Krefeld Bäckermeisters Spaß-Vehikel

Krefeld · Jürgen Lomme hat sich zwei englische Raritäten zugelegt: Ein blütenweißes London-Taxi von 1955 erwarb er vor drei Jahren. Am Montag holte er sich einen 45 Jahre alten Milchwagen, der aus Yorkshire stammt und von 30 Zwei-Volt-Batterien angetrieben wird.

Die zwei englischen Prachtstücke des Bäckermeisters
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Jürgen Lomme tauscht seine weiße Bäckerjacke gegen ein tiefschwarzes Sakko, als er sich zum Foto zwischen seinen beiden Schätzchen aufstellt. Auf der einen Seite ein seltenes, 57 Jahre altes, blütenweißes Londoner Taxi; auf der anderen ein cremefarbener elektrischer Milchwagen von 1966 aus Yorkshire. "Ich habe Spaß an solchen ausgefallenen, aber erschwinglichen Fahrzeugen. Sie haben einmal ihre Familien ernährt und sind es wert, erhalten zu werden. Wenn man darin sitzt, spürt man Geschichte", sagt der Bäckermeister.

Den Milchwagen hat er am Montag mit einem Hänger aus dem sauerländischen Bestwig abgeholt. "Ich saß eines Abends vor dem Internet, habe das Teil entdeckt und sofort gekauft", erzählt der 52-jährige gebürtige Krefelder. Zurzeit recherchiert er die Geschichte des Vehikels, denn der Vorbesitzer konnte nicht viele Angaben machen.

Kraft reicht für einen Tag

Fest steht, dass es 900 Kilo wiegt und auf seiner offenen Transportfläche 1000 Kilo Last befördern kann. Angetrieben wird es von 30 Zwei-Volt-Batterien, die unter der als Fahrersitz dienenden Holzpritsche untergebracht sind. "Diese Wagen wurden elektrisch angetrieben, damit sie am frühen Morgen beim Ausliefern der Milch in den Straßen keinen Lärm machten. Die Kraft für das knapp 30 Kilometer langsame Gefährt reicht einen Tag; nachts wird der Wagen dann an ein Ladegerät angeschlossen", erklärt der neue Besitzer, der es als Verkaufsstation für Quarkspeisen bei Veranstaltungen herrichten will. Dabei helfen ihm Sohn Daniel (22) und Tochter Celina (18).

Über das Taxi weiß Lomme mehr: "Ich bin Mitglied im London Taxi Club, der über die Fahrgestellnummer alles Wissenswerte zu den Wagen herausfindet." Das Auto der Marke Beardmore hat er vor drei Jahren in Eindhoven abgeholt. Davon wurden zwischen 1950 und 1969 nur 656 Stück gebaut, und es ist eines der letzten fahrtüchtigen Exemplare. Der Wagen hat bis 1978 in London Dienst getan. "Hier in Krefeld wurde der Motor komplett zerlegt. Und weil er so alt ist, kamen die Ersatzteile von weit her: die Bremsen aus Irland, die Beläge aus England, die Reifen aus München und die Zylinderkopfdichtungen aus Dallas", berichtet Lomme. Nach vier Monaten war der Benziner, der vier Personen transportieren kann, fahrbereit. Heute kann er für Festfahrten aller Art eingesetzt werden.

Während das Taxi bereits über ein H-Kennzeichen verfügt ("H" für historisch) und daher eine Straßenzulassung hat, muss Lomme über den Milchwagen noch Daten und Unterlagen zusammentragen, damit er den deutschen Fahrzeugbrief und -schein bekommen kann. "Der TÜV Krefeld ist dabei außerordentlich hilfsbereit", sagt der stolze Besitzer der beiden Raritäten.

(RP)
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