Krefeld 40 Prozent der Schlaganfallpatienten zu spät in Spezialklinik

Krefeld · Der AOK-Gesundheitsreport sieht Mängel bei der Diagnose Schlaganfall. Die Patienten sollen eigentlich direkt in eine spezielle Klinik mit "Stroke Unit" gebracht werden. In Krefeld geschieht dies noch zu selten.

So gut sind die Kliniken im Rheinland
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Foto: Gerhard Berger

In Krefeld gibt es laut einer Studie der Krankenkasse AOK Mängel bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten. Der AOK-Gesundheitsreport 2013, der heute Thema im Verwaltungsausschuss wird, sagt aus, dass in Krefeld lediglich 60 Prozent der Schlaganfallpatienten direkt in eine spezielle Klinik mit Fachabteilung, eine sogenannte Stroke Unit, gefahren werden. Krefeld belegt bei dieser Studie in einem Vergleich mit anderen Städten einen Platz im letzten Drittel. 40 Prozent, so das Ergebnis der Studie, würden in Krefeld stattdessen nicht direkt in die spezielle Fachabteilung gebracht; im Durchschnitt aller beim Report untersuchten Städte sind es nur 25 Prozent. Das bedeutet: In Krefeld verstreicht für Schlaganfallpatienten wichtige Zeit bis zur eigentlichen Behandlung.

Der Schlaganfall - Ursachen und Symptome
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Foto: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe e.V.

Die Krefelder Grünen waren durch die Ergebnisse der aktuellen Studie alarmiert und hatten die Stadt um Stellungnahme gebeten - die Antwort liegt nun in Form einer Vorlage für den heutigen Ausschuss vor. Noch werden die Zahlen im Detail ausgewertet; für Ulrich Lenssen, Leiter des Rettungsdienstes, steht aber schon jetzt fest, dass sein Rettungsdienst nicht für die schlechten Zahlen verantwortlich ist. "Wir erkennen sofort, ob ein Patient einen Schlaganfall hat, und bringen ihn in eine Stroke Unit, zum Maria-Hilf oder zum Helios-Klinikum." Es gebe andere Gründe für die schlechten Zahlen. Manche Patienten, so Lenssen, würden unwissend auf eigene Faust zum Klinikum gehen oder vom Hausarzt nicht direkt in eine Stroke Unit überwiesen.

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Foto: AP

Noch vor zehn Jahren galt der Schlaganfall, die Komplikation eines vorgeschädigten Gefäßsystems, als therapeutisch kaum beeinflussbar. Folge waren oft halbseitige Lähmungen. Je schneller aber eine Behandlung erfolgt, desto größer sind die Heilungschancen - laut Lenssen ist es im Zeitkorridor von 4,5 Stunden nach Symptom - Sprachstörung oder Lähmungserscheinung - noch möglich, die Folgen gering zu halten. Die Stroke Units helfen. Mit speziellen Behandlungsmethoden und Frühtherapie kann es dort gelingen, das geschädigte Hirnareal klein und die Schäden gering zu halten. So ist die Zahl der durch Schlaganfall Gestorbenen von 2003 bis 2012 deutlich zurückgegangen. Starben 2003 noch 133 Personen in Krefeld an Schlaganfall, so waren es in 2012 nur noch 96. Noch bessere Zahlen als Krefeld hat etwa das vergleichbar große Oberhausen: Dort starben 2012 nur 80 Personen an Schlaganfall.

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Foto: AOK Mediaservice

Das Helios Klinikum und das Krankenhaus Maria-Hilf der Alexianer betreiben seit Jahren eine neurologische Abteilung. 2013 eröffnete am Maria-Hilf die Stroke Unit, die 2014 zertifiziert wurde. Das Helios-Klinikum hat auch eine Spezialabteilung, ist aber noch nicht zertifiziert. Das Malteser-Josefshospital Uerdingen ist ebenfalls nicht zertifiziert, müsse für die Bereiche CT und Neurologie externe Diagnostik heranziehen, bisher in den Duisburger Kliniken. Lenssen versucht zu erreichen, dass Patienten von dort nach Krefeld gebracht werden, und nicht nach Duisburg.

(RP)
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