Korschenbroich "Zeitgespräche": Erkenntnisse rund um das Thema Glück

Korschenbroich · "Glück ist keine Glücksache", behauptete jetzt der frühere Leiter der Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Gladbach-Neuss, Werner Ulrich, im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Zeitgespräche" bei der evangelischen Kirchengemeinde. Ulrich beleuchtete den Glücksbegriff von allen möglichen Perspektiven aus und gab schon zu Beginn seiner Ausführungen zu verstehen: "Es wird kein Rezept zum Glücklichsein geben heute Abend." Sein Credo: "Ein dauerhaftes stabiles Glücksgefühl gibt es nicht." Und: "Glück zu empfinden, ist etwas sehr Persönliches."

Werner Ulrich machte bei den "Zeitgesprächen" exemplarisch deutlich, dass sich viele kluge Köpfe mit dem Thema bereits beschäftigt hatten. Martin Luther etwa hatte die Auffassung vertreten: "Glück ist kein gutes Ziel, das Streben nach Glück kann anmaßend sein." Der amerikanische Glücksforscher Daniel Gilbert beklagte, dass viele Menschen eine zu geringe Kompetenz hätten herauszufinden, was sie denn glücklich mache. Erstaunlich: Kranke Menschen sollen Studien zufolge nicht weniger glücklich sein als gesunde, und auch die Karriere ist keine garantierte Glücksquelle. Gebildete seien nicht glücklicher als Menschen mit geringer Bildung. Und: Außergewöhnliche Glücksgefühle können nicht konserviert werden.

Auch in der Philosophie ist "Glück" ein großes Thema, viele Philosophen raten zur Bescheidenheit. Epikur riet beispielsweise dazu, das zu schätzen, was da ist. Aristoteles meinte offenbar dasselbe und drückte sich so aus: "Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf." Platon warnte dafür, sich das Glück durch Krankheitsängste vermiesen zu lassen: "Die ständige Sorge um die Gesundheit ist auch eine Krankheit."

Schön und gut, aber in der Psyche - so Werner Ulrich - sei das Motto "mehr ist besser" fest verankert. Die Werbung, aber auch das soziale Umfeld wecken immer neue Bedürfnisse in uns, um "in" zu sein, um mitreden zu können und von anderen akzeptiert zu werden. Erstaunlich, was der Glücksforscher Daniel Gilbert so alles herausgefunden hat: "Das Scheitern einer Diät macht so unglücklich nicht", lautet eine seiner Erkenntnisse.

Eine interessante These: "Glück ist eine Überwindungsprämie", gab Werner Ulrich zu verstehen. Das ist nachvollziehbar, dürfte doch jeder schon erlebt haben, wie glücklich es macht, etwas nicht mehr länger vor sich herzuschieben, sondern entschieden anzugehen, von der Steuererklärung bis zur Kontaktaufnahme mit einem Menschen, der einen interessiert.

(NGZ)
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