Hohe Dunkelziffer 149 Übergriffe auf Krefelder Frauen

Krefeld · Die Grünen haben bei ihrer Jahresversammlung eine Resolution zum Schutz für Frauen verabschiedet. Sexualisierte Gewalt soll künftig auch in VHS-Integrationskursen für Flüchtlinge thematisiert werden.

 Ana Sanz, Heidi Matthias und Ulle Schauws (v.l.) erläutern die Resolution "Gegen Gewalt gegen Frauen".

Ana Sanz, Heidi Matthias und Ulle Schauws (v.l.) erläutern die Resolution "Gegen Gewalt gegen Frauen".

Foto: T. Lammertz

In Krefeld gab es laut der Frauenberatungsstelle im vergangenen Jahr 149 Übergriffe auf Frauen; bei 41 davon handelte es sich um sexualisierte Gewalt. Ulle Schauws, Bundestagsabgeordnete und frauenpolitische Sprecherin der Grünen, sieht ein großes Problem darin, dass viele Übergriffe nicht zur Anzeige gebracht werden und ein öffentlicher Diskurs wegfällt. "Es ist notwendig, dass diese Diskussion auch in Krefeld geführt wird". Deshalb haben die Krefelder Grünen in der jüngsten Jahreshauptversammlung die Resolution "Gegen Gewalt gegen Frauen" verabschiedet.

"Laut einer Studie ist jede dritte Frau in ihrem Leben Opfer von sexualisierter Gewalt geworden", sagt Schauws. Die Grünen wollen mit ihrer Resolution nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln und weiteren deutschen Großstädten das Thema nun öffentlich ansprechen und präventive Maßnahmen treffen.

Die Krefelder Grünen lenken das Thema in ihrer Resolution auf zwei Aspekte: Zum einen geht es um die rund 3500 in Krefeld lebenden Flüchtlinge, wovon knapp 1000 in Turn- und Traglufthallen untergebracht sind. Etwa 30 Prozent der in den Einrichtungen lebenden Flüchtlinge sind Frauen, einige wenige allein reisend. "Es gibt nur notdürftigen Schutz in diesen Unterkünften", stellt Schauws fest, und es sei wichtig, dass vor allem allein reisende Frauen schnellstmöglich aus den Unterkünften herausgeholt werden, weil sie dort keine Möglichkeiten hätten, sich zurückzuziehen, ergänzt Heidi Matthias, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat.

Den zweiten Aspekt spricht Ana Sanz, Mitglied im Vorstand der Krefelder Grünen, an: Es gebe generell viele Ängste auch bei Frauen in Krefeld, die daher nicht so gerne ausgingen.

Die Grünen haben Gespräche mit der VHS geführt, die in Integrationskursen nun auch über das Thema sexualisierte Gewalt gegen Frauen sprechen wird. "Das Frauenbild in Westeuropa muss klargestellt werden. Da muss Aufklärung ganz früh stattfinden", sagt Matthias. Wichtig sei zudem, "dass Frauen in Integrationskursen und den Unterkünften über ihre Rechte aufgeklärt werden", sagt Schauws, die einen weiteren Aspekt hervorhebt: In der Resolution der Grünen geht es nicht nur um asylsuchende Frauen. "Sexualisierte Gewalt gibt es gegen alle. Wir müssen alle Frauen im Blick haben".

Bei Großveranstaltungen soll für die Planung präventiver Maßnahmen auch die Krefelder Frauenhilfe miteinbezogen werden. Ulle Schauws erwartet von Land und Bund für diese Maßnahmen Unterstützung. "Die Frauenhilfe in Krefeld bekommt schon viel finanzielle Unterstützung und braucht weiterhin mindestens so viel, wie sie bisher bekommt". Die Grünen fordern zum Schutz auch von der Bundesregierung Unterstützung. Der aktuelle Vergewaltigungsparagraf reiche nicht aus, erklärt Schauws. "Ein Nein ist ein Nein, und das muss auch im Strafgesetzbuch so sein".

Als grundsätzlich "sehr kritikwürdig", bezeichnet Schauws, dass es im Asylpaket I und II noch keinen Beschluss zu Schutzmaßnahmen für Frauen gibt. "Das hat die Bundesregierung im noch nicht beschlossen." Hinzu komme, dass sexuelle Belästigung wie zum Beispiel Begrapschen oft nicht strafrechtlich verfolgt werde.

(RP)
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