Korschenbroich Über 800 Sprühdosen illegal entsorgt

Korschenbroich · Seit Jahren dürfen Graffiti-Künstler legal die Wände der Unterführung an der Regentenstraße besprühen. Viele werfen ihre Spraydosen und Farbeimer in die Böschungen - offenbar schon lange. Silke Hühren hat den Missstand entdeckt.

 Was auf diesem Foto wie gestellt wirkt, ist bittere Realität: In den Böschungen an der Unterführung liegen etliche Spraydosen und sogar Farbeimer, aus denen Farbe ins Erdreich sickert. Anwohnerin Silke Hühren ist entsetzt.

Was auf diesem Foto wie gestellt wirkt, ist bittere Realität: In den Böschungen an der Unterführung liegen etliche Spraydosen und sogar Farbeimer, aus denen Farbe ins Erdreich sickert. Anwohnerin Silke Hühren ist entsetzt.

Foto: kandzorra

Je näher Silke Hühren der Bahnbrücke auf dem Fußweg oberhalb der Unterführung kommt, desto mehr Mühe hat sie, nicht auf alte Spraydosen zu treten. Dutzende Dosen liegen dort in der Böschung; mittendrin halb umgekippte Farbeimer mit Rest-Inhalt, der in den Boden sickert. In den Bäumen hängen zwei benutzte Farbrollen. "Sprühen können die Graffiti-Künstler gut. Und einige können noch besser werfen", sagt Silke Hühren mit ironischem Unterton. Vor einer Woche hat sie das Umwelt-Problem an der Unterführung, die seit einigen Jahren für Graffiti freigegeben ist, entdeckt und vor einer Woche beim stadtweiten "Dreck-weg-Tag" an drei der vier Böschungsseiten insgesamt 700 Spraydosen aufgesammelt.

Dafür hat sie vier Stunden gebraucht. "Die vierte Seite habe ich nicht mehr gemacht. Das war einfach zu viel Arbeit", sagt die Korschenbroicherin. Grundsätzlich sei sie nicht gegen die Aktivitäten der Sprayer. "Einige der Graffiti sind durchaus toll gestaltet. Aber die Sprayer müssen ihren Müll mitnehmen", betont Hühren, die zwei Mülleimer in der Unterführung fordert. "Ich wünsche mir zudem, dass diejenigen, die hier Graffiti sprühen, mit gutem Beispiel voran gehen und die vierte Böschung von Dosen, Eimern und Farbrollen befreien." Silke Hühren hat bereits mit einigen Jugendlichen Kontakt aufgenommen. Niemand will für den gefährlichen Müll verantwortlich sein. "Es haben sich aber ein paar der Jugendlichen dazu bereiterklärt, den Müll aufzusammeln. Das löst jedoch nicht das Problem", sagt die Anwohnerin.

Die Stadt Korschenbroich, die für die Unterführung und die Böschungsseiten zuständig ist, will reagieren und nimmt den Vorschlag von Hühren an: Sie will nun die Jugendlichen mit ins Boot holen. Diese sollen sich an einer Aufräumaktion beteiligen. "Uns ist es ein Anliegen, eine unschöne Situation in etwas Positives umzuwandeln", sagt Thomas Kochs, Technischer Betriebsleiter der Städtischen Eigenbetriebe. Wie die Aktion allerdings genau ablaufen soll und wann der schadstoffbelastete Müll weggeräumt wird, kann die Stadt noch nicht konkret sagen.

Immerhin: Als Sofortmaßnahme hat Reinhard Giese vom Kreisjugendamt zugesagt, Hinweisschilder an der Unterführung aufzuhängen, die die Sprayer dazu auffordern, ihren Müll mitzunehmen. Er will sich auch dafür einsetzen, dass der nach der Sanierung der Unterführung abgebaute Mülleimer wieder im Tunnel aufgestellt wird. Die Stadt weist bisher nur auf zwei Restmüllbehälter hin, die sich in der Nähe der einige Meter weit entfernten Bushaltestellen befinden. Dort darf jedoch kein Sondermüll entsorgt werden. Ob das Problem langfristig gelöst werden kann, bleibt offen.

(cka)
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