Thomas Dückers im Interview Stadt hat schon sieben Millionen gespart

Grevenbroich · In seiner sechsmonatigen Amtszeit hat sich der Erste Beigeordnete der Stadt Korschenbroich schon oft beweisen müssen. Über die neuen Herausforderungen und die damit veränderten Aufgaben sprach Thomas Dückers mit unserer Redaktion.

 Er wechselte als Referatsleiter vom NRW-Finanzministerium als Erster Beigeordneter und Stadtkämmerer ins Korschenbroicher Rathaus: Thomas Dückers (42). Er ist jetzt sechs Monate im Amt und zieht eine positive Bilanz.

Er wechselte als Referatsleiter vom NRW-Finanzministerium als Erster Beigeordneter und Stadtkämmerer ins Korschenbroicher Rathaus: Thomas Dückers (42). Er ist jetzt sechs Monate im Amt und zieht eine positive Bilanz.

Foto: I. Raupold

Herr Dückers, Sie sind jetzt als Erster Beigeordneter sechs Monate im Amt. War es rückblickend für Sie die richtige Entscheidung, sich auf den Posten bei der Stadt Korschenbroich zu bewerben?

Thomas Dückers Eindeutig: Ja!

Mit welchen Zielen und Vorstellungen sind Sie angetreten?

Dückers Ich habe den Dienst mit einer Portion Respekt angetreten. Da einige Themen und auch die Personalverantwortung in der Größenordnung neu waren, war es wichtig, sich so schnell wie möglich in die Themen und die neue Verantwortung hineinzufinden.

Das Flüchtlingsthema beherrscht das politische Geschehen. Ist die Stadt der Herausforderung überhaupt noch gewachsen?

Dückers Keiner kann sagen, wie viele Menschen in diesem Jahr zu uns kommen. Deshalb wäre es auch falsch, jetzt in Panik zu verfallen. Wie bisher praktiziert, verfahren wir weiter ruhig und besonnen. Unser Ziel ist es, immer eine Nasenlänge voraus zu sein und genügend Unterbringungsmöglichkeiten zu haben. Deshalb sind im Haushalt 2016 Mittel für sozialen Wohnungsbau und weitere Übergangseinrichtungen vorgesehen. Zudem habe ich die Hoffnung, dass die auf Bundesebene beschlossenen Maßnahmen für eine Entlastung sorgen und Bund und Land sich weiter ihrer Verantwortung bewusst sind.

Wie kommen Sie mit den neuen Container-Unterkünften in Pesch und Kleinenbroich voran?

Dückers Nach aktuellem Stand wird die Einrichtung in Pesch Ende Januar zur Verfügung stehen, in Kleinenbroich hoffentlich wie geplant im Laufe des Februars.

Flüchtlingskinder müssen auch unterrichtet werden. Sind die städtischen Schulen der neuen Herausforderung gewachsen?

Dückers Seit November 2015 haben wir 28 Flüchtlingskinder an weiterführenden Schulen und 35 Flüchtlingskinder an Grundschulen in Korschenbroich. Die Grundschulen berichten, dass die Integration der Flüchtlingskinder in den Unterricht gut funktioniert. Es ist sicherlich eine zusätzliche Belastung für die Lehrer, da für die Grundschule keine zusätzlichen Stellen vorgesehen sind. Die Hauptschule berichtet auch positiv über die Integration der Flüchtlingskinder. An der Realschule gibt es eine Seiteneinsteigerklasse, in der die Flüchtlingskinder Deutschunterricht erhalten.

Was ist mit den Kita-Kindern?

Dückers In den Kindertageseinrichtungen konnte bisher der Bedarf gedeckt werden. 31 Flüchtlingskinder besuchen seit November die Kindertageseinrichtungen. Das Kreisjugendamt plant die Einrichtung einer Spielgruppe für Flüchtlingskinder und hat dafür Mittel beim Landesjugendamt angemeldet.

Die Flüchtlingsarbeit zehrt an den Kräften. Muss Ihr Team im Sozialamt personell noch weiter aufgestockt werden?

Dückers In den besonders eingebundenen Ämtern haben wir uns bereits personell verstärkt. In der Haushaltsrede habe ich betont, dass im Personalbereich nicht gespart werden darf und dass wir eher weitere Kollegen benötigen.

Wie wichtig sind die Ehrenamtler für die Stadt in Bezug auf die Flüchtlingsthematik?

Dückers Die Unterstützung der zahlreichen Ehrenamtler ist enorm wichtig, und nicht wegzudenken. Das, was Vereine, Bruderschaften, Einzelpersonen, die Feuerwehr, Kirchen, Schulen und Unternehmen leisten, können wir als Stadtverwaltung weder alleine stemmen noch finanzieren. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Sie sind auch Kämmerer der Stadt Korschenbroich. Warten Sie noch auf finanzielle Unterstützung von Bund und Land oder fließen die Zuschüsse jetzt?

