den Ruhestand treten zu wollen, obwohl er eigentlich noch bis Februar 2017 gewählt ist. Im Rat dürfte es keinen Politiker geben, der jemals mit einem anderen Finanzchef der Stadt als Bernd Dieter Schultze zu tun hatte: 1987 wurde er als Nachfolger von Wilhelm Zimmermann Kämmerer der Stadt und am 11. Februar 1993 wählte ihn der Rat erstmals zum Beigeordneten - was sich 2001 und 2009 wiederholen sollte.

Gelernt hat der gebürtige Jüchener, dessen Eltern aus Berlin "eher zufällig" dorthin gekommen waren, seinen Job von der Pike auf. 1965 begann Schultze als Verwaltungspraktikant beim damaligen Amt Norf-Rosellen. Auf der Laufbahn für den gehobenen Dienst ging es für ihn schnell voran, wobei sich Schultze in der dortigen Kämmerei mit Liegenschaftsangelegenheiten und Erschließungsbeiträgen beschäftigte. Als er im Zuge der damaligen Kommunalreform 1975 ins neu formierte Korschenbroich wechselte, "lag es nahe, daran wieder anzuknüpfen". Schultze wurde als Laufbahnbeamter Kämmerei-Leiter, ehe nach zwölf Jahren seine Wahl zum Kämmerer erfolgte. Die Gelegenheit, "immer wieder über den Tellerrand hinauszublicken", hat er oft und gern genutzt: "Bis auf Schul- und Planungsangelegenheiten war ich für alle Bereiche zuständig", sagt Schultze. Zu den wichtigsten Entscheidungen, an denen er beteiligt war, zählt er die "großen Investitionen in den Schulbereich, aber auch die Reha-Klinik, Kindergärten, Sporthallen und -plätze". Für ihn eine von der Kommunalreform diktierte Notwendigkeit: "Nach der Neugliederung musste die ganze Schullandschaft neu gestaltet werden", sagt der scheidende Kämmerer. Wie bei anderen Kommunen der Region sind für Schultze hier die historischen Wurzeln für die problematische Finanzlage Korschenbroichs zu finden. Neuen Herausforderungen hat er sich stets gern gestellt, so etwa haushaltsrechtlichen Änderungen. Sowohl mit der Erstellung von ordentlichen und außerordentlichen Haushalten als auch dem kameralistischen System mit seiner Unterscheidung von Verwaltungs- und Vermögenshaushalt hatte er zu tun. Die Umstellung aufs Neue Kommunale Finanzmanagement, das laut Schultze an die kaufmännische Buchführung "angelehnt", aber keineswegs mit ihr identisch ist, hat in Korschenbroich bestens geklappt. "Im Prinzip sind wir schon mit dem Jahresabschluss 2014 fertig", sagt er. "Ich bin mit allen Fraktionen gut ausgekommen. Da, wo man meinen Rat haben wollte, habe ich den auch in Fraktionssitzungen eingebracht." Was er besonders begrüßt, ist der allseitige politische Konsens, dass "Mehrausgaben nur dann möglich sind, wenn man die Vorschläge gegenfinanzieren kann."

"Entzugserscheinungen" hat Bernd Dieter Schultze nach gut einem Monat Pause jedenfalls noch nicht: "Für mich ist das alles noch wie Urlaub", sagt er. Dass er sich langweilen könnte, befürchtet er nicht: "Es wird genügend Beschäftigungsmöglichkeiten im eigenen persönlichen Umfeld geben", ist der Vater einer verheirateten Tochter überzeugt. Der passionierte Hobbyfotograf genießt es derzeit, in Ruhe mal wieder ein Buch lesen zu können. Zusammen mit seiner Frau Vera will er nach dem Sylt-Urlaub im Juni künftig auch verstärkt der gemeinsamen Reiselust frönen. Wobei Bernd Dieter Schultze da klare Prioritäten hat: "Sonnenbaden ist nichts für mich." Er reist gern "in neue Regionen", vorzugsweise mit dem Auto, "weil man da unabhängiger ist." Einen Urlaub dort "abzusitzen", wo es einem eher mäßig gefällt, ist jedenfalls nicht seine Sache.

(NGZ)
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