Krefeld Aus dem Leben einer Autistin

Krefeld · Der 2. April ist seit acht Jahren Welt-Autismus-Tag. Aus diesem Anlass hat unsere Redaktion die 20-jährige Jessica befragt, die bei ihren Eltern ausgezogen ist und jetzt in der neuen Anlage des Vereins Lebenshilfe an der Alten Landstraße in Krefeld-Hüls wohnt.

 Jessica fühlt sich wohl in ihrem neuen Zuhause: "Ich lebe mit gleichaltrigen Jugendlichen zusammen. Die Betreuer versuchen, mir meine Ängste zu nehmen", sagt die 20-Jährige.

Jessica fühlt sich wohl in ihrem neuen Zuhause: "Ich lebe mit gleichaltrigen Jugendlichen zusammen. Die Betreuer versuchen, mir meine Ängste zu nehmen", sagt die 20-Jährige.

Foto: Lebenshilfe

Jessica wird im Rollstuhl nach Hause gefahren. Sie war beim Arzt und entschuldigt sich für die drei Minuten der Verspätung. Denn wir wollen die 20-Jährige mit der Diagnose Autismus zu ihrem neuen Zuhause befragen. Ihr Bein schmerzt immer noch, aber das lächelt Jessica weg. Sie bittet in ihr Zimmer in der Einrichtung der Lebenshilfe an der Alten Landstraße.

Der Raum lebt von allerlei Lila-Tönen. Die Wände strahlen in einem leichten Lavendel; im Teppich leuchten violette Quadrate neben den Farben Schwarz, Weiß und Grau, und auf einem kleinen Regal steht eine aufgeblühte blaue Perlhyazinthe.

Jessica schätzt das Schöne, und das sieht man auch an ihrer Kleidung. "Das habe ich mit meinen Eltern eingekauft", berichtet sie außer der Reihe. Denn alle anderen Fragen haben wir ihr vorher geschickt. Jessica darf nicht mit Unvorhergesehenem überfordert werden. Wird sie auch nicht: Jessica hat alle Fragen zur neuen Bleibe ausführlich beantwortet und ihre 15-jährige Schwester dafür gewonnen, das alles in schönster Schrift zu notieren.

An der Alten Landstraße stehen vier Häuser in Hellblau, Orange, Blassgelb und Hellgrau. Jessicas Fenster gehen zur Klever Straße. In drei Wohnhäusern, die zusammen mit einem Vielzweckhaus einen Innenhof bilden, wohnen 22 Menschen mit der Diagnose Autismus. Sie sind im September dort eingezogen. Zwölf von ihnen wohnten als Kinder und Jugendliche im Haus am Berg, sind dort quasi herausgewachsen. Zehn neue Bewohner sind hinzugekommen. Sie sind zumeist aus dem Elternhaus ausgezogen. Die Einrichtung wird von Friederike Schreinemacher und Frank Woytena als Doppelspitze geleitet. Ein halbes Jahr nach dem Umzug sagt Schreinemacher: "Wir haben eine tolle Einrichtung geschaffen, die natürlich noch wachsen muss."

Jessica ist 20 Jahre alt und vor einem halben Jahr bei ihren Eltern in Rheinhausen ausgezogen. Sie gehört zu den Bewohnern, die schon richtig gut in der Alten Landstraße ankommen sind. Wir haben Jessica gefragt.

Welche Farbe hat das Haus, in dem Sie wohnen?

Jessica Mein Haus ist gelb.

Wie gefällt Ihnen die "Alte Landstraße"?

Jessica Sie gefällt mir gut, da sie farbenprächtig und ruhig ist. Die Betreuer sind ebenfalls sehr nett.

Wie sieht Ihr Tag aus, von morgens bis abends?

Jessica schildert hier einen genau getakteten Tagesablauf. An Arbeitstagen beginnt er um 6.50, endet gegen 16 Uhr. Und dann folgt das Programm in der Einrichtung. Jessica geht um halb neun schlafen.

Wie ist es, mit so vielen Menschen zusammen zu leben?

Jessica Ich finde die Aufgabengebiete von den andern und mir sehr interessant. Man bleibt sozial und unternimmt viel miteinander.

Haben Sie sich schon mit jemandem angefreundet?

Jessica Ich finde Katarina sehr nett. Sie wohnt gegenüber und ist lustig. Sie hört mir immer zu und hilft mir, wenn ich sie brauche.

Was ist anders als früher?

Jessica Ich lebe mit gleichaltrigen Jugendlichen zusammen. Die Betreuer versuchen, mir meine Ängste zu nehmen. Sehr viele Aktivitäten werden mir von den Betreuern angeboten, die ich auch gerne alle mitmache. Ich bin der Meinung, dass ich mich schon stark zum Positiven verändert habe: Ich telefoniere zum Beispiel oft mit meiner Familie.

(RP)
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