Krefeld 300 Jahre alte Kirchenbänke restauriert

Krefeld · Drei von 16 wertvollen Barockbänken der Konventskirche sind nach ihrer Restaurierung nun wieder in dem Gotteshaus aufgestellt. Drei Exemplare in St. Cyriakus werden bis Mitte des Jahres um weitere drei Bänke ergänzt.

 Mit etwas Fantasie ist der kopflose Vogel zu erkennen.

Mit etwas Fantasie ist der kopflose Vogel zu erkennen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Fünf Jahre lang waren während der Renovierung der Konventskirche ihre 16 barocken Bänke aus der Zeit zwischen 1700 und 1730 auf einem Hülser Bauernhof ausgelagert. Mitte vergangenen Jahres kamen sie in die Obhut von Restaurator Christoph Tölke, der sich dieser bis zu 300 Jahre alten Bänke in seiner Werkstatt an der Roßstraße sukzessive annimmt. "Erkennbar ist die Entstehungszeit anhand der Gestaltung und Verarbeitung der geschnitzten, zum Gang ausgerichteten Wangen", erläutert Tölke. Inzwischen hat er sechs der Bänke restauriert. Die drei ältesten wurden jetzt wieder als endgültiger Abschluss der gesamten Renovierungsarbeiten in der Konventskirche aufgestellt.

"Die Eichenholzbänke wurden teils mit Elementen aus Platanenholz ergänzt. An vielen Stellen fehlten Teile der applizierten Schnitzereien. Viele von ihnen wurden in der Vergangenheit verändert und umgebaut, so dass keine Bank der anderen gleicht", erklärt der Restaurator, der sich glücklich schätzt, "dass wir so etwas heute noch wirtschaftlich und fachgerecht wiederherstellen können".

 Paul Köhnen (l.) und Christoph Tölke zeigen die kräftigen, hochwertigen Barock-Schnitzereien auf den Wangen der drei Bänke in der Konventskirche. Am Fuß der linken Bank ist rechts der Vogel ohne Kopf angebracht worden.

Paul Köhnen (l.) und Christoph Tölke zeigen die kräftigen, hochwertigen Barock-Schnitzereien auf den Wangen der drei Bänke in der Konventskirche. Am Fuß der linken Bank ist rechts der Vogel ohne Kopf angebracht worden.

Foto: Thomas Lammertz

An den drei Bänken in der Konventskirche fällt ein Exemplar besonders auf: Am Fuß der Bankwange wurde ein Vogel aus der Entstehungszeit der Bänke angebracht, der offenbar aber in einem anderen Zusammenhang stand und dem der Kopf abgetrennt worden ist. "Ob er mit dem Blut spendenden Pelikan auf dem Dach der Kanzel zu tun hat, ist aber unklar", sagt Paul Köhnen, der sich als Mitglied der Pfarre intensiv bei der Renovierung der Kirche engagiert hat. An allen Bänken zeigen sich kräftige Schnitzarbeiten von hoher Gestaltungsqualität, darunter stilisierte Pilgermuscheln, Ohrmuschelornamente und die Zieraufsätze mit Voluten. Ungewöhnlich sind die Conchen, leicht nach innen gewölbte, angedeutete Nischen.

Drei andere, ebenfalls restaurierte und nur wenig jüngere Bänke aus dem Inventar der Konventskirche stehen inzwischen auch vorne vor dem Marienaltar in der Pfarrkirche St. Cyriakus. Diese drei Bänke sollen bis Mitte dieses Jahres durch drei weitere Bänke ergänzt werden. Was mit den sieben restlichen Bänken aus dem Konventskircheninventar geschieht, steht noch nicht fest.

 Das ebenfalls barocke dreisitzige Chorgestühl-Element wird, wenn es fertig restauriert ist, in der Betkapelle von St. Cyriakus aufgestellt.

Das ebenfalls barocke dreisitzige Chorgestühl-Element wird, wenn es fertig restauriert ist, in der Betkapelle von St. Cyriakus aufgestellt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Neben den 16 Bänken, vermutlich die ältesten in Krefeld, existiert aus deren Entstehungszeit noch ein dreistalliges (dreisitziges) Chorgestühl-Element, das früher wohl einmal in einer Wandnische der Konventskirche eingebaut war. "Interessanterweise sind die Misericordien, also die Sitzhilfen, anders gestaltet als die des Chorgestühls auf der Kirchenempore, das ebenfalls um 1730 entstanden ist", sagen Tölke und Köhnen. Dieser Dreisitz steht zurzeit ebenfalls in der Werkstatt des Restaurators. "Es ist stark mitgenommen und immer wieder verändert worden. Auch hier fehlten Teilstücke, die aber inzwischen ergänzt wurden", sagt Tölke.

Wenn das Exemplar fertig restauriert ist, soll es in der Betkapelle von St. Cyriakus in Verbindung mit einer vorhandenen Kniebank aufgestellt werden.

(RP)
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