Krefeld Alle Premieren der Spielzeit 2017/18 Theater: Bürgerkrieg und beinharte Unterhaltung

Krefeld · Mit zwei Schauspielen startet die Spielzeit: "Deine Liebe ist Feuer" blendet den Bürger-krieg in Syrien ein. Am Tag darauf folgt ein klassisches Lustspiel - Heinrich von Kleists "Zerbrochener Krug".

 Szene aus Lessings Schauspiel "Minna von Barnhelm" mit Esther Keil in der Titelrolle. Die Inszenierung von Anja Panse ist in der kommenden Spielzeit zu sehen.

Szene aus Lessings Schauspiel "Minna von Barnhelm" mit Esther Keil in der Titelrolle. Die Inszenierung von Anja Panse ist in der kommenden Spielzeit zu sehen.

Foto: Matthias Stutte

Was der Titel des neuen Spielplanheftes zeigt, interpretiert Marketingchefin Saskia Fetten so: "Wir finden unser Theater zum Küssen!" Der üppige Kussmund in Nahaufnahme auf dem Cover gibt der grafischen Gestaltung des Programmhefts eine methodische Leitlinie. Theaterfotograf Matthias Stutte hat seine Kamera auf körperliche Details der Künstler konzentriert. "Die Fotos rücken näher an die Akteure heran, als das der Zuschauer jemals kann", sagt Stutte.

"Die hautnahe Perspektive und ein fokussierender Blickwinkel", so erläuterte gestern Generalintendant Michael Grosse das Motto der Spielplangestaltung. Doch bleibt er bei seiner öfter schon geäußerten Zielorientierung: "Das Ensemble ist bei uns der Protagonist."

Schauspiel

Den größten Batzen der angepeilten Arbeit nimmt die Sparte Schauspiel ein. "Von den 22 Titeln sind acht Produktionen neu", rudert Schauspieldirektor Matthias Gehrt gleich zurück. Bei "Antigone" von Sophokles (in Krefeld erst in der übernächsten Spielzeit zu sehen) und Schillers "Räubern" führt Gehrt selbst Regie.

Die Spielzeit 2017/18 startet am 15. September in der Fabrik Heeder mit einer Produktion in der Reihe "Außereuropäisches Theater". Unter dem Titel "Deine Liebe ist Feuer" inszeniert der aus Syrien geflüchtete Regisseur Rafat Al Zakout ein Stück von Mudar Alhaggi, dessen Aktualität nicht zu überbieten sein dürfte: Es schildert die brutale Horrorwelt des Bürgerkriegs im geschundenen Syrien.

Nur einen Tag später schaltet das Theater auf gesellschaftskritische Unterhaltung um: Nach vielen Jahren erscheint wieder der Dorfrichter Adam in Kleists "Zerbrochnem Krug" auf der Szene des Stadttheaters. Regie führt Hüseyin Michael Cirpici. Es folgt "beinharte Unterhaltung" (Gehrt): Aus Mönchengladbach wird die Fanrevue "Wir sind Borussia" nach Krefeld übertragen. Intendant Grosse schätzt die Aussicht, dass dieses Fohlen-Opus auch in der Seidenstadt reüssieren wird, optimistisch ein.

Ab 3. Februar 2018 könnte es dann zum "Feuerwerk des Unterhaltungsblödsinns" kommen, so Gehrt: Dann präsentieren Regisseurin Christine Hofer und ihr Team das Musical "Monty Python's Spamalot". Mit Schillers Jugenddrama "Die Räuber" schließt sich der Premierenkreis.

Zwei Tanzabende aus seinem reichen Repertoire wird Ballettdirektor Robert North präsentieren: In Krefeld erstmals gezeigt wird der Doppelabend "Für meine Tochter / Boléro". Der erste Teil des Programms, sagt North, erinnert an eine persönliche Tragödie des tschechischen Komponisten Leos Janácek: "Er musste die Nachricht verkraften, dass seine Tochter Olga 21-jährig starb", informierte North. Die lebensfrohe Tanzeinrichtung des Ravel'schen "Boléro" wird dazu die emotionale Gegenwelt liefern. Die andere Choreografie, "Souvenirs aus West und Ost", gelangt erst in der Spielzeit 2018/19 nach Krefeld.

Neu für die Krefelder sind auch "Sinfonie des Lebens" und als Ballett für Kinder "Pinocchio". Das Ballett, das als Weihnachtsmärchen laufen wird, für Kinder fußt auf der weltberühmten Erzählung von Carlo Collodi.

"Krassen Aktualitätsbezug" attestiert Operndirektor Andreas Wendholz dem bereits 1950 in Philadelphia uraufgeführten Musikdrama "Der Konsul" des Italo-Amerikaners Gian Carlo Menotti. Wenige Jahre später gab es bereits eine Spielfassung am damals blutjungen Gemeinschaftstheater zu sehen. "Im Zentrum steht eine Frau, die versucht, ein Visum für die Ausreise aus einem Polizeistaat zu erhalten", erklärt Wendholz. "Das scheitert an den Mühlen der Bürokratie." In der Rolle der Magda Sorel wird die Sopranistin Izabela Matula mit diesem Musikdrama ihren Abschied von Krefeld geben. Katja Bening inszeniert, die Leitung hat Kapellmeister Diego Martin-Etxebarria.

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson wird die Aufführungen der Shakespeare-Oper "Hamlet" von Ambroise Thomas leiten, die ab dem 25. November auf dem Plan steht. Helen Malkowsky wird die Opernrarität inszenieren. Die Titelrolle singt Rafael Bruck, Sophie Witte verkörpert Hamlets Geliebte.

Das Thema "blindes Vertrauen" will das Theater in Nachfolge der Wagner-Oper "Lohengrin" fortschreiben. Dann steht Glucks Unterwelts-Oper "Orpheus und Eurydike" auf dem Programm (ab 17. Februar 2018).

Zum Ende der Spielzeit möchte das Theater gern noch "eine weiße Karte ziehen" (Wendholz). Welches aktuelle Musiktheater am 26. Mai 2018 Premiere feiern wird, steht noch nicht fest.

Das neue Spielplanheft liegt ab sofort im Theater aus. Infos auch unter: www.theater-kr-mg.de Die Theaterkasse ist telefonisch zu erreichen unter 02151 805125,

(ri-)
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