Krefeld 1537 Strafanzeigen wegen Handy am Steuer

Krefeld · Vier Auto- und zwei Fahrradfahrer erwischt die Polizei im Schnitt täglich, die während der Fahrt ihr Handy nutzen. Die Dunkelziffer ist deutlich höher - und die Ausreden werden immer kurioser.

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Die Krefelder Polizei schlägt nach wie vor Alarm, auch wenn die Zahlen langsam rückläufig sind: Die Zahl derjeniger, die ohne Freisprecheinrichtung während der Autofahrt mit dem Handy beschäftigt und somit vom Straßenverkehr abgelenkt sind, hat in den vergangenen Jahren leicht abgenommen, die Zahl der Radfahrer mit Handy ist hingegen gestiegen. "Allein ich habe am vergangenen Freitag gegen fünf Fahrer deshalb Anzeigen gestellt. Und auf dem Weg zu einem Einsatz habe ich noch drei Fahrer mit Handy am Ohr gesehen, die ich aber nicht mehr anhalten konnte. Das werden immer mehr", erzählt Herbert K., ein Polizist, der seit gut anderthalb Jahren mit dem Motorrad unterwegs durch Krefelds Straßen ist.

1537 Strafanzeigen für Autofahrer und weitere 849 für Radfahrer hat die Polizei im Jahr 2015 gegen Verkehrssünder gestellt, die während der Fahrt mit dem Handy beschäftigt waren. 2014 waren es 1645 Autofahrer, 2013 noch 1968 und 2012 sogar 2572. Die Tendenz ist also sinkend - zumindest die Zahl derjenigen, die auch erwischt werden. "Die Dunkelziffer ist mit Sicherheit deutlich höher", sagt der Polizist. Dafür hat die Zahl der Radfahrer mit Handy am Ohr zugenommen. Von 461 in 2014 auf besagte 849 in 2015. Dabei sind die Strafen für Autofahrer durchaus nicht von Pappe. Einen Punkt gibt's dafür in Flensburg (der nach einem Jahr verfällt, wenn der Fahrer bis dahin nicht mehr auffällt) sowie eine Geldstrafe von 60 Euro. Radfahrer sind mit einer Strafe von 25 Euro dabei. "Das schreckt aber nur die wenigsten ab", sagt der Polizist.

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Vor allem die Nutzung von Kurznachrichtendiensten wie etwa Whats App ist den Ordnungshütern dabei ein Dorn im Auge. "Gerade beim Tippen von Nachrichten ist die Ablenkung vom Straßenverkehr noch größer, weil man dabei ja permanent auf das Display schaut", sagt der Polizist und rechnet vor: "Als Faustregel gilt: Die Fahrgeschwindigkeit geteilt durch zehn mal Drei ergibt die Strecke, die ein Auto pro Sekunden zurücklegt. Bei Tempo 50 also sind das 30 Meter in zwei Sekunden, die der Fahrer sozusagen im Blindflug zurücklegt."

Doch nicht nur Nachrichten, auch sonstige Nutzungsmöglichkeiten der Mobiltelefone sind beliebt und machen Fahrer leichtsinnig. "Zuletzt habe mal jemanden angehalten, der hat während der Fahrt mit beiden Händen an seinem Telefon so ein Ballerspiel gespielt. Da fällt einem dann wirklich nichts mehr zu ein", erzählt K.

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Überhaupt versuchten immer mehr Autofahrer, sich herauszureden und leugnen die Nutzung ihres Handys, zum Teil mit kuriosen Ausreden. "Einen Fahrer habe ich angehalten, der hat behauptet, er habe seine E-Zigarette versucht anzuzünden. Weil das nicht funktioniert habe, hat er laut mit ihr geschimpft. Deshalb habe es ausgesehen, als hätte er telefoniert", schildert der Polizist.

"Und einen Lkw-Fahrer habe ich mal angehalten, der hatte ziemlich große Hände und eine davon auf sein Ohr gelegt, so dass man das Handy darunter kaum sehen konnte. Als ich ihn gefragt habe, was er da machen würde, antwortete er, dass er solche Ohrenschmerzen habe, dass er sein Ohr auf diese Weise wärmen wollte, weil das Handy ja Wärme abgibt."

(RP)
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