Geburtenzahlen Babyboom in Krefeld

Krefeld · Überraschend steigen seit sechs Jahren die Geburtenzahlen in Krefeld - 2014 gab es 7,1 Prozent mehr Babys als im Vorjahr. Der neue SPD-Oberbürgermeister schlägt nun ein Geburtshaus für Krefeld vor.

 Ein Krefelder Babyboomerkind: Ada. Am 1. April 2014 kam sie um 7,13 Uhr im Helios-Klinikum zur Welt, genau 114 Jahre nach ihrem Urgroßvater, der am 1. April 1900 geboren wurde. "Ein schöner Zufall, vor allem weil sie eigentlich schon ein paar Tage früher kommen sollte", freute sich damals Mama Julia Dubois.

Ein Krefelder Babyboomerkind: Ada. Am 1. April 2014 kam sie um 7,13 Uhr im Helios-Klinikum zur Welt, genau 114 Jahre nach ihrem Urgroßvater, der am 1. April 1900 geboren wurde. "Ein schöner Zufall, vor allem weil sie eigentlich schon ein paar Tage früher kommen sollte", freute sich damals Mama Julia Dubois.

Foto: Helios

1849 Babys sind im vergangenen Jahr in den Krefelder Standesämtern angemeldet worden - für die vergangenen sechs Jahre ist das ist ein Rekordwert. Mehr noch: Die 7,1 Prozent Steigerung im Vergleich zum Jahr 2013 bedeuten sogar eine positivere Entwicklung als in Gesamt-NRW, wo die Zahl der Geburten um 5,9 Prozent stieg. Von einem kleinen Babyboom in Krefeld kann man sprechen.

Am Helios-Klinikum, dem mittlerweile einzigen Krankenhaus in Krefeld mit Geburtenklinik, freut man sich über die Entwicklung. Die internen Geburtenzahlen, die das Klinikum auf Anfrage unserer Redaktion vorgelegt hat, zeigen allerdings, dass das Helios-Klinikum beim Thema Geburten noch Steigerungspotenzial hat.

Im Jahr 2014 gab es am Helios-Klinikum Krefeld 1593 Geburten (einige davon Mehrlingsgeburten). Im Vergleich zu den 1849 an Krefelder Standesämtern angemeldeten Babys bedeutet dies, dass in Summe rund 250 Eltern ihr Baby entweder von einer Hebamme oder in einer anderen Stadt zur Welt gebracht haben. Faktisch werden es sogar noch mehr Eltern sein, kommen doch nur rund 80 Prozent der werdenden Mütter am Helios aus Krefeld, die weiteren 20 Prozent vom Niederrhein, etwa aus Tönisvorst, Meerbusch, Willich, Kempen oder Mönchengladbach. "In Einzelfällen haben auch schon Schwangere auch aus dem weiteren Umkreis, etwa aus Köln und Essen, Hamburg oder Berlin, in Krefeld entbunden", sagt Helios-Sprecherin Marina Dorsch.

Babys unter Wasser: Bildband von Seth Casteel
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Impressionen aus dem Bildband "Babys unter Wasser"

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Foto: ©Seth Casteel

Der Babyboom und die Folgen: Auch die Politik befasst sich aktuell mit der Frage, wie den Wünschen werdender Eltern Rechnung getragen werden kann. Der neue Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) hatte zuletzt unmittelbar vor der Wahl vorgeschlagen, in Krefeld ein Geburtshaus einzurichten oder in einem Klinikum einen Kreißsaal für freie Hebammen einzurichten. Anlass war für ihn die Tatsache, dass seit der Schließung der Uerdinger Geburtsklinik zum 31. März 2012 keine Alternative mehr für Eltern zum Helios besteht. Die Zahlen, die Helios vorlegt, zeigen, dass sich die Schließung in Uerdingen 2012 auch auf die Helios-Zahlen auswirkt. Waren es 2011 noch 1374 Geburten am Helios, so stieg die Zahl 2012 auf 1637 Geburten.

"Das Helios-Klinikum ist mit einem qualifizierten Angebot sicher gut aufgestellt. Aber wir sollten in einer Großstadt wie Krefeld ein Mindestmaß an Entscheidungsfreiheit vorhalten", sagt Meyer. Er verweist auf die bundespolitische Regelung, die die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Hebammen erheblich erschwert. "Exorbitant gestiegene Versicherungsprämien machen die Geburtshilfe zu Hause mit einer niedergelassenen Hebamme nahezu unmöglich."

15 wichtige Krefelder für 2015
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Helios selbst will den Vorschlag Meyers nicht bewerten, verweist aber darauf, dass das Mutter-Kind-Zentrum am Helios-Klinikum Kooperationen und einer engen Zusammenarbeit mit freiberuflichen Hebammen offen gegenüber steht. "Entscheidend ist, auch im Falle unvorhergesehener Komplikationen, zeitnah binnen 20 Minuten - hier machen die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe klare Vorgaben - beispielsweise einen Notkaiserschnitt durchführen zu können." Neben der Wohlfühlatmosphäre müsse die Sicherheit bei allen Überlegungen im Vordergrund stehen. Gerade bei kritischen Geburtsverläufen sei das enge Zusammenspiel zwischen Hebamme und Arzt von Bedeutung. Sprecherin Dorsch verweist auch darauf, dass das Helios als "Perinatalzentrum Level 1" kategorisiert ist. Soll heißen, es übernimmt einen überregionalen Versorgungsauftrag und kann die höchste Versorgungsstufe bei Risikoschwangerschaften, Früh- und Mehrlingsgeburten gewährleisten.

(RP)
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