Korschenbroich Steinzeit-Haus in Neubaugebiet entdeckt

Korschenbroich · Dunkle Verfärbungen in der Erde im Neubaugebiet "Holzkamp-West" geben Archäologen Hinweise auf sehr frühe Besiedlung. Die Ausgrabungen sollen noch drei bis vier Wochen andauern. Der geplante Baustart ist nicht gefährdet.

 Im Gebiet "Holzkamp-West" sollen nach Auskunft der Stadt rund 50 Häuser mit 150 bis 200 Wohneinheiten entstehen.

Im Gebiet "Holzkamp-West" sollen nach Auskunft der Stadt rund 50 Häuser mit 150 bis 200 Wohneinheiten entstehen.

Foto: L. Berns

Seit gut zwei Monaten untersuchen Archäologen im künftigen Baugebiet "Holzkamp-West" auf Höhe des Seniorenzentrums "Haus Tabita" das Erdreich. Jetzt sind sie fündig geworden. "Wir haben Teile eines etwa 7000 Jahre alten Hauses entdeckt", sagt Archäologin Stefanie Grohmann-Troll. Das Haus soll aus der Jungsteinzeit stammen und einmal den ersten dort sesshaften Landwirten gehört haben. Es bestätigt die Vermutungen der Experten, dass das Gebiet schon seit sehr langer Zeit von Menschen besiedelt ist. "Das liegt unter anderem an dem fruchtbaren Lössboden, der nichts anderes als der Staub der letzten Eiszeit ist", erklärt Grohmann-Troll, die jedoch nicht von einem Sensationsfund spricht: "Unsere Befunde kann man nicht in die Hand nehmen. Es handelt sich vielmehr um Bodenverfärbungen sowie Hinweise auf rund 60 Gruben und 70 Pfahllöcher."

Konkrete Fundstücke wie Mauerreste, Tonkrüge oder gar Schätze haben die Archäologen also nicht gefunden. Dennoch: Die Befunde im Gebiet "Holzkamp-West" sind für die Experten aus Weilerswist nicht bedeutungslos. "Unser Ziel ist es, Zusammenhänge zwischen anderen Befunden in der Umgebung herzustellen. Diese Ausgrabung ist sozusagen Teil eines großen Puzzles und deshalb wichtig", sagt die Archäologin, die zum jetzigen Zeitpunkt nicht davon ausgeht, dass sie noch etwas findet, was den Bau der 50 geplanten Häuser im Neubaugebiet verzögern oder gar stoppen könnte. Drei bis vier Wochen sollen die archäologischen Arbeiten noch dauern. Die dunklen Verfärbungen im Boden sollen fotografiert, vermessen und digital eingelesen werden. Außerdem werden einige Proben entnommen.

Doch nicht alle Befunde auf dem riesigen Areal stammen aus der Jungsteinzeit. "Die Funde datieren aus unterschiedlichen Zeiten. Einige stammen tatsächlich aus der Bandkeramik, also einer bäuerlichen Kultur aus der Jungsteinzeit. Andere aus der vorrömischen Eisenzeit, etwa 500 vor Christus, und wieder andere aus der römischen Epoche, also aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert nach Christus", erzählt Stefanie Grohmann-Troll, die mit ihrem Team nicht viel tiefer als 40 Zentimeter schürft und sich dabei auch nur auf die künftigen Straßen des Neubaugebiets beschränkt.

Wie der Korschenbroicher Planungsamtsleiter Dieter Hoffmans berichtet, habe es beim Gebiet "Holzkamp-West" aufgrund einiger anderer Funde in der unmittelbaren Umgebung größere Vorvermutungen gegeben, dass sich im Erdreich des Areals historische Gegenstände oder Ähnliches befinden. Hinweise auf eine römische Fernstraße - das stand in der Vergangenheit häufiger im Raum - habe es allerdings bisher nicht gegeben. "Zutage getreten sind bisher nur die dunklen Verfärbungen", sagt Dieter Hoffmans, der mit Blick auf die Ausgrabungen von einem aus Sicht der Korschenbroicher Stadtverwaltung normalen Vorgang spricht.

(cka)
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