Analyse Schule Anmeldungen: Debatte über Bestand von Fichte oder Arndt noch "zu früh"

Krefeld · Die Anmeldezahlen für das Arndt- und das Fichte-Gymnasium zeigen erneut, dass beide Schulen mittelfristig kaum nebeneinander bestehen können.

Beide Schulen liegen nur einen Kilometer auseinander, beide kämpfen seit Jahren mit sinkenden Anmeldezahlen, beide arbeiten bereits in der Oberstufe zusammen - die Frage, ob man eine schließt, liegt also auf der Hand. Doch trotz der erneut problematischen Zahlen - wie berichtet, hat das Fichte 40 Anmeldungen, das Arndt 57 - hält das Schulamt eine Schließungsdebatte für verfrüht: "Angesichts der Anmeldezahlen Rückschlüsse auf schulorganisatorische Maßnahmen zu ziehen, wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu früh", erklärte Schulamtsleiter Jürgen Maas auf Anfrage. Ein Grund für diese Zurückhaltung liegt darin, dass beide Schulen altehrwürdig sind und für starke Bildungstraditionen in Krefeld stehen. Politik und Verwaltung scheuen daher die Existenzfrage wie der Teufel das Weihwasser.

So ging die bislang letzte Bewegung bei beiden Schulen auf einen Anstoß von außen zurück - auf die Bezirksregierung. Die Schulaufsicht hat 2013 mit Blick auf die Zweizügigkeit beider Gymnasien eine Kooperation der Schulen im Oberstufenbereich angeregt. Seitdem hat sich die Ausgangslage weiter zugespitzt - doch die Frage nach der Aufgabe einer Schule ruht.

Vernünftig ist das nicht: Für die Stadt bedeutet das, zwei Schulgebäude statt einem zu unterhalten, und für viele Eltern bedeutet das in letzter Konsequenz eine Einschränkung ihrer Wahlfreiheit, denn zurzeit werden Schüler aus anmeldestarken Schulen auf die anmelde-schwachen verteilt. Wie Schulamtsleiter Maas dazu erläuterte, finden in der kommenden Woche Abstimmungsgespräche mit allen Gymnasien statt, in denen geklärt wird, ob es an einzelnen Gymnasien aus Kapazitätsgründen "gegebenenfalls Abweisungen geben muss, so dass die Zahl der aufzunehmenden Schüler an anderen Schulen sich noch erhöht". "Erst danach kann oder muss über schulorganisatorische Maßnahmen entschieden werden", sagte Maas. Über die zu bildenden Eingangsklassen des 5. Jahrgangs entscheidet der Schulausschuss. "Sollte es zu einer Veränderung der Schullandschaft kommen müssen, wäre dies durch den Stadtrat zu beschließen und durch die Bezirksregierung Düsseldorf zu genehmigen", so Maas. In einer Schließungsdebatte gäbe es einen leichten Trend zugunsten des Arndt: Die Schule ist eine der Inklusionsschulen Krefelds. Die Schließung des Fichte ist also nach heutigem Stand am wahrscheinlichsten.

Beide Schulen sind Krefelder Institutionen. Das altsprachliche Arndt geht zurück auf die 1851 gegründete "Katholische höhere Rektoratsschule", die zum "Gymnasium zu Crefeld" wurde und bis 1900 als einzige Schule in Krefeld die allgemeine Hochschulreife erteilte.

Das Fichte wurde 1851 als "Provinzialgewerbeschule für Jungen" gegründet und 1892 zur Oberrealschule - im Prinzip zu einem Gymnasium mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung; dafür ist das Fichte bis heute bekannt. Den Namen "Fichte" erhielt die Schule 1937 auf Betreiben der Nazis. Besonderheit der Schule: 1954 erwarb sie über den Förderverein die Burg Bischofstein an der Mosel. 2003 wurde das Schulgebäude bei einem Brand schwer beschädigt und 2004 neu eröffnet.

(RP)
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