Kr Wie Krefeld AfD entzaubert

Krefeld · Die Wurfsendung, mit der die AfD in Krefeld auf ihre Wahlkampfveranstaltung aufmerksam gemacht hat, war entlarvend. Dort, wo sie konkret wurde, haben die "Alt"-Parteien das Feld bestellt. Dort, wo die AfD Alleinstellungsmerkmale hat, ging es vor allem um Ressentiments und das Selbstbild als Märtyrer des Mainstreams. Hier gilt aber weiter die Lust am Argument: Massenhafte Ablehnung ist nicht falsch, weil sie massenhaft ist. Manchmal hat diese Masse schlicht und einfach die besseren Argumente.

Niemand will unkontrollierte Zuwanderung; die AfD hat hier ihre Sonderstellung längst verloren, außer man findet es gut, an den Grenzen auf Frauen und Kinder zu schießen. Aber das findet ja nicht mal die AfD selbst mehr gut. Die Debatte um den Bau der Moschee an der Gladbacher Straße läuft längst, und zwar nicht getrieben von AfD-Leuten, sondern von Muslimen, von Parteien im Rat und einer kritischen Bürgerschaft. Die AfD ist nur auf diesen Zug aufgesprungen und will die Moschee verhindern. Da ist die Debatte in Krefeld längst weiter. Und fairer: Die Muslime müssen sich ja schon unangenehmen Fragen stellen. Diskutiert werden aber auch die Chancen eines solchen Baus für den interreligiösen Dialog und die Integration.

Unterm Strich fasst die AfD auch in diesem Punkt kein heißes Eisen an, das die "Altparteien" liegenlassen; sie fällt einfach weit hinter die Diskussion zurück, die seit dem Jahr 2015, als die Moscheebaupläne bekannt wurden, geführt wird. Die AfD hat bestenfalls die Chance, von Ressentiments und Ängsten zu profitieren. Aber da fängt die Partei sich mittlerweile selber ein: indem sie das Recht auf Religionsfreiheit ausdrücklich unangetastet lassen will.

Bleibt der Eindruck: Die sinkenden Umfragewerte der AfD hängen weniger mit der Mainstreampresse zusammen, sondern damit, dass die Partei eigentlich nichts zu bieten hat. Die Partei ist entzaubert, der Kaiser nackt. vo

(RP)
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