Korschenbroich Thalia-Theater: Verwicklungen um "ein tödliches Glas Rotwein"

Korschenbroich · Auf der Speisekarte standen gefüllte Riesenchampignons, gebratene Maishähnchenbrust und Glühwein-Tiramisu mit beschwipsten Kirschen, auf dem Spielplan des Thalia-Theaters stand "Ein tödliches Glas Rotwein" von Mike LaMarr. Wo hätte diese Kriminalkomödie besser hingepasst als in ein Weinhaus? Während die beiden kanadischen Holzfälleröfen für behagliche Wärme in dem ehemaligen Treibhaus sorgten, herrschte im Weinhaus Menrath knisternde Spannung.

Der Schweizer Autor hatte das Pferd von hinten aufgezäumt, so schien es zumindest: Carola Weber (Stefanie Simon), die hoch attraktive Gattin des überaus karrierebewussten Staatsanwalts Rolf Weber (Stefan Brings) gestand, ihren Mann vergiftet zu haben. Der Jurist, ein wahres Ekelpaket, glaubte abwechselnd an einen Bluff, dann lachte er seine Frau auf eine niederträchtige Weise aus. Auch seine spanische Haushälterin Frau Rodriguez (Ursula Kamper) bekam seine Launen zu spüren. Seine Verachtung schleuderte er auch seinem Assistenten Hans Loosli (Berno Schmitz-Kamper) entgegen, den er für unfähig hielt. Die 47 Zuschauer erlebten tolle Schauspieler - diese Leistung konnte der eine oder andere Versprecher nicht schmälern - und eine Handlung, die anders war als gedacht. Der blasse Beamte Loosli sollte zum dreisten Erpresser werden.

Lange sah es so aus, als wäre die Sekretärin und Geliebte des Karriere-Staatsanwalts das Opfer des vermeintlichen Giftanschlags, weil sie nach dem Glas gegriffen hatte, das eigentlich für Rolf Weber bestimmt war. Erstaunlich: das Ganoven-Duo Carola Weber und Hans Loosli, das eine Beziehung unterhielt, hatte auf Bande gespielt, um den ehrgeizigen Staatsanwalt auszuschalten: Es war gar kein Gift im Spiel gewesen, und es war auch niemand gestorben. Das konnte Rolf Weber nicht wissen, der sich schließlich erschoss.

Ebenfalls ungewöhnlich: Weber lebte noch einmal auf, um den Abschiedsbrief zu verlesen. Und rückblickend machte sich der junge Kripobeamte Schnyder (Lars Meuser) Gedanken über den Tathergang und die Zusammenhänge. Sein Credo: "Der perfekte Mord ist eine Illusion."

"Ein tödliches Glas Rotwein" ist ein recht kompliziertes Konstrukt, zu groß sollte der Weingenuss nicht sein, um die überraschenden Wendungen in der Kriminalkomödie nachvollziehen zu können. Spannend war's allemal.

(barni)
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