Korschenbroich Vermieter will die Stadt verklagen

Korschenbroich · Stephan Tetzlaff ist sauer. Er hat der Stadt Korschenbroich für eine Flüchtlingsfamilie ein Appartement vermietet. Das musste anschließend grundsaniert werden. Kosten: 4800 Euro. Davon zahlt die Versicherung lediglich 1390 Euro.

 Für 250 Euro Kaltmiete hatte Stephan Tetzlaff sein Appartement an die Stadt vermietet: Eine Sanierung wurde nach unsachgemäßer Nutzung erforderlich. Die Versicherung zahlt 1390 Euro, die Stadt will nicht für die Differenz aufkommen.

Für 250 Euro Kaltmiete hatte Stephan Tetzlaff sein Appartement an die Stadt vermietet: Eine Sanierung wurde nach unsachgemäßer Nutzung erforderlich. Die Versicherung zahlt 1390 Euro, die Stadt will nicht für die Differenz aufkommen.

Foto: Ilg

Die Flüchtlingsströme im vergangenen Herbst ließen auch das Pescher Ehepaar Cordula (53) und Stephan (53) Tetzlaff nicht unberührt. Als die Stadt händeringend nach Wohnungen für zugewiesene Flüchtlinge suchte, meldete sich der Gartenbau-Ingenieur. Er bot der Stadt vorübergehend für die Zeit vom 1. Dezember bis zum 30. März 2016 ein möbliertes 38 Quadartmeter großes Appartement zur Miete an. Ab April wird die Einliegerwohnung seit Jahren von seinen Erntehelfern genutzt. "Leider ist alles nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben", erklärt er zurückblickend gegenüber unserer Redaktion. Heute bleibt Tetzlaff auf Sanierungskosten von 3400 Euro sitzen.

"Die Versicherung hatte uns mit 1390 Euro abgespeist, und die Verwaltung fühlt sich nicht zuständig." Stephan Tetzlaff will jetzt die Stadt verklagen. Der 53-Jährige hat bereits mit seinem Rechtsanwalt gesprochen. Und auch der Rechtsberater von "Haus und Grund" hat ihm zwischenzeitlich zu einer Klage gegen die Stadt geraten.

Was war passiert? Die Pescher Familie bekam von der Stadtverwaltung am 30. November 2015 ein kurdisch-syrisches Ehepaar mit einem 16 Monaten altem Kleinkind zugewiesen, das zuvor in einer städtischen Turnhalle untergekommen war. "Statt zu heizen wurde in der Wohnung dauergelüftet, immer waren die Fenster auf, die nasse Wäsche wurde in der kleinen Wohnung getrocknet", skizziert Tetzlaff die Entwicklung. Er und auch seine Frau konnten trotz vieler gut gemeinter Hinweise nichts verändern. Das erschreckende Ergebnis zeigen Fotos mit großen Schimmelpilzflecken und gelösten Tapetenbahnen.

"Wir haben einen beginnenden Schimmelpilzbefall der Wohnung bereits am 21. Januar, also drei Wochen vor dem Auszug, bei Herrn Berns und auch bei Frau Cremer im Rathaus gemeldet. Sie hätten die Pflicht gehabt, weiteren Schaden abzuwenden", übt Tetzlaff Kritik an der Verwaltung. Als die Asylsuchende ihr zweites Kind entbunden hatte, entschied die Sachbearbeiterin: "Hier kommt mir kein Säugling mehr rein."

Fast fünf Wochen wartete Stephan Tetzlaff dann, "aber von der Stadt hat sich keiner das Debakel angesehen. Stattdessen wurde ein offizielles Angebot gefordert." Die Versicherung der Stadt hat 1390 Euro erstattet, der Rest sei für Wohnungsabnutzung abzuziehen. Dass für Schönheitsreparaturen laut Vertrag die Stadt als Mieterin aufzukommen habe, davon will Bürgermeister Marc Venten nichts wissen: "Es ist richtig, dass dem Eigentümer grundsätzlich ein Schaden entstanden ist. Seitens der Stadt wurde der Schaden der Haftpflichtversicherung gemeldet. Die hat die vom Eigentümer eingereichte Reparaturrechnung durch ein unabhängiges Sachverständigenbüro prüfen lassen." Das Gutachten sei Grundlage für den Entschädigungsbetrag. Venten: "Die Möglichkeit, zu dem Prüfbericht Stellung zu nehmen, hat der Eigentümer trotz mehrfacher Hinweise bislang nicht genutzt." Zudem sagt Venten: "Es besteht kein Anspruch auf Ersatz zum Neuwert."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort