Krefeld "Balkenhol-Skulptur hat sechsstelligen Wert"

Krefeld · Galerist Ralf Kleinsimlinghaus kritisiert den Umgang Krefelds mit Kunst im öffentlichen Raum. Die Skulpturen müssten regelmäßig gepflegt werden. Es sind immense Werte - materiell und ideell.

 Um die Restaurierung dieser Skulptur von Stephan Balkenhol auf dem Helios-Klinikgebäude gibt es zurzeit Diskussionen.

Um die Restaurierung dieser Skulptur von Stephan Balkenhol auf dem Helios-Klinikgebäude gibt es zurzeit Diskussionen.

Foto: Thomas Lammertz

Für jeden Kunstsammler ist es ein Glücksfall, wenn er einem Künstler ein frühes Werk abkauft, und der Künstler dann internationales Renommee gewinnt. Das bestätigