Krefeld Am Beispiel Flöthbach - Naturschutz heute

Krefeld · Der kleine Bach durch das Hülser Bruch ist bald renaturiert. Stichling und Blutegel sollen hier überleben können.

 Eine Fledermaus kreiste gestern schon über der Mulde.

Eine Fledermaus kreiste gestern schon über der Mulde.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es ist auf den ersten Blick keine spektakuläre Maßnahme, die Heino Thies und Theo Malschützky vom Krefelder Grünflächenamt da gestern im Hülser Bruch präsentiert haben. Eine kleine Flutmulde für 29.000 Euro ist angelegt worden. Nur 1,50 Meter ist sie tief, aber für die Tiere, die im Flöthbach leben, kann diese kleine Mulde bald überlebenswichtig werden. Wenn im Sommer der Flöthbach wieder trocken liegt, wird in der tiefer gelegenen Flutmulde dennoch Wasser stehen. Hier sollen Stichlinge, Grasfrösche und Blutegel, die bisher schon im und am Flöthbach beheimatet sind, ein Refugium finden.

 Pittoreske Niederrhein-Idylle: der Flöthbach im Sonnenschein.

Pittoreske Niederrhein-Idylle: der Flöthbach im Sonnenschein.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Auf dem Wasser tanzten gestern bereits Insekten, was eine kleine Fledermaus veranlasste, nimmermüde über der neuen Flutmulde zu kreisen, auf der Jagd nach Speise. Eine pittoreske Niederrhein-Spätherbst-Idylle, wie sie wohl nur möglich ist, weil das Krefelder Grünflächenamt auf dezente Art und Weise in immer neuen Etappen die Randbereiche des Flöthbachs renaturiert. Dauerhaft Wasser führen - "flöth" steht für fließen - wird er zwar nicht, aber am Rand soll es überall feuchte Stellen geben, an denen Tiere Trockenphasen überleben.

 Heino Thies (l.) und Theo Malschützky am Flöthbach (l.) und der neu angelegten Flutmulde (hinten rechts). Das Zwischenstück ist höher angelegt als die eigentliche Mulde, so dass das Wasser im Sommer dort stehen bleibt.

Heino Thies (l.) und Theo Malschützky am Flöthbach (l.) und der neu angelegten Flutmulde (hinten rechts). Das Zwischenstück ist höher angelegt als die eigentliche Mulde, so dass das Wasser im Sommer dort stehen bleibt.

Foto: T. Lammertz

Die Hauptaufgabe des Flöthbachs war von je her, die Stadtteile Inrath, Hüls und Orbroich zu entwässern. Diese Funktion nimmt er in dieser Jahreszeit, wo viel Regenwasser fällt, wieder wahr. Die jetzt angelegte Flutmulde diene also auch konkret dem Hochwasserschutz, betont Heino Thies: "Sie speichert Wasser, das ansonsten in Niers und Maas flösse."

Wann der Bach genau entstanden ist, steht laut Heino Thies nicht fest. "Auf manchen alten Karten ist er da, dann wieder nicht." Was für ihn zur Annahme führt, dass der Bach wohl immer wieder mehrere Jahre trocken war, dann wieder Wasser führte. Erst der Reichsarbeitsdienst in der NS-Zeit habe einen kontinuierlichen Bach angelegt, um mehr landwirtschaftliche Nutzfläche zu gewinnen. Der Flöthbach wurde ausgegraben, tiefer gelegt - seitdem zieht er sich wie eine Schnur von seiner ehemaligen Quelle, dem Gewässer am Breiten Dyk neben dem Reitstall Kühnen (wegen seines eisenhaltigen Wassers wird der Tümpel "Der rote Weiher" genannt), bis an die nördliche Stadtgrenze. In Geldern mündet der Flöthbach, der auf einem Zwischenstück auch Landwehr heißt, in die Niers, von dort in die niederländische Maas.

2003 erarbeitete die Stadt Pläne für die Renaturierung, 2007 stimmte die Politik zu. Bis zum Steeger Dyk in Hüls ist die Renaturierung abgeschlossen. Nach der jetzt angelegten Flutmulde soll noch an zwei weiteren Stellen in Krefeld renaturiert werden: Im Orbroicher Bruch wird eine weitere Flutmulde angelegt, dort müssen aber Grundstücke zusammengelegt werden. Am Boomdyk werden die Ufer renaturiert. Weiter sollen noch Nebengerinne mit dem Bach verbunden werden.

Die jetzt realisierte Fläche mit der Flutmulde war lange von einem Landwirt gepachtet, dieser Vertrag endete jetzt, so dass die Stadt ab November die Chance hatte, die Renaturierung umzusetzen. Möglich macht die Finanzierung die EU-Wasserrahmenrichtlinie, aufgrund derer die Stadt Zuschüsse von der Bezirksregierung erhält. 90 Prozent Zuschuss kamen vom Land für die Maßnahme - für den Rest muss Krefeld aber nicht direkt Geld ausgeben. Es sind Planungskosten, aber das Grünflächenamt hat diese Planung selbst vorgenommen. "Für die Stadt Krefeld entstanden keine Kosten", sagt Theo Malschützky stolz.

(RP)
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