Krefeld Andreas Fellners letzte Probe: Ab Montag leitet Jadwiga Hild den Chor

Krefeld · Der Flüchtlingschor hat eine neue Leiterin, nachdem Andreas Fellners beruflicher Weg in nach Eisenach führte. Dort ist er zum Generalmusikdirektor am Theater avanciert,

 Spaß und Verständigung kommen bei den Proben des Flüchtlingschors im Südbahnhof nicht zu kurz.

Spaß und Verständigung kommen bei den Proben des Flüchtlingschors im Südbahnhof nicht zu kurz.

Foto: Thomas lammertz

Es ist Nachmittag, kurz vor 17 Uhr. Im Eingangsbereich des Südbahnhofs an der Saumstraße treffen nach und nach jüngere und ältere Menschen ein. Die meisten scheinen sich zu kennen und begrüßen sich herzlich. Unter ihnen Margret Schilling vom Flüchtlingsrat, die jeden, der zunächst nur zögerlich eintritt, mit freundlichen Worten willkommen heißt. Alle sind gekommen, um - wie an jedem Montag - im Flüchtlingschor mitzusingen.

"Das ist heute spannend, denn wir wissen nicht, wer diesmal unsere Probe leiten wird", sagt eine der Wartenden, "der Andreas musste sich leider vor den Ferien verabschieden". Damit ist Andreas Fellner gemeint, Gründer und bisheriger Leiter des Flüchtlingschores, im Hauptberuf Kapellmeister an den Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach. Dieser ist inzwischen zum Generalmusikdirektor am Theater in Eisenach avanciert, so gab es in der letzten Probe vor der Sommerpause ein Abschiedsfest für ihn. Doch an diesem Montag kommt "Andreas" doch noch einmal und wird mit Hallo und herzlichen Umarmungen begrüßt.

In einem freundlichen Proberaum mit Klavier nimmt die rund vierzig Personen zählende Sängerschar Platz. Sie umfasst fast alle Altersgruppen und viele Nationalitäten - von Syrern über Afghanen, Eritreern oder Menschen aus Mali - und auch eine ganze Reihe Deutsche. Fellner lädt zunächst mit viel Temperament zum Einsingen unter intensivem Körpereinsatz ein, was allen offensichtlich Spaß macht und die Atmosphäre spürbar lockert.

"Ende des vergangenen Jahres, als wir mit den Proben begannen, haben wir uns meist nur mit Händen und Füßen verständigt, aber nun reicht es, wenn ich deutsch spreche", erklärt der Chorleiter, der mit Feuereifer bei der Sache ist und seine Eleven humorvoll zu fesseln weiß.

"Heut' ist ein Fest bei den Fröschen am See, Ball und Konzert und ein großes Diner, quak, quak, quak, quak", so lautet der Text eines einfachen Kanons, der heute einstudiert werden soll. In großen Lettern schreibt Fellner den Text an eine Tafel und lässt ihn zeilenweise mehrmals nachsprechen. Das funktioniert erstaunlich gut, und auch die Melodie "sitzt" nach kurzer Zeit. Es dauert nicht lange, da kann der Chor sogar in mehrere Gruppen aufgeteilt werden, und in schöner Harmonie erklingt ein veritabler Kanon. Selbst die ganz Schüchternen trauen sich zusehends, zumindest beim lustigen "quak, quak". Weiter geht es mit lautmalerischen Melodien ohne Text, dafür mit Schnipsen verbunden, was selbstverständlich erheblich einfacher ist.

Dann ist Pause - "das Wichtigste", sagt der Chorleiter. "Dann wird Tee getrunken, werden Telefonnummern ausgetauscht und vielerlei Kontakte geknüpft." Währenddessen probiert ein junger Afghane, der davon träumt, Popsänger zu werden, am Klavier die Akkorde aus, die Andreas Fellner ihm aufgeschrieben hat.

Der zweite Teil der Probe dient vornehmlich der Wiederholung des bereits Erlernten. Das macht einen etwa einjährigen Jungen, der bis dahin auf dem Arm seines Papas zugehört hatte, mutig. Er kommt nach vorne, tanzt im Takt neben dem Klavier und klatscht mit den Anderen, die bei gut gelungenen Liedern voller Freude sich selbst applaudieren.

Zum Abschluss sind noch einmal die quakenden Frösche dran, der Dirigent verspricht zum Abschied, soweit es seine Arbeit erlaubt, immer mal wieder vorbeizuschauen und versichert, dass es weitergeht mit dem Flüchtlingschor: ab kommendem Montag, 6. September, 17 Uhr, unter der Leitung von Jadwiga Hild.

(RP)
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