Krefeld 36.000 Stimmen zum Sieg - CDU eröffnet heiße Wahlkampfphase

Krefeld · Mit der Botschaft, dass ein Sieg realistisch ist, hat CDU-Oberbürgermeisterkandidat Vermeulen gestern seine Partei auf den Wahlkampf eingeschworen. Inhaltlich und formal setzt er moderne Akzente.

 Peter Vermeulen präsentiert einige der Plakat-Motive, mit denen er seine Kampagne bis zur Wahl am 13. September führen wird.

Peter Vermeulen präsentiert einige der Plakat-Motive, mit denen er seine Kampagne bis zur Wahl am 13. September führen wird.

Foto: samla

Sieben Wochen vor der Oberbürgermeisterwahl hat CDU-Kandidat Peter Vermeulen gestern Abend seine Wahlplakate und die Kampagne bis zur Wahl am 13. September vorgestellt. Die zentrale Botschaft, die er aussenden wollte: Ein Sieg ist realistisch. Bei einer Wahlbeteiligung von rund 40 Prozent - ein reeller Wert für OB-Wahlen - reichten 36 000 Stimmen zum Sieg. Auch der amtierende OB Kathstede habe seine letzte Wahl mit rund 35 000 Stimmen gewonnen. Und Vermeulen zeigte Leidenschaft, die die 150 Gäste mit Applaus quittierten: "Ich brenne darauf, hier in der Stadt Oberbürgermeister zu werden." Die Veranstaltung fand im Lokschuppen des Nordbahnhofs in betont lockerer Atmosphäre statt.

Inhaltlich setzte Vermeulen einige moderne Akzente: Er sprach sich für einen qualifizierten Ausbau der Kita-Landschaft in Krefeld und für eine moderne Einwanderungspolitik aus, die auf Integration von Flüchtlingen setzt: "Flüchtlinge sind kein Fluch, Flüchtlinge sind auch ein Segen." Zum Stichwort Steuererhöhungen betonte er unter Applaus: "Ich verspreche Ihnen eine Politik, die solche Maßnahmen überflüssig machen soll."

 Der SPD-Kandidat Frank Meyer hat wie Vermeulen bislang einen nicht-konfrontativen Wahlkampf geführt. Es geht auch der SPD nicht um "Anti"-Slogans, sondern darum, die eigene Anhängerschaft zu überzeugen.

Der SPD-Kandidat Frank Meyer hat wie Vermeulen bislang einen nicht-konfrontativen Wahlkampf geführt. Es geht auch der SPD nicht um "Anti"-Slogans, sondern darum, die eigene Anhängerschaft zu überzeugen.

Foto: Lammertz

Ziel der Kampagne bisher sei es gewesen, vor allem die eigene Wählerschaft zu gewinnen, erläuterte Vermeulens Wahlkampfberater Markus Klaus von der Kommunalpolitischen Vereinigung der NRW- CDU. Man sei nicht konfrontativ gegenüber anderen Kandidaten gewesen, weil das nur deren Anhänger mobilisiere. Ziel von Vermeulen sei es vielmehr, die "CDU-Familie" hinter sich zu einen.

Gleichwohl griff Vermeulen in einigen Sätzen auch seine Mitbewerber an - den SPD-Kandidaten Frank Meyer (Ratsherr und SPD-Parteichef) und den grünen Ratsherrn Thorsten Hansen. Krefeld brauche keinen Parteisoldaten, der in Hinterzimmern für einen Bundestagsabgeordneten arbeite, sagte er unter Anspielung auf Meyer, der für den SPD-Abgeordneten Siegmund Ehrmann als Büroleiter in Krefeld und Wissenschaftlicher Assistent arbeitet. Hansen nannte Vermeulen einen IT-Fachmann, der in Datenwolken unterwegs sei, ohne wirklich Verantwortung für sein Unternehmen zu tragen.

 Der grüne Kandidat Thorsten Hansen gilt als chancenlos, könnte aber wahlentscheidend sein: Die Frage ist, ob sich seine Wähler in einem möglichen zweiten Wahlgang auf die Seite Meyers oder Vermeulens schlagen.

Der grüne Kandidat Thorsten Hansen gilt als chancenlos, könnte aber wahlentscheidend sein: Die Frage ist, ob sich seine Wähler in einem möglichen zweiten Wahlgang auf die Seite Meyers oder Vermeulens schlagen.

Foto: rp-fOTO. tHOMAS LAMMERTZ

Im Gegenzug betonte Vermeulen, das, was er schon seines Alters wegen (Jahrgang 1958) vor allem seinem Hauptkonkurrenten Meyer (Jahrgang 1974) voraus hat: berufliche Erfahrung. Vermeulen hob hervor, er habe 20 Jahre als Berater in der Wirtschaft gearbeitet und seit knapp einem Jahrzehnt Führungserfahrung in der Mülheimer Verwaltung gesammelt: "Ich bringe wie kein anderer Kandidat Wirtschaftserfahrung und Führungskompetenz mit", sagte er. Das Bild vom erfahrenen Macher soll auch Vermeulens Wahlkampf-Slogan profilieren: "Vermeulen - der macht das". Vermeulen ist seit 2006 in Mülheim Beigeordneter, zunächst zuständig für Schule, Jugend und Kultur, seit 2012 für Umwelt, Stadtentwicklung und Bauen. Faktisch läuft die Wahl am 13. September auf eine Entscheidung zwischen Vermeulen und Meyer hinaus. Auch Meyer hat bisher heftige Konfrontationen vermieden. Er präsentiert sich mit dem Slogan "Mensch Meyer" als menschennahen Kümmerer. Meyer ist über sein Amt als Erster Bürgermeister stark präsent in der Stadt.

Ob es einem der Kandidaten gelingt, schon den ersten Wahlgang für sich zu entscheiden, ist offen. Im ersten Wahlgang ist gewählt, wer mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten hat. Kann keiner der Kandidaten diese Quote erreichen, kommt es am 27. September zur Stichwahl - das würden wohl Vermeulen und Meyer sein.

Nach dem Ergebnis der Ratswahl gibt es in der Stadt eine knappe strukturelle linke Mehrheit: Das bürgerliche Lager umfasst CDU (20 Sitze), FDP (4) und UWG (3) sowie den bürgerlich zu verortenden Ratsherrn Heitzer - macht 28 Sitze. Das linke Lager umfasst die SPD (20), die Grünen (6), die "Linke" (3) und den eher links tickenden "Piraten" Peter Klein - macht 30 Sitze. Allerdings ist das linke Lager zersplittert. Die Partei "Die Linke" betreibt Fundamentalopposition und wirft auch der SPD beim Thema Haushalt Demokratieabbau vor. Werden also "Linke"-Wähler überhaupt in einem Wahlgang die SPD stützen?

Wie auch immer: Entscheiden werden am 13. September die 182 230 Wahlberechtigten Krefelds.

(RP)
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