Krefeld 15 putzige wilde Schweine auf dem Hülser Berg

Krefeld · Das Wildschweingehege am Hülser Berg ist einen Ausflug wert - die quirligen wilden Schweine machen dort ihrem Namen alle Ehre.

 Possierlich raufen sich die Frischlinge derzeit in ihrem Gehege, stupsen sich mit den Nasen weg, ständig auf der Suche nach Futter im Waldboden. Es sind eben echt wilde Schweine.

Possierlich raufen sich die Frischlinge derzeit in ihrem Gehege, stupsen sich mit den Nasen weg, ständig auf der Suche nach Futter im Waldboden. Es sind eben echt wilde Schweine.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Auf dem Hülser Berg ist dieser Wurf wohl einmalig: Die zwei weiblichen Wildschweine des dortigen Geheges, Bachen genannt, haben nahezu parallel Frischlinge zur Welt gebracht. Insgesamt 15 kleine Wildschweinchen tummeln sich seit wenigen Tagen im Gehege.

Es lohnt sich also derzeit besonders, den Hülser Berg zu besuchen - die kleinen Tiere können dabei beobachtet werden, wie sie sich immerfort miteinander raufen. Regelmäßig hängen sie sich an die Zitzen der Mutter. Und manchmal steigen sie sogar ihrem Vater, dem Keiler, auf den Kopf, wenn der sich liegend von den Mühen seines Keilerdaseins erholt.

"Die Tiere werden Anfang bis Mitte Januar zur Welt gekommen sein", sagt Krefelds Stadtförster Arno Schönfeld-Simon, der an eine Geburt rund um den 10. Januar 2015 glaubt. 14 Tage blieben die Frischlinge im Stall bei ihren Bachen. Seit wenigen Tagen laufen sie nun frei im Gehege herum.

Dass zwei Bachen parallel werfen, ist der besonderen Situation im Gehege geschuldet. In freier Wildbahn verlaufe das nicht so koordiniert, sagt Schönfeld-Simon. Im Hülser Gehege aber waren die beiden Bachen parallel läufig. Und noch einen Unterschied gibt es zur freien Wildbahn: Während die Frischlinge im Hülser Gehege anfangs in einem Stall geschützt wurden, baut die Bache in der freien Wildbahn einen Kessel aus Stroh, in dem die Frischlinge liegen. "Die jungen Tiere können ihre Körpertemperatur alleine nicht halten", sagt der Stadtförster. Durch den Kessel seien sie geschützt, die Bache regele die Temperatur, indem sie mal mehr, mal weniger kalte Luft herein lasse.

Für unseren Fotografen Thomas Lammertz war es ein Geduldsspiel: Er hat immerhin 13 der 15 Frischlinge aufs Foto bekommen. Kleiner Tipp für die, die nachzählen: ganz links sind zwei Schweinchen zu sehen!

Für unseren Fotografen Thomas Lammertz war es ein Geduldsspiel: Er hat immerhin 13 der 15 Frischlinge aufs Foto bekommen. Kleiner Tipp für die, die nachzählen: ganz links sind zwei Schweinchen zu sehen!

Foto: Thomas Lammertz

Der Keiler als Vater der 15 Wildschweine wirkt in Hüls aktiv an der Erziehung seines Nachwuchses mit - ein Sonderfall: "In freier Wildbahn würde sich der Keiler als Einzelgänger zurückziehen und der Bache die Frischlinge überlassen", sagt Schönfeld-Simon. Im Gehege aber könnte der Keiler den Frischlingen nicht aus dem Weg gehen.

Gefüttert werden die Wildschweine durch einen städtischen Mitarbeiter mit Mais, Gras und Kohlköpfen. Die Besucher werden auf Tafeln am Gehege gebeten, die Tiere nicht selbst zu füttern. Das geschieht auch aus Vorsicht: "Wildschweine sind Allesfresser." Theoretisch können sie auch zubeißen, wenn ein Kind durch den Zaun greift. Geschützt wird das Gehege deshalb durch einen 80 Zentimeter tief eingegrabenen Zaun mit Doppeldraht, der unter Strom steht.

Noch haben die Frischlinge dunkle Streifen in ihrem hellen Fell. Nach einem halben Jahr verschwinden diese Streifen. Nach einem Jahr werden die jungen Tiere dann aus dem Gehege genommen, geschlachtet und auf dem Markt veräußert. Ein Kilo Wildschwein bringt, nicht abgezogen und "in der Decke" verkauft, vier Euro pro Kilogramm. Die Bachen und Keiler dürfen weiterleben. Sie sind jeweils vier Jahre alt und sollen noch rund vier Jahre im Gehege leben - danach werden neue Wildschweine angeschafft.

Die städtische Forstverwaltung pflegt die Tiere, bringt täglich Futter auf den Hülser Berg. Dass die Krefelder Stadtverwaltung dort ein Wildschweingehege unterhält, geht auf die Arbeit eines Vorvorgängers von Schönfeld-Simon zurück. Der legte zwei Gehege für Wildschweine an, eines im Hülser Bruch, das andere auf dem Berg. Über ein Abwasserrohr hätten die Tiere damals vom einen ins andere Gehege laufen können, erinnert sich Schönfeld-Simon.

Wegen Bodenerosionen im Bruch habe die Stadt dann im Jahr 1993 das heutige Gehege gebaut, in dem bis zur Geburt der Frischlinge ein Keiler und zwei Bachen lebten. Eine Suhle, der matschige Bereich des Geheges, ist angelegt worden, damit die Tiere sich darin drehen können. Schwarzwild reinigt sich so von Ungeziefer.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort