Korschenbroich Wenn Architektur auf Skulptur trifft

Korschenbroich · "Archikulptur": So bezeichnet der Künstler Garvin Dickhof seine Werke. Der Viersener stapelt Bauklötze aus Holz zu zwei Meter hohen Skulpturen. Sie sind jetzt im Kulturbahnhof zu bestaunen.

 Es ist ein Balanceakt: Bauklotz für Bauklotz stapelt Künstler Garvin Dickhof aufeinander und baut so imposante "Archikulpturen".

Es ist ein Balanceakt: Bauklotz für Bauklotz stapelt Künstler Garvin Dickhof aufeinander und baut so imposante "Archikulpturen".

Foto: Isabella Raupold

Kann eine gute Ausstellung auch noch gut riechen? Ja. Den Beweis liefert Garvin Dickhof aus Viersen, der zurzeit im Korschenbroicher Kulturbahnhof ausstellt. Den angenehmen Geruch verströmen die mehr als 10.000 Holzstücke, aus denen der Künstler drei über zwei Meter hohe Skulpturen gemacht hat. Sie waren bei den Gemeinnützigen Werkstätten nach den Vorstellungen von Garvin Dickhof zugeschnitten worden. Die Vernissage-Besucher schauten gebannt zu, als der 36-Jährige jetzt eine große Skulptur gezielt destabilisierte, indem er Hölzer - mal wenige, mal beängstigend viele - entnahm. Die Ausstellung trägt den passenden Titel "Da staunste Bauklötze". Am Sonntag ist sie wieder von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Im "Kunstfrühling 2014" hatte er in der Sparkasse seinen Beitrag präsentieren dürfen, und es war eine gute Idee, ihm jetzt eine Einzelausstellung zu widmen. Was man über Garvin Dickhof und seine Arbeitsweise wissen muss: Die rechteckigen Hölzer - unter anderem Birken- und Eichenholz - werden nicht miteinander verklebt oder verkantet, sondern einfach übereinander gestapelt - ein unachtsamer Schritt eines Ausstellungsbesuchers kann also die ganze Pracht zum Einsturz bringen. Die Kunst des Vierseners verlangt also einen respektvollen Umgang. Wer den Worten der Museumsleiterin Hilla Baecker und des Künstlers lauschte, wurde mit einer Erweiterung seines Wortschatzes um Begriffe wie "Archikulptur" belohnt - eine Mischung aus Architektur und Skulptur. So bezeichnet der 36-Jährige seine großen Arbeiten.

Der Mann, der als Modellgestalter für Tony Cragg gearbeitet hat, kann nicht verleugnen, dass ihn dessen Formensprache geprägt hat. Das macht eine der Großskulpturen deutlich - Dickhof spricht hier von "Kursiver Architektur". Und er arbeitet nicht nur mit Holz, sondern auch mit Papier. Auch diese Exponate sind höchst bemerkenswert, wenn auch längst nicht so monumental und in ihrer Art wohl kaum ein zweites Mal zu finden: Die rund 25 Zentimeter hohen weißen Skulpturen bestehen, was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, aus unzähligen kleinen gefalteten Teilen, die an kleine Papierschiffchen erinnern und die ein beeindruckendes Ganzes ergeben. Auch hier ist kein Klebstoff verwendet worden. Die einzelnen Elemente wurden einfach zusammengesteckt.

Dickhof, Metallgestalter und Kulturpädagoge, der bald sein Designstudium abschließen wird, zeigt auch Wandskulpturen, die durch ihre geschwungene Form auffallen. Und dann sind da noch die kleinformatigen abstrakten Bilder, die auf ganz eigentümliche Weise entstehen: Da kommt ein leeres Blatt Papier in eine Dose, der Künstler gibt Farbpigmente dazu und schüttelt das Ganze. Dann nimmt er das Blatt, dreht es um 180 Grad und gibt andere Farbpigmente dazu. Richtung und Rhythmik tragen entscheidend zum Ergebnis bei.

(NGZ)
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