Korschenbroich Spätromanische Orgelmesse mit hochkarätiger Besetzung

Korschenbroich · So manchen Musikliebhaber dürfte es ein wenig gefreut haben, dass in der St. Andreas-Kirche in Korschenbroich wegen Holzwurmbefalls die Kirchenbänke herausgeräumt waren. Denn so konnten die vielen Besucher beim Chor- und Orgelkonzert am Sonntag auf weitaus bequemeren Stühlen Platz nehmen.

Andreaskantor Martin Sonnen hatte mit seinem rund 60 Stimmen zählenden Chor eine der bedeutendsten spätromantischen Orgelmessen einstudiert. Die "Messe solennelle cis-Moll" für bis zu siebenstimmigem Chor und zwei Orgeln von Louis Vierne (1870 - 1937) ist ein Glanzstück der französischen Kirchenmusik. Farbige Harmonik und oft berauschender Klangsinn machen dieses Werk des berühmten Notre-Dame-Organisten zu einem Chorfest. Und weil Louis Vierne bei der Uraufführung am 8. Dezember 1901 in St. Sulpice (Paris) mit Charles-Marie Widor den bekanntesten Organisten seiner Zeit an die Hauptorgel setzte, hatte auch Martin Sonnen hochkarätige Organisten unserer Zeit nach Korschenbroich geholt. An der Hauptorgel saß Stefan Palm, Professor an der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg-Stuttgart. Die Chororgel spielte Marcel A. Ober, Kantor an der Düsseldorfer Hauptkirche St. Lambertus. Große orchestrale Wirkung entfaltet die Andreasorgel gleich zu Beginn des "Kyrie", während der Chor verhalten und fugiert den Bittruf anstimmt, der sich im Wechsel mit der Orgel schnell steigert. Der Andreaschor war exzellent vorbereitet und gab dem dreifach Forte den notwendigen Glanz. Das "Gloria" gelang geradezu triumphal, wobei sich auch die Männerstimmen auszeichnen konnten. Ein sehr schönes Bass-Unisono beim "Deus Rex coelestis", wunderbar die geteilten Tenöre und Bässe beim "Qui Tollis".

Beinahe mystische Klarheit zelebrierte der Andreaschor im "Benedictus". So konnte auch die Motette "Tu es Petrus" für Chor und zwei Orgeln des Vierne-Zeitgenossen Théodore Dubois zu einem strahlenden und wirkungsvollen Hymnus werden. Das Wechselspiel zwischen Hauptorgel und Chororgel im Altarraum klappte auch hier perfekt nahtlos. Stefan Palm glänzte an der Hauptorgel mit einigen Solostücken von Louis Vierne, darunter das bekannte "Carillon de Westminster". Seinen Ruf, ein herausragender Virtuose zu sein, pflegte er mit dem toccatahaft schnellen Finale aus der 1. Orgelsonate von Alexandre Guilmant.

(nima)
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