Krefeld Afrika-Abenteuer gegen die Angst

Krefeld · Tobias Köhn hat sich Großes vorgenommen. Der Krefelder will einen Kinofilm drehen. Keine erfundene Geschichte mit Happy-End und Starbesetzung, sondern einen Streifen für ein Stück Lebenshilfe.

 Der 25-jährige Tobias Köhn weiß genau, was Zuhause und was Heimat ist. Sein Auto reicht ihm als Zuhause. Heimat ist für ihn jedoch der Ort, an dem seine Eltern sind.

Der 25-jährige Tobias Köhn weiß genau, was Zuhause und was Heimat ist. Sein Auto reicht ihm als Zuhause. Heimat ist für ihn jedoch der Ort, an dem seine Eltern sind.

Foto: T. Lammertz

Der Film des 25-jährigen Tobias Köhn wird sehr persönlich. "Ich mach mich öffentlich nackig", sagt der Krefelder und meint damit, dass er viel von sich und seiner Persönlichkeit preisgeben will. Der am Inrath geborene Elektroniker lebt seit gut zehn Jahren mit einer Angststörung. Mit fachlicher Hilfe hat er gelernt, damit umzugehen. Mehr noch: Er hat sich seinen Ängsten bewusst gestellt und sie als Herausforderung begriffen. Mit seinem ersten Kinofilm will er vielen Menschen Mut machen.

 Tobias Köhn nimmt in Afrika mit seinem Suzuki Samurai selbst unwegsamstes Gelände.

Tobias Köhn nimmt in Afrika mit seinem Suzuki Samurai selbst unwegsamstes Gelände.

Foto: TK

Das Fundament für den Film steht: Köhn ist im vergangenen Jahr mit seinem vierradgetriebenen Suzuki Samurai sechs Monate lang durch die afrikanischen Länder Namibia, Sambia und Südafrika gefahren. Von seiner Reise hat er regelmäßig mit eindrucksvollen Bildern von Menschen und Natur auf seinem eigenen Youtube-Kanal berichtet. Auf diese Weise sind 42 Videos von jeweils acht bis 15 Minuten Länge zusammengekommen.

Dieses Material ist nun die Basis für seinen Film "Ein Viertel der Welt", der unter anderem im Primus-Palast an der Lewerentzstraße 40 und beim SWK-Open Air Kino auf der Rennbahn zu sehen sein soll. An sieben bis acht weiteren Drehtagen in München und Krefeld bekommt der Film den autobiografischen Rahmen. Und darin beschäftigt sich der 25-Jährige mit seiner Biografie und vor allem mit seinen Ängsten und dem erlernten Umgang damit. "Ich will Menschen mit ähnlichen Problemen ein Mut machendes Beispiel zeigen, ihre ganz persönlichen Abenteuer anzugehen."

Die Initialzündung erlebte Köhn, als er für seine Firma, in der er den Beruf des Elektronikers erlernt hat, in Rumänien einen Auftrag erledigen sollte. In Bukarest lernte er 2014 Teilnehmer einer Spendenrallye auf dem Weg in die tadschikische Hauptstadt Dushanbe kennen. Die vermittelten ihm einen Job als Fahrer für das Filmteam des privaten Fernsehsenders Vox. Für den fuhr er 11.500 Kilometer in drei Wochen. Das Erlebnis hat ihn sehr stark motiviert, seine Träume zu verfolgen. "Es gibt andere Lebensmodelle, als täglich zur Arbeit zu gehen und bis zum Pensionsalter stets wiederkehrende Aufgaben zu erledigen", sagt der 25-Jährige. "Ich möchte auch anderen Anstöße geben, das zu tun, was sie möchten." Dermaßen mental angefixt, begann der Krefelder sich verstärkt mit Filmen, Vertonen und Schneiden zu befassen, schaffte sich eine Filmkamera von Sony und eine Drohne für Aufnahmen aus der Luft an. Darüber hinaus fütterte er quasi als Nebenprodukt sein großes Fotoarchiv mit tollen Motiven vom schwarzen Kontinent. Seine Aufnahmen zeigen unter anderem Sandstürme, Lost Places wie alte Minen und alte Stämme wie die San aus Namibia. "Ich habe durchweg nette Menschen getroffen", berichtet Köhn. Seine Methode bestehe darin, offen und positiv auf alle zuzugehen. So sei er sogar durch Townships gefahren, ohne eine gefährliche Situation erleben zu müssen.

"Ich bin der Typ, der ich immer sein wollte", sagte der 25-Jährige. Einer der sich furchtlos in eine Situation begebe, ohne zu wissen, wie das Abenteuer ausgehe. An dieser persönlichen Entwicklung wolle er andere teilhaben lassen. Deshalb stürze er sich in die Arbeit für seinen Kinofilm. Sein Wunsch für die Zukunft bestehe darin, einen Weg zu finden, mit Reisen und Filmen seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anspruchsvollen Luxus benötige er nicht. Sein Auto reiche ihm als Zuhause völlig aus. Heimat sei für ihn jedoch der Ort, an dem seine Eltern sind. Tobias Köhns Projekte sind im Internet unter anderem unter den Adressen www.acmeadventure.de und www.startnext.com/einviertelderwelt zu verfolgen.

(sti)
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