Korschenbroich Von der Kapelle zur kleinen Basilika

Korschenbroich · Als neugotische Kapelle gebaut, wurde Herz-Jesu in den 50er Jahren zur heutigen Größe erweitert. Bei einer Führung in der Kirche erfuhren die Teilnehmer viel über Symbolik und entdeckten, wie das Kreuz im Hirschgeweih aufleuchtet.

 Heike Hox, Achim Hoeps und Ansgar Barbers stellten bei der Kirchenführung die Historie des Gotteshauses und symbolische Bezüge vor.

Heike Hox, Achim Hoeps und Ansgar Barbers stellten bei der Kirchenführung die Historie des Gotteshauses und symbolische Bezüge vor.

Foto: Isabella Raupold

Seiner Geschichte entsprechend hat das Gotteshaus gleich zwei Grundsteine. Der erste erinnert links neben der Orgel an den Baubeginn im Jahr 1913. Der neugotische Stil sei wegen der Orientierung an der Mutterkirche St. Andreas Korschenbroich gewählt worden, berichtete Ansgar Barbers.

Die Führung war Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung "Himmelwärts" im Kulturbahnhof. Barbers startete vor dem Seitenportal zur Straße hin. Denn von hier aus erschließt sich gut sichtbar das Gefüge der Bauteile. Das ursprüngliche Kirchlein birgt heute den Altarraum, während der wesentlich größere Anbau für das neue Kirchenschiff 1956 quer zur Kapelle hinzugefügt wurde.

Für die Besichtigung des Innenraumes bat Barbers seine Zuhörer durch den Haupteingang. So schritten diese unter der Fensterrosette mit dem abstrahierten Kreuz her und blickten unmittelbar auf den Altar. Auf diesem Wege wurde bewusst, wie sich der Boden zur Altarinsel hin leicht absenkt, damit diese für alle besser einsehbar ist. In ihren Erläuterungen zu den Kirchenfenstern zitierte Heike Hox aus Pfarrer Albert Damblons Buch "Die glasklaren Schwestern". Sie erklärte das Lichtspiel der Kreuzform, die in geschwungenen Facetten aus Glasbausteinen den Beton durchbricht. "Diese Art der durchbrochenen Fensterrosette hat Herz-Jesu mit den Kathedralen gemeinsam", betonte Hox.

Dank ihrer Erklärungen hatte vielleicht mancher zum ersten Mal das durchlaufende Band der symbolisierten Dornenkrone in den von Johannes Beeck entworfenen Seitenfenstern entdeckt. Diese Dornenkrone bekomme der Besucher aufgesetzt, erklärte Hox in Anlehnung an Damblons Interpretation. Das runde Hubertusfenster oberhalb der kleinen Empore vorne sorgte zunächst für Verwirrung. Denn keiner vermochte den Heiligen oder den Hirschen mit dem Kreuz im Geweih zu erkennen. Dabei war das Fenster von der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft bei der Künstlerin Mechthild Bach in Auftrag gegeben worden, um dem Namenspatron einen Platz in der Kirche zu sichern. "Wir haben die Sicht des Hubertus'", verriet Achim Hoeps und half zu sehen, wie das Kreuz im Hirschgeweih aufleuchtet. Durch Hoeps erfuhren die Besucher auch, wie modern die Kirche gemessen an ihrer Bauzeit ist: Noch vor dem Konzil gebaut, stelle sie die Gedanken dar, die danach für die Kirche verbindlich waren, so Hoeps. Die Grundform sei die einer Basilika und weise den Ort über die Architektur als Versammlungsraum aus. "Die sich hier versammeln, stehen zunächst unter dem Kreuz als Zeichen des Leidens und der Hoffnung", sagte er. Beim Verweis auf die Symbolik der Seitenfenster ergänzte Hoeps: "Dabei hat die Gemeinde die Dornenkrone auf und ist die Gestalt, in der Christus da ist. Auf diesem Weg geht mich das Leid der Welt etwas an". Hoeps: "In den 50er Jahren ist diese Idee hier auf tolle Weise Gestalt geworden".

(NGZ)
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