Krefeld Bach-Musik mit abruptem Abbruch

Krefeld · Das Delian-Quartett begeisterte bei der Burgserenade mit einem anspruchsvollen Programm.

Mit zwei Komponisten kam man im sechsten Serenadenkonzert in Burg Linn aus - und legte damit den Grundstein für ein höchst anspruchsvolles Kammerkonzert. Zur Aufführung gelangten zwei unvollendete Spätwerke, das eine von Johann Sebastian Bach, das andere von Joseph Haydn.

Das Delian-Quartett stellte im ausverkauften Rittersaal Haydns erstes Streichquartett seinem letzten gegenüber. Deutlich wurde, dass der Komponist, der Erfinder der Gattung Streichquartett, schon früh zu seinem typischen Stil fand. Im Laufe seines Schaffens formte er ihn aus und differenzierte ihn, behielt ihn aber im Wesentlichen bei. Die jungen Streicher mit Adrian Pinzaru und Andreas Moscho (Violine), Georgy Kovalev (Viola) und Miriam Prandi (Violoncello) spielten Haydns erstes Quartett (op. 1 Nr.1) mit frischem, unverbrauchtem Schwung. Sehr schön gestaltete Primarius Pinzaru die Kantilene des langsamen Satzes.

Anmutig und elegant erfolgte auch die Wiedergabe des letzten Streichquartetts in d-Moll (op.103). Zu Recht andere Töne wurden allerdings im zweiten Satz angeschlagen. Das war nicht mehr das höfisch-galante Menuett der früheren Haydn-Quartette. Hier klang es, ganz im Sinne des Komponisten, schon mehr wie das erschütternde Scherzo eines Beethoven-Quartetts.

Wie schon der Titel des Werkes verrät, demonstriert Johann Sebastian Bach in seiner "Kunst der Fuge", wie kunstvoll sich Fugen konstruieren lassen.

Es war für das Verständnis der Komposition sehr nützlich, dass Moscho, der zweite Geiger des Quartetts, die raffinierten Techniken Bachs erläuterte. Wer würde ohne Anleitung schon heraushören, dass etwa bei einer Spiegelfuge die Noten so verändert werden, als würde man sie aus ihrem Spiegelbild ablesen? Die lockere, humorvolle Art Moschos bildete natürlich einen Kontrast zur ernsten Strenge der Musik. Eben das war gut so. Die Moderation entspannte die Atmosphäre und förderte die unverkrampfte Aufmerksamkeit.

Das Quartett "Delian", das seinen Namen nach dem griechischen Gott der schönen Künste gewählt hat, interpretierte die Bachschen Fugen auf eine vorbildliche Art und Weise, mit dezenter Tonbildung, präzise und transparent. Nichts wurde hier zu dick aufgetragen, aber steril klang es auch nicht. Die Selbstständigkeit der Stimmen ließ sich genau verfolgen.

Überraschend kam der abrupte Schluss. Bach hatte das Werk nicht mehr vollenden können. Bearbeitungen, die das Fehlende ergänzen, gibt es. Aber die Künstler wollten nur den originalen Bach erklingen lassen und hörten deshalb da auf, wo der Meister nicht mehr weitermachen konnte.

Den Zuhörern gefiel das anspruchsvolle Konzert, das machte der begeisterte Beifall im Rittersaal unmissverständlich deutlich.

(RP)
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