Krefeld Adventsmusik mit Wiener Enfant terrible

Krefeld · Mihkel Kütson setzt beim Sinfoniekonzert heute Abend auf Kontrastprogramm: Die Sinfoniker spielen Stücke des Letten Peteris Vasks, des Amerikaners Carter Pann, des Österreichers Friedrich Gulda und des Russen Peter Tschaikowsky.

 Friedrich Gulda (rechts) mit Produzent Hans Georg Brunner-Schwer im Tonstudio. Gulda war ein Unkonventioneller, der die Grenzen zwischen E- und U-Musik nicht akzeptierte, und auch schon mal nackt auf die Bühne ging.

Friedrich Gulda (rechts) mit Produzent Hans Georg Brunner-Schwer im Tonstudio. Gulda war ein Unkonventioneller, der die Grenzen zwischen E- und U-Musik nicht akzeptierte, und auch schon mal nackt auf die Bühne ging.

Foto: MPS

Mit "Musik, die wie von Licht durchflutet klingt, aber auch mal schroff", so Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson, eröffnet der Chef der Niederrheinischen Sinfoniker heute Abend das 3. Sinfoniekonzert. Die "Musica adventus" des lettischen Komponisten Peteris Vasks (70) wird allein von der Streichergruppe aufgeführt. Neben zarten, empfindsamen, auf Harmonie bedachten Abschnitten, die zum Advent passen, werden in dem viersätzigen Werk jedoch auch Anklänge an eine "heidnische Sonnwendfeier" zu hören sein, betont Kütson, der wie Vasks aus einem baltischen Staat, Estland, stammt.

Das zweite Stück des vierteiligen Konzertabends bringt Kontrastspannung ins Spiel: Kütson hat sich für das in Krefeld und Mönchengladbach noch nie aufgeführte Cellokonzert des Wiener Enfant terrible Friedrich Gulda (1930 - 2000) entschieden. Ein Opus, das dem Solisten - hier der junge Berliner Cellist Julian Steckel - ein reines Blasorchester entgegenstellt. "Es ist ein mitreißender Stilmix aus alpenländischer Volksmusik, Jazz, Rock, einem Menuett und fröhlicher Bierzeltgeselligkeit", verrät der GMD. Ein Drumset gelangt ebenso zum Einsatz wie eine verstärkte Akustikgitarre. Der Pianist Gulda gerierte sich besonders in den 1970er-Jahren gern als Provokateur, der das Publikum spaltete. "Sein Cellokonzert enthält auch Komik", sagt Kütson. Für den Solisten sei der Part eine "große Herausforderung", ergänzt Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer. Julian Steckel, der in Berlin lebt, kennt der GMD von der Zusammenarbeit beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn.

Mit Wintersport und Spaß auf zwei Kufen geht es in die zweite Konzerthälfte. Bei einer Pistenabfahrt, die Carter Pann mit sinfonischer Musik über Kopfhörer genoss, kam ihm der Gedanke, seine Erlebnisse beim Skifahren im Wintersportort Steamboat Springs (Colorado) in Musik umzusetzen. Und so werden die Zuhörer mit "Slalom" eine "rasante Orchesterabfahrt erleben", verspricht Kütson. "So schnell spielen wie möglich", lautet die Anweisung des Komponisten zu seinem 1999 geschriebenen Stück.

In vorweihnachtlicher Stimmung klingt das Konzert aus - mit der Ballettsuite aus dem populären "Nussknacker" von Tschaikowsky. "Ich bin gespannt", wie das Publikum auf die Bandbreite dieses Programms reagiert", sagte Kütson. Die Krefelder Aufführung heute Abend wird übrigens vom WDR aufgenommen und live gesendet.

Termine: Dienstag, 13., Freitag, 16. Dezember, Seidenweberhaus, jeweils 20 Uhr. Am Dienstag gibt es ab 19 Uhr im kleinen Saal ein Debüt-Konzert mit Krefelder Preisträgern des Wettbewerbs "Jugend musiziert".

(RP)
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