Krefeld 600 Gebetsfähnchen in der Josefkirche

Krefeld · Die Ausstellung greift die buddhistische Tradition der Gebetsfähnchen auf. Sie sollen Gebete in den Himmel tragen.

 An buddhistische Gebetsfähnchen erinnern die 600 Ausstellungsstücke in der Josefkirche. Menschen aller Glaubensrichtungen gestalteten die Fahnen, deren gemeinsame Botschaft ist: "Vertragt euch!"

An buddhistische Gebetsfähnchen erinnern die 600 Ausstellungsstücke in der Josefkirche. Menschen aller Glaubensrichtungen gestalteten die Fahnen, deren gemeinsame Botschaft ist: "Vertragt euch!"

Foto: lamm

Gebetsfähnchen, die man im Himalaya nicht nur an sakralen Orten, sondern oftmals auch in der Ödnis einer kargen Landschaft oder Siedlung antreffen kann, faszinierten Annette Pöllman, damals Professorin an der Textilingenieurschule Krefeld, schon in den 1980er Jahren während einer Reise zum Dach der Welt. Nun sind sie in der Kirche St. Josef zu sehen.

An diese spezielle Art und Weise, dem Himmel Botschaften zu schicken, erinnerte Pöllmann sich, als man 2011 über das Thema für eine neue Ausstellung im Haus der Seidenkultur beriet. Sie schlug eine Schau über Gebetsfahnen vor. Der Vorschlag gefiel, zumal Pöllmann nicht nur die traditionellen buddhistischen Fähnchen zeigen wollte. Alle Religionen sollten vereint, dabei auch nicht-religiöse Menschen einbezogen und eine große interkulturelle Botschaft formuliert werden - als gemeinschaftliches Werk von Menschen mit unterschiedlichen Glaubenssätzen, aber einem übergreifenden Bekenntnis zur Menschlichkeit.

So würdigten auch die Festrednerinnen am Sonntag bei der Eröffnung der Ausstellung das Projekt, das nach einigen Umwegen nun endlich in Krefeld zu sehen ist. Katharina Lütkelochte als Vertreterin der Pfarrei Papst Johannes der XXIII. freute sich, dass die Ausstellung so gut in den multinationalen Stadtteil rund um St. Josef passe. Museumspädagogin Ulrike Denter erinnerte noch einmal an die Zwischenstationen, die die 600 Fähnchen wegen der plötzlich erforderlichen Umbauarbeiten im Haus der Seidenkultur nehmen mussten, und Ratsfrau Anke Drießen-Seeger verwies darauf, dass der Wind, in den man normalerweise seine Gebetsfähnchen hängt, in Literatur, Musik und Kunst immer auch als Träger des Wandels verstanden werde, und schlug damit den Bogen zum Tag der Deutschen Einheit, der einen besonders bedeutsamen Wandel bezeuge.

Professionelle Künstler, darunter auch frühere Schülerinnen von Pöllmann, die zur Eröffnung extra aus Thessaloniki und Paris anreisten, und absolute Laien im Alter von fünf bis achtundneunzig Jahren haben die 30 x 40 Zentimeter großen Stücke geschaffen. Mit Symbolen und Schriftzeichen jüdischen, christlichen und islamischen Ursprungs, Gebeten und Wünschen in zahlreichen Sprachen und überwiegend heiteren Bildmotiven hängen sie nun dicht an dicht im Schiff der Kirche St. Josef: Vögel und Fische, Kreuze und Kerzenleuchter, Himmelstore und Schüssel, Engel und das Wort "Frieden" in verschiedenen Sprachen. Pöllmann brachte ihre Botschaft auf einen brennend aktuellen gemeinsamen Nenner: "Vertragt Euch!"

Gebetsfähnchen sind in den buddhistisch geprägten Ländern Tibet, Nepal, dem nordindischen Ladakh und dem südchinesischen Yunnan üblich. Man versieht die bunten Tücher mit Wünschen und Gebeten und hängt sie dann unter freiem Himmel in den Wind. Je stärker ein Fähnchen verwittert und in Fetzen geht, desto mehr von der Botschaft erreicht - so der Glaube - den Himmel.

(RP)
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