Krefeld 50 Jahre Schule für Körperbehinderte

Krefeld · Die heutige Gerd-Jansen-Schule des LVR wurde 1965 als erste städtische Sonderschule für Körperbehinderte gegründet. Am Samstag wird das Jubiläum am Luiter Weg groß gefeiert.

 Junge Rolli-Fahrer beim Sport mit Luftballons in der Turnhalle der LVR-Schule Gerd Jansen.

Junge Rolli-Fahrer beim Sport mit Luftballons in der Turnhalle der LVR-Schule Gerd Jansen.

Foto: GJS

Es ist heute nicht mehr vorstellbar: "Bis Anfang der 60er Jahre wurde behinderten Kindern noch kein Recht auf Schulbildung zugestanden", sagt Norbert Kuckartz, Leiter der Gerd-Jansen-Schule des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) am Luiter Weg auf der Grenze von Verberg und Traar. Am kommenden Samstag, 9. Mai, feiert die Schule mit dem Zusatz "Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung" das 50-jährige Bestehen.

1965 beschloss der Stadtrat die Errichtung einer städtischen Sonderschule für Körperbehinderte. Vier Jahre zuvor hatten sich Eltern spastisch gelähmter Kinder zur Selbsthilfe entschlossen und 1962 den "Verein zur Förderung und Betreuung spastisch Gelähmter und anderer Körperbehinderter" gegründet.

Nachdem ein Jahr später ein Tagesheim für 14 Kinder eröffnet wurde, begann der Verein im Herbst desselben Jahres mit dem behelfsmäßigen Unterricht. 1964 bildete sich die Arbeitsgemeinschaft "Heilpädagogisches Zentrum"; Gesellschafter waren die Stadt Krefeld und der Kreis Viersen, der Verein Lebenshilfe Krefeld und der oben genannte Verein.

 Die erste Klasse, die 1965 an der damaligen städtischen Sonderschule an der Kaiserstraße in Bockum unterrichtet wurde.

Die erste Klasse, die 1965 an der damaligen städtischen Sonderschule an der Kaiserstraße in Bockum unterrichtet wurde.

Foto: GJS

Nach dem Ratsbeschluss von 1965 begann im August der Unterricht der städtischen Sonderschule unter der Leitung von Helmuth Dörk mit zwölf Schülern an der Kaiserstraße. Zwei Jahre später zog die kleine Schule in ein Nachbargebäude der Grundschule Bismarckstraße und wurde in eine Tagesschule umgewandelt, deren Trägerschaft 1972 der Landschaftsverband übernahm.

Zwei Jahre später wurde auf dem Gelände neben der Grundschule am Luiter Weg ein Pavillontrakt gebaut, wo parallel zum Standort Bismarckstraße der Unterricht lief Seit 1977 wurde die gesamte ehemalige Grundschule am Luiter Weg genutzt. Vor 35 Jahren konnte dann 1980 der Neubau der LVR-Schule gefeiert werden. 2004 erhielt sie den Namen von Professor Gerd Jansen, der an der Uni Köln Lehrer für Körperbehinderte ausbildete.

Zurzeit werden in der Schule 195 Schüler im Alter zwischen sechs und 17 Jahren unterrichtet und gefördert. 78 von ihnen sind geistig und körperlich schwerstbehindert, das heißt, sie müssen einzeln oder in Kleingruppen unterrichtet werden, erläutert Kuckartz. Alle Schüler sind körperbehindert - von der leichten Lähmung bis hin zu Schülern mit Unterstützungsbedarf in allen Lebensbereichen. "Die Schüler lernen, was individuell für sie wichtig ist - je nach Möglichkeit bis hin zum Hauptschulabschluss. Hinzu kommen die Förderungen der motorischen, der Wahrnehmungs- und der Kommunikationsfähigkeiten", erklärt der Schulleiter. Wichtig ist, dass für jedes Kind jedes Jahr der bestmögliche Förderort überprüft wird, das heißt: Kinder und Jugendliche können auch in andere allgemeine Schulen wechseln. Mit Ende der Schulzeit an der "LVR-Schule Gerd Jansen" überlegen Lehrer, Eltern, die Arge und der Integrationsfachdienst, welche Möglichkeiten die Jugendlichen in der Zukunft haben. In der Regel sind das die Beschäftigung in Werkstätten für behinderte Menschen oder der Besuch weiterführender Schulen.

"Kinder mit Behinderung müssen nicht nur nach ihren individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten gefördert werden, sie müssen sich an der Schule auch wohlfühlen; es muss ihnen gutgehen", sagt Kuckartz, nach Helmuth Dörk und Martina Agradi der dritte Leiter der Schule. Dazu bedürfe es bestimmter Rahmenbedingungen und des entsprechenden Personals. An der Gerd-Jansen-Schule sind das 57 speziell ausgebildete Sonderpädagogen, 15 Logopäden, Physio-, und Ergotherapeuten sowie vier Kinderkrankenschwestern für die medizinisch-pflegerische Betreuung. Zusätzlich leisten derzeit 30 junge Leute in der Schule ihr Freiwilliges Soziales Jahr ab.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort