Krefeld Als die Queen ihren Verlobten in Krefeld besuchte

Krefeld · Wir nehmen den Start der Netflix-Serie "The Crown" zum Anlass, daran zu erinnern, dass die britische Königin Elizabeth als junge Frau in Krefeld zu Gast war: Sie besuchte ihren Verlobten Prinz Philip, der in Bockum stationiert war. Die Prinzessin residierte damals in der Villa Pattberg an der Uerdinger Straße.

 Die Villa Pattberg an der Uerdinger Straße 265 ist heute Sitz der Immobilienentwicklungsgesellschaft Kueppers Living.

Die Villa Pattberg an der Uerdinger Straße 265 ist heute Sitz der Immobilienentwicklungsgesellschaft Kueppers Living.

Foto: Lammertz Thomas

In den sehr privaten Tagebüchern Ihrer Majestät spielt Krefeld sicherlich eine gewichtige Rolle. Denn Elizabeth II. hat romantische Erinnerungen an die Sommertage in den 1940er Jahren. Mit Herzklopfen wird die damals 18-jährige Kronprinzessin vor der Fabrikantenvilla an der Uerdinger Straße aus der Limousine gestiegen sein. Hier war ihr Verlobter stationiert: Prinz Philip, damals noch Offizier Philip Mountbatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war an der Uerdinger Straße 265 das Headquarter der britischen Rheinarmee.

 Adel verpflichtet: Im repräsentativen Foyer erinnert ein Bild der jungen Queen daran, dass sie hier einst logiert hat. Die Villa war Headquarter der britischen Rheinarmee.

Adel verpflichtet: Im repräsentativen Foyer erinnert ein Bild der jungen Queen daran, dass sie hier einst logiert hat. Die Villa war Headquarter der britischen Rheinarmee.

Foto: Thomas Lammertz

Es ist überliefert, dass die Prinzessin hier mehrfach logiert haben soll, um ihren Prinzen zu besuchen. Doch die frühe Geschichte der 1920 von dem Kaufmann Hugo Pattberg erbauten Villa bleibt in königlicher Diskretion geheim: Alle Dokumente sind während des großen Bombenangriffs auf Krefeld 1943 vernichtet worden, und vieles andere - auch aus der Zeit der Briten an der Uerdinger Straße - ging in den Wirren der Nachkriegsjahre verloren. Heute ist die Villa restauriert, umgebaut und Sitz der Immobilienentwicklungsgesellschaft Kueppers Living. An die blaublütigen Logisgäste erinnert noch das Porträt der blutjungen Elizabeth im Foyer.

Krefeld muss der britischen Prinzessin geradezu paradiesisch vorgekommen sein. Als "Heiress presumptive" (voraussichtliche Thronfolgerin) ihres Vaters George war sie bereits in den frühen Kriegsjahren mit öffentlichen Aufgaben und Pflichten betraut worden. Dazu zählte auch der Dienst in der Frauenabteilung des britischen Heeres. In der Bockumer Villa mag die junge Frau ungewohnte Freiheit erlebt haben. Dort blickte nicht die ganze Weltöffentlichkeit auf die Thronanwärterin aus dem Vereinten Königreich, nicht jeder ihrer Schritte wurde vom höfischen Protokoll gesteuert. Es mag da ein wenig legerer und privater zugegangen sein. Um die Villa, dort wo längst Parkplätze und Wohnhäuser - und nebenan das Hotel Krefelder Hof - entstanden sind, gab es damals einen riesigen, prächtig angelegten parkähnlichen Garten: eine romantische Kulisse mit verwunschenen Nischen. Hier hätte kein Paparazzo das königliche Tete-à-Tete vor sein Objektiv bekommen.

Vielleicht war das die unbeschwerteste Zeit für die Beiden als Paar. Denn die britische Öffentlichkeit hätte lieber einen Anderen an der Seite ihrer Prinzessin gesehen. Als Prinz von Griechenland galt Philip als Ausländer, obwohl er in England geboren und ausgebildet worden ist. Aber: "Es war die große Liebe", schreibt Marion Crawford, Nanny, Freundin und Vertraute von Elizabeth und deren Schwester Margaret in ihren Erinnerungen "The Little Princesses". Elizabeth war 13, als sie den 18-jährigen Prinzen das erste Mal traf. Philip habe von dem Mädchen keine große Notiz genommen, aber für ihre "Lilibet" sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen, und die Augen habe das Mädchen nicht mehr von ihm lassen können. Die Prinzessin schrieb dem jungen Mann, der bei der Navy diente, sie sei stolz, dass er für ihr Land kämpfe, berichtet Crawford in ihrem Buch. Die königlichen Eltern dagegen waren wenig amused: Ein Prinz, der weder Königreich noch Vermögen in der Aussteuer vorweisen konnte, statt dessen Schwestern, deren deutschen Ehemännern Verbindungen zu den Nazis nachgesagt wurden, war für sie keine angemessene Partie. Seinen Antrag habe Philip deshalb heimlich gemacht. Elizabeth habe ohne Zögern "Ja" gesagt, ohne ihre Eltern zu fragen. Das war im Sommer 1946. Das ist so bei Nanny Crawford verbrieft. Die Verlobung könnte sich in Krefeld angebahnt haben. Crawford wahrt darüber diskretes Schweigen.

(RP)
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