Dückers Erste Zuschüsse haben wir bereits in 2015 erhalten. Für das Jahr 2016 rechne ich mit Zuschüssen von 3,5 Millionen Euro nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz. Das entlastet den Haushalt, für den bisher nur 1,1 Millionen Euro eingeplant waren. Eines muss ich aber klarstellen: Wir erhalten anders als überall zu lesen ist, nicht wirklich 10.000 Euro pro Jahr und Flüchtling. Die Landesregierung berechnet den Zuschuss auf Grundlage veralteter Flüchtlingszahlen. Das dies nicht ausreicht, sollte jedem klar sein. Ich habe von der Landesregierung aber auch nicht erwartet, dass sie uns ausreichend entlastet.

Themawechsel. Sie sind aus Verwaltungssicht auch Chef der Freiwilligen Feuerwehr. In Kleinenbroich und Pesch fehlen aktuell zwei neue Gerätehäuser. Eine Herausforderung. Wie wollen Sie das Problem lösen?

Dückers Eine Antwort zum Aus- oder Neubau des Feuerwehrgerätehauses Kleinenbroich soll der anstehende Brandschutzbedarfsplan geben. Im Haushalt 2016 sind hierfür Planungskosten in Höhe von 100.000 Euro veranschlagt. Auch in der Standortfrage in Pesch wollen wir einen Schritt weiterkommen, Gespräche hierzu sind geplant. Vor dem Hintergrund der Haushaltssituation muss ich jedoch sagen, dass wir nicht beide Standorte zeitgleich stemmen können. Alle Fragen werden wir mit den jeweiligen Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr abstimmen.

Eine weitere Herausforderung ist der vom Land vorgeschriebene Weg zum Haushaltsausgleich in 2018. Kann die Stadt Korschenbroich das schaffen?

Dückers Ja, auch wenn der Weg dorthin kein leichter ist. Es war richtig von uns, freiwillig am Stärkungspakt Stadtfinanzen des Landes teilzunehmen. Seit 2012 konnten wir schon rund sieben Millionen Euro einsparen. Wir müssen dennoch alle Maßnahmen immer wieder hinterfragen. In der jetzigen Situation gibt es zwei Ausnahmen: Der Personalbereich und die städtischen Objekte, die zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden können. In erster Linie müssen wir versuchen, die Ausgabenseite zu verringern. Ist hier kein Spielraum mehr, müssen wir Steuererhöhungen in Betracht ziehen. Eine Antwort darauf müssen wir in späteren Haushaltsberatungen finden.

Sind sie nach sechs Monaten im Amt immer noch der Neue, der Nachfolger von Bernd Dieter Schultze, oder sind Sie schon in der Stadt als Erster Beigeordneter angekommen?

Dückers Beides trifft zu. Bernd Dieter Schultze hat Maßstäbe gesetzt. Allerdings hat sich der Aufgabenschwerpunkt innerhalb meiner Amtszeit stark verändert. Neben der Kämmerei dominiert das Flüchtlingsthema meine Arbeit.

Erforderliche Investitionen in die Infrastruktur sind aufgrund der Haushaltssituation nur bedingt möglich. Was ist Ihnen trotz aller Sparzwänge besonders wichtig?

Dückers Richtig ist, am bisherigen Motto festzuhalten: "Sparen, ohne die Stadt kaputt zu sparen." Ansonsten wären die Reparaturkosten am Ende höher. Der Haushalt für das Jahr 2016 wurde nach dieser Maßgabe aufgestellt.

Was haben Sie sich für das neue Jahr vorgenommen - beruflich wie privat?

Dückers Beruflich gibt es viele Dinge, die 2016 auf der Tagesordnung stehen. Einige wichtige habe ich bereits genannt. Es würde mich sehr freuen, wenn wir in zwölf Monaten viele Schritte vorangekommen sind. Ich bin auch gespannt auf die kurzfristig anstehende Entscheidung, ob das angemeldete Projekt zur Sanierung der Sportfreianlage Korschenbroich in das Bundesförderprogramm aufgenommen wird. Zudem freue ich mich auf viele Termine, die erstmalig in meinem Kalender stehen wie beispielsweise der City-Lauf am 10. April und natürlich Unges Pengste. Im Privaten habe ich es nicht so mit Vorsätzen für das neue Jahr. Das, was wichtig ist, liegt zudem nur begrenzt in meiner Hand: gesund zu bleiben.

RUTH WIEDNER STELLTE DIE FRAGEN.

(NGZ)
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