Krefeld 20 Jahre Modellschiffmuseum Krefeld

Krefeld · Modellbauer Peter Kelm hat ein eigenes Museum am Nordwall. Dort stellt er rund 80 Schiffsmodelle aus.

 Seit 20 Jahren führt Peter Kelm ein privates Modellschiffmuseum im Erdgeschoss seines Elternhauses am Nordwall. Eins seiner ältesten Modelle ist das niederländische Kanalboot von 1890.

Seit 20 Jahren führt Peter Kelm ein privates Modellschiffmuseum im Erdgeschoss seines Elternhauses am Nordwall. Eins seiner ältesten Modelle ist das niederländische Kanalboot von 1890.

Foto: samla:

Wäre Peter Kelm in der heutigen Zeit Teenager, er hätte vielleicht nie seine Liebe zum Modellbau entdeckt. "An meinem ersten Modell - einem Tragflächenboot - habe ich bestimmt ein Dreivierteljahr gearbeitet. Was war ich stolz, als es endlich fertig war! Heute gibt es viel zu viele Fertigmodelle auf dem Markt. Da geht der Reiz verloren", erklärt der 42-Jährige. Elf Jahre alt war er, als er mit viel Geduld und der Hilfe seiner Eltern sein erstes Boot fertigstellte. Als er es 1985 im Schönwasserpark fahren ließ, seien viele Spaziergänger stehen geblieben. 30 Jahre später bleiben die Fußgänger am Nordwall 69 stehen und schauen durch die Schaufensterscheiben ins Modellschiffmuseum von Peter Kelm.

 Ein Augenschmaus: Zahlreiche Details zeigt der Mississipi-Raddampfer. Das imposante Modell plus Diorama ist stolze zwei Meter lang.

Ein Augenschmaus: Zahlreiche Details zeigt der Mississipi-Raddampfer. Das imposante Modell plus Diorama ist stolze zwei Meter lang.

Foto: samla.de

20 Jahre gibt es das Museum in diesem Jahr. "Ich war damals wohl der jüngste Museumsbesitzer in ganz Deutschland", sagt Kelm lächelnd. Über 25 Modelle besaß er mit Anfang 20. Sie nahmen in der Wohnung so viel Platz ein, dass seine Mutter ihm den Vorschlag machte, die Schiffe in den Verkaufsräumen im Erdgeschoss unterzubringen. Der vorherige Ladenmieter hatte gerade gekündigt und die Zimmer geräumt. So kam Peter Kelm im Elternhaus in den Genuss von kostenlosen Räumlichkeiten.

 Die "Elbe 1" ist ein Feuerschiff im Maßstab 1:75. Das Original versah seinen Dienst zwischen 1948 und 1988. Das Modell hat eine Länge von knapp 58 Zentimeter.

Die "Elbe 1" ist ein Feuerschiff im Maßstab 1:75. Das Original versah seinen Dienst zwischen 1948 und 1988. Das Modell hat eine Länge von knapp 58 Zentimeter.

Foto: samla.de

Das war vor 20 Jahren. Heute sind in den liebevoll eingerichteten 30 Quadratmetern rund 80 Schiffsmodelle zu sehen. Weitere Modelle warten im Lager auf ihre Restaurierung. "Viele Modelle bekomme ich von Privatpersonen geschenkt, die selbst nicht den Platz haben, die Schiffe unterzubringen, oder die sie geerbt haben und damit nichts anzufangen wissen. Oft sind die Modelle in schlechtem Zustand. Manche sehen regelrecht zerfleddert aus."

Vorsichtig nimmt Peter Kelm diese alten Schätzchen auseinander. Wäscht und entstaubt sie, benutzt dazu Ohrreiniger und Holzstäbchen. Manche Modelle muss er gänzlich zerlegen und neu aufbauen. Viele sind reparaturbedürftig. "Wenn ich fertig bin, sind sie aber alle wieder seetüchtig. Das probiere ich aus", sagt der Berufsschullehrer, der an einem Kolleg in Kleve Politik und Psychologie unterrichtet.

Hilfe bei der Rettung von Modell-Wracks findet er in seiner umfangreichen Bibliothek, die gut 800 Fachzeitschriften und 400 Bücher umfasst. Auch diese Bücherei steht Besuchern zur Verfügung. "Ich möchte gerne junge Leute für das Hobby Schiffsmodellbau interessieren und ihnen bei Fragen weiterhelfen. Leider steht der Computer mit seinen vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten bei Jugendlichen höher im Kurs als die Arbeit an filigranen Modellen. Sie erfordert auch eine Feinmotorik, die jungen Leuten heute manchmal fehlt", weiß der Pädagogen aus Erfahrung.

Trotzdem muss auch er zugeben, dass ein solches Hobby nicht unbedingt familientauglich ist. "Es gibt schon Frauen, die es nicht gerne sehen, wenn ihre Männer täglich stundenlang im Hobbykeller verschwinden und Monate später ein zwei Meter langes Schiffsmodell ins Wohnzimmer stellen", sagt Peter Kelm augenzwinkernd. Ein solches Modell hat er in seinem Museum. Es ist ein Memphisschiff, ein Raddampfer mit künstlicher Landschaft. Mit viel Gespür für die Details ist es von einem Architekten erbaut worden und als Erbschaft an den Nordwall gekommen. Kinder lieben das Modell, das einen genauen Einblick in die damalige Schifffahrt ermöglicht.

Im Museum hat jedes Modell seine eigene Geschichte. So wie das moderne Seewasseraufbereitungsschiff, das mit seinen geschätzten 35 Kilo nicht schwimmfähig ist. Das reine Standmodell haben Auszubildende erbaut. Unter Plexiglas ist die moderne technische Ausrüstung des Schiffes zu sehen.

Traurig ist die Geschichte vom "Adler von Lübeck". Dieses Modell stand bei einer Frau, die Kelm erzählte, dass ihr Mann die letzte Zeit ununterbrochen daran gearbeitet habe. Als das Schiff endlich fertig war und die Frau auf mehr gemeinsame Zeit hoffte, starb der Mann. "Entweder sie holen es ab oder ich schmeiß' es auf den Sperrmüll", drohte die bitter enttäuschte Witwe. Und Peter Kelm holte das ungeliebte Stück in sein Museum.

Dort sieht der Besucher, wie sich Modellbau gewandelt hat. Lederbezogen und genagelt ist der Holz-Rumpf eines der ältesten Modelle, ein Kanalboot aus Holland von 1890. Moderne Modellschiffe haben Kunststoff-Rümpfe, häufig auch Funkfernsteuerung wie der Hochseebergungsschlepper "Happy Hunter". "In den 70er Jahren hat eine gute Funkfernsteuerung um die 1000 Mark gekostet, heute bekommt man sie schon unter 100 Euro. Das erklärt natürlich einiges."

Seine kleinsten Schiffe lagert Peter Kelm in extra hergerichteten Schubladen. Im Maßstab 1:1200 sind die Metallgussmodelle gearbeitet. Seine größte Sportjacht passt in keine Schublade. Sie hat den Maßstab 1:10. Künstlerisch wertvoll soll ein weiteres "Adler von Lübeck"-Modell sein, dessen Segel angeblich von Fritz Huhnen bemalt wurden. "Nun ja. Es ist jedenfalls eine schöne Geschichte", sagt Kelm.

Der Modellbauer hat noch viele Geschichten auf Lager. Sie handeln von Segelschiffen, Sportjachten, Luftkissenbooten oder - Enten. Kelm: "Dieser ferngesteuerte Lockvogel ist mein einziges 1:1-Modell."

(RP)
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