Krefeld Anrührende Reise in die Zeit der Beatles

Krefeld · Die Hippie-Generation von damals hat graue Haare, aber sie feiert die Hits der Fab Four mit Begeisterung und Nostalgie.

 Im Seidenweberhaus wurde die Musik von Paul, George, John und Ringo in einer mitreißenden Show wiederbelebt.

Im Seidenweberhaus wurde die Musik von Paul, George, John und Ringo in einer mitreißenden Show wiederbelebt.

Foto: VA

Ihre ersten Auftritte hatte die erfolgreichste Band der Musikgeschichte 1960 in Hamburg. Jetzt kam sie nach Deutschland zurück. Nicht nach St. Pauli, sondern ins Seidenweberhaus; und nicht als Original, sondern als Revival Band. "Yesterday - A Tribute to the Beatles" hieß die Show, die noch einmal die Hits der Fab Four aus Liverpool aufsprudeln ließ - 50 Jahre, nachdem im Mai 1967 ihr Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" neue Maßstäbe in der Popwelt gesetzt hatte.

Ganz gefüllt war der große Saal im Seidenweberhaus nicht. Die Fangemeinde der Beatles hat sich durch natürlichen Abgang gelichtet. Aus den Teens der Hippie-Generation sind gesetzte Herrschaften in den Sechzigern oder Siebzigern geworden, die Mähnen von damals sind heute grau oder weiß. Geblieben sind Erinnerungen: Die Faszination von einem Zeitgeist, der "Make love, not war" propagierte. Die Begeisterung für eine Musik, die mit ihren Texten meisterhaft und messerscharf die Gefühle und Gedanken vieler Jugendlicher artikulierte.

Die vier Musiker, die in Krefeld nach aufwändigem Casting auf der Bühne stehen, tragen Künstler-Namen, die sie als intime Kenner der sagenumwobenen Beatles-Historie ausweisen. So tritt der Schlagzeuger "Ringo Starr" unter dem Pseudonym "Billy Shears" auf - Beatle-Fans verbinden mit "Shears" einen Doppelgänger für Paul McCartney, der einer vielfach dementierten Legende zufolge 1966 bei einem Autounfall ums Leben gekommen und durch William Shears ersetzt worden sein soll. Auch im Publikum sitzen Kenner. Als "When I'm 64" verklungen ist, branden erste Jubelrufe auf - nicht nur von den 64-Jährigen. Der erste Teil des Abends wird von einfühlsamen Interpretationen bestimmt. Als "Strawberry Fields forever", am 13. Februar 1967 veröffentlicht, über die Bühne geht, wabern rot-grüne Wolken, an Erdbeerfelder erinnernd, im Licht der Spotlights. "Strawberry", ein melancholisches biografisches Meisterwerk von John Lennon, wurde zum ersten Musik-Video überhaupt. Die Beatles schufen es, befreit vom Gladiatoren-Stress in den Arenen der Welt, nachdem sie sich von öffentlichen Auftritten verabschiedet hatten - das Spießrutenlaufen durch kreischende Menschenmassen war ihnen zuwider geworden. Sie vollführten einen radikalen Imagewandel, ersetzten die Anzüge durch farbenfrohe Gewänder, feilten in den Studios der Abbey Road wochenlang an ausgefuchsten Musik- und Textpassagen und revolutionierten die bisherigen Aufnahmetechniken.

Den Ohrwürmern gewidmet ist der zweite Teil des Konzerts. "I wanna hold your Hand", "She loves you", "A Hard Day's Night" lösen prasselnden Beifall aus. Es sind die Lieder, die die Jugendlichen damals Samstagnacht in der Top-20-Show des englischen Soldatensenders BFBS hörten und dann am Montagmorgen auf dem Schulhof zum Thema machten. Ein Querschnitt durch die Höhepunkte wegweisender Kreativität. - Zum Schluss ein dreifaches Da Capo, alle klatschen und singen mit: "Let it be!", "Hey, Jude", "Imagine": Standing Ovations. Und gereifte Gesichter legen sich in Falten der Rührung. Das "Yellow Submarine" hat silberne Haare bekommen - aber es lebt. Das waren Zeiten. Yeah, yeah, yeah.

(RP)
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