Krefeld Ausbildungsmarkt bricht ein

Krefeld · Die Arbeitsagentur meldet einen dramatischen Rückgang bei Ausbildungsplätzen. Derzeit gibt es 17,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Der DGB spricht von einem fatalen Signal für Schulabgänger.

Auf eines war bei Krefelder Firmen in der Vergangenheit stets Verlass: Sie stellten immer genügend Ausbildungsplätze. Beim Lehrstellenmarkt schlug Krefeld selbst wirtschaftlich starke Kommunen wie Düsseldorf oder den Rhein-Kreis Neuss. Den Platz unter den Top 3 in Nordrhein-Westfalen wird Krefeld in diesem Jahr wohl verlieren. "Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze ist deutlich zurückgegangen", sagt Peter Ewert, Chef der Arbeitsagentur Krefeld. Im Hauptagenturbezirk, zu dem auch Willich zählt, sank die Zahl der Lehrstellen gegenüber dem Vorjahr um 17,7 Prozent. Nur 1311 Stellen können die Mitarbeiter der Arbeitsagentur derzeit vermitteln — sie haben aber 1478 Bewerber in ihrer Kartei. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 1600 Lehrstellen gemeldet worden.

Warteschleife an der Berufsschule

"Ich habe richtig Magendrücken, wenn ich die Zahlen sehe", sagt Ralf Köpke, Kreisverbandsvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Er glaube nicht, dass sich die Situation bis zum Sommer ändern wird. "2009 werden die Schulabgänger ein großes Problem bekommen." Der DGB hatte vor Gericht erstritten, dass 1,25 Stellen pro Bewerber angeboten werden müssen. In Krefeld liegt die Zahl derzeit bei 0,89. "Das ist ein fatales Signal für junge Leute." Köpke befürchtet, dass die Schulabgänger nun verstärkt an Berufsschulen die schlechte wirtschaftliche Lage aussitzen werden. "Dort wird es zu einem starken Andrang kommen. Und wenn die Konjunktur wieder anspringt, werden die Unternehmen jammern, dass ihnen die gut ausgebildeten Facharbeiter fehlen." Bei der Kreishandwerkerschaft, die in den vergangenen drei Jahren jeweils Steigerungsraten von rund zehn Prozent bei Ausbildungsstellen vorweisen konnte, macht man sich keine Illusionen, dass es in diesem Jahr keine Zuwachsrate mehr geben wird. "Wir erwarten keine Steigerung mehr", sagt Geschäftsführer Jens Wenglarz. "Wir haben aber derzeit auch keine Tendenz, dass der Lehrstellenmarkt einbricht."

Dank Abwrackprämie und Konjunkturpaket hofft die Handwerkskammer, das Ausbildungsniveau des Vorjahres zu halten. Joachim Ludewig von der Industrie- und Handelskammer erklärt: "Es ist vermutlich richtig, dass sich die Lage nicht positiv entwickelt." Doch die IHK-Mitarbeiter, die um Ausbildungsstellen werben, arbeiteten weiter auf Hochtouren. "Bislang hatten wir immer mehr Lehrstellen als der Bundesdurchschnitt."

(RP)
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