Korschenbroich Vera Bolten wird in Hamburg Weltmeister

Korschenbroich · Das "Wunder von Bern" reißt die Zuschauer von den Theaterplätzen. Die Familiengeschichte mit der Korschenbroicher Sängerin rührt nicht nur Frauen zu Tränen, auch Pastor Schagen greift zum Taschentuch. Er saß mit im Publikum.

Rund 1850 Zuschauer feierten im November 2014 im Hamburger Stage-Theater Premiere: Von Beginn an gehört die Korschenbroicher Musical-Darstellerin Vera Bolten (M.) mit Kittelschürze als Trümmerfrau zu den Hauptdarstellern. Die Sängerin ist dort an vier Abenden in der Woche zu sehen und zu hören.

Rund 1850 Zuschauer feierten im November 2014 im Hamburger Stage-Theater Premiere: Von Beginn an gehört die Korschenbroicher Musical-Darstellerin Vera Bolten (M.) mit Kittelschürze als Trümmerfrau zu den Hauptdarstellern. Die Sängerin ist dort an vier Abenden in der Woche zu sehen und zu hören.

Foto: Morris Mac Matzen

Das Aus für die deutsche Nationalelf im EM-Halbfinale hat sie noch mit der Familie in Pesch verfolgt: Gestern saß Vera Bolten (39) dann schon wieder im Zug nach Hamburg, um dort auf der Musical-Bühne für das "Wunder von Bern" in ihre Rolle als Trümmerfrau Christa Lubanski zu schlüpfen. Das ist ihre Einladung, sich mit deutscher Geschichte und dem historischen Sportereignis von 1954 einmal als Theaterbesucher zu befassen. Ihr kleiner Trost für alle enttäuschten Fußball-Fans: "Bei uns wird Deutschland jeden Abend Weltmeister."

Besuch in Hamburg: Pfarrer Schagen und "Trümmerfrau" Vera Bolten.

Besuch in Hamburg: Pfarrer Schagen und "Trümmerfrau" Vera Bolten.

Foto: Stage

Davon überzeugte sich Pfarrer Hermann-Josef Schagen am vergangenen Samstag bereits zum zweiten Mal. Er ist bekennender Musical-Fan und fußballverrückt, wenn "seine" Mönchengladbacher Borussia in der Bundesliga gegen den Ball tritt. Doch das "Wunder von Bern" könnte der Korschenbroicher Pastor immer wieder sehen. Er ist fasziniert, von dem was die Akteure auf die Bühne zaubern - großartige Bilder und berührende Szenen, die die Geschichte von der ersten Fußball-Weltmeisterschaft mit deutscher Beteiligung - 1954 in der Schweiz - und einer tragischen Familienzusammenführung wieder aufleben lassen.

Szenenfoto: Liebevoll drückt Christa Lubanski ihren Sohn an sich.

Szenenfoto: Liebevoll drückt Christa Lubanski ihren Sohn an sich.

Foto: Morris Mac Matzen

Auch detailverliebt lobt der Korschenbroicher Pfarrer die Szene mit einem Geistlichen: "Seine Robe hat 52 Knöpfe, so wie es sich gehört." Und dass genau dieser Berufskollege im Beichtstuhl im legendären WM-Finale das Radio laufenließ, zaubert Schagen ein verständnisvolles Lächeln ins Gesicht: "Ich habe da auch schon mal Bundesliga-Ergebnisse gecheckt."

Das Musical orientiert sich an dem Kinofilm von Sönke Wortmann (2003). Der erzählt nicht nur von der Fußball-Sensation, sondern auch die Geschichte einer Familie in der Nachkriegszeit: Richard Lubanski kehrt traumatisiert aus der Kriegsgefangenschaft zurück, findet sich in seinem alten Zuhause aber nicht mehr zurecht. Das "Wunder von Bern" steht für viel mehr als nur für Fußball. Das findet auch Vera Bolten, die an vier Tagen in der Woche - immer freitags, samstags, sonntags und montags - die Rolle der Trümmerfrau Christa Lubanski auf der Bühne im neuen Stage-Theater in Hamburg verkörpert. Auch wenn jetzt während der Fußball-EM für die Musical-Darsteller hinter der Bühne gleich mehrere Fernseher laufen und das Publikum mit Ergebnistafeln informiert wird, rückt Vera Bolten die berührende Vater-Sohn-Geschichte in den Fokus. "Ich beobachte jedes Mal wieder, wie sich auch Männer verstohlen die Tränen wegwischen."

Vera Bolten ist eine gefragte Musical-Darstellerin. Keines der großen Werke ist der 39-Jährigen fremd. Hauptrollen in "We will rock you", der "West Side Story", dem Glöckner von Notre Dame oder "Les Misérables" prägten ihre Entwicklung. Was viele ihrer Fans aber nicht wissen: Der Grundstein für diese Erfolgsgeschichte wurde bereits im Pescher Kinderchor von St. Marien gelegt. Im GyKo entstand dann die Liebe zu Tanz und Darbietung. Vera Bolten ist zunächst noch bis zum Jahresende als Trümmerfrau in Hamburg zu sehen. Danach geht das Ensemble vorrausichtlich auf Tour.

(NGZ)
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