Krefeld 1000 neue Bewohner für Tackheide

Krefeld · Mehrere hundert Wohneinheiten sollen im Krefelder Westen in Nachbarschaft des Siedlungsgebiets Tackheide entstehen. Das Areal wird an zwei Seiten von Bahntrassen begrenzt. Ungeklärt ist, wie die Zufahrt erfolgen soll.

 Alte Gladbacher Straße: Zufahrts-Tunnel Nr. 1 ist nur einspurig befahrbar.

Alte Gladbacher Straße: Zufahrts-Tunnel Nr. 1 ist nur einspurig befahrbar.

Foto: Carola Puvogel

Hunderte neue Wohneinheiten sollen langfristig auf einem Areal entstehen, das derzeit von Kleingartenanlagen, Beerenplantagen sowie einer alten Dachpappenfabrik geprägt ist: Im Dreieck der Eisenbahntrasse Krefeld-Mönchengladbach, der Güterbahnlinie Outokumpu sowie dem Siedlungsgebiet Tackheide plant die Verwaltung etwa ab dem Jahr 2026 die Realisierung eines großen Neubaugebiets.

 Vorster Straße: Zufahrts-Tunnel Nr. 2 ist derzeit eine Sackgasse.

Vorster Straße: Zufahrts-Tunnel Nr. 2 ist derzeit eine Sackgasse.

Foto: Carola Puvogel

Der Bürgerverein Tackheide beobachtet das Geschehen genau und hat jetzt die Bürger in dem Gebiet mit einem Flugblatt über den Stand der Dinge informiert. Die Sorge: Wie passt ein Neubaugebiet mit geschätzt rund 1000 neuen Bewohnern auf einer Fläche von etwa 15 Hektar zum vorhandenen Charakter der Siedlung mit 2000 Einwohnern auf 65 Hektar? Außerdem stellt sich der Bürgerverein die Frage, über welche Zufahrtswege die neuen Bewohner ihre Häuser erreichen sollen, erklärt Vorsitzender Werner Lennackers.

 Die Wiese am Gartenbauverein wird im Volksmund "Teersee" genannt.

Die Wiese am Gartenbauverein wird im Volksmund "Teersee" genannt.

Foto: Carola Puvogel

Seit vielen Jahren wird um eine Entwicklung des Gebiets gerungen. Mehrere Anläufe, für das Gesamtgebiet einen Bebauungsplan aufzustellen, scheiterten bereits an bürgerschaftlichen und politischen Befürchtungen hinsichtlich der entstehenden Verkehre, schreibt die Verwaltung in ihrer jüngsten Vorlage zum Thema Nachverdichtung/Wohnbauflächenpotenziale. Auch soll nach Informationen unserer Redaktion das Verhältnis der vier Eigentümer der Flächen nicht ganz konfliktfrei sein. Dies sind die Stadt Krefeld als auch die Wohnstätte sowie die beiden Immobilienunternehmen Dr. Schmitter aus Krefeld und Immeo Wohnen Service aus Oberhausen.

 Das Dreieck umreißt grob das geplante Baugebiet.

Das Dreieck umreißt grob das geplante Baugebiet.

Foto: Google Earth

Werner Lennackers hat immer wieder auf die Verkehrsproblematik hingewiesen. Denn das Areal ist nur schwer zu erreichen: von der Innenstadt her durch den im Wechsel nur einspurig befahrbaren Tunnel an der Alten Gladbacher Straße, der bei Regen außerdem dazu neigt, überflutet zu sein. Dann durch die kleinen Straßen des Siedlungsgebiets Tackheide sowie über die ebenfalls schmale Zuwegung "Zur alten Schmiede". Lennackers sieht das kritisch: "Die drei Straßen haben nur ein begrenztes und nicht erweiterungsfähiges Aufnahmevolumen, das im Berufsverkehr schon heute grenzwertig ist", urteilt der Bürgervereinsvorsitzende.

 Beerenplantage, Kleingartengelände und der Boule-Club auf dem Gelände der alten Dachpappenfabrik (hinten links) sollen langfristig einem Neubaugebiet weichen. Unklar ist, wie das Gebiet verkehrstechnisch erschlossen werden könnte. Rechts im Bild ist die Bahntrasse Krefeld-Mönchengladbach zu sehen.

Beerenplantage, Kleingartengelände und der Boule-Club auf dem Gelände der alten Dachpappenfabrik (hinten links) sollen langfristig einem Neubaugebiet weichen. Unklar ist, wie das Gebiet verkehrstechnisch erschlossen werden könnte. Rechts im Bild ist die Bahntrasse Krefeld-Mönchengladbach zu sehen.

Foto: C. Puvogel

In Gesprächen mit Planungsdezernent Martin Linne sei ihm aber zugesichert worden, dass vor weiteren Überlegungen zur Entwicklung des Gebiets ein Verkehrsgutachten erstellt werden soll, sagt Lennackers. Ein möglicher Plan ist die Öffnung und Weiterführung der Vorster Straße, derzeit eine Sackgasse. Lennackers befürchtet allerdings, dass dadurch nur weiterer Durchgangsverkehr angezogen werden könnte.

Unklarheit herrscht über die ungefähre Größenordnung der Bebauung. Während die Verwaltung von "ca. 210 Wohneinheiten" spricht, berichtet Lennackers von der Zahl 300 bis 400, die ihm im Gespräch mit Linne genannt worden sei.

Vom Tisch ist nach Informationen von Lennackers wohl die Idee, in der Mitte des Gebiets einen künstlichen See anzulegen. Dasselbe gilt für ein ursprünglich angedachtes achtstöckiges Hochhaus.

Unstrittig wiederum ist, dass vor einer Wohnbebauung umfangreiche Altlastensanierungen notwendig werden. Das schreibt die Verwaltung in der Nachverdichtungs-Vorlage. Keine Überraschung: Das Gebiet rund um die Dachpappenfabrik gilt als belastet, Lennackers glaubt, dass dort unter anderem Teer und Bitumen liegen. Und die die Wiese im Kleingartengelände, direkt an der Bahntrasse, wird seit Jahrzehnten im Volksmund "Teersee" genannt.

(RP)
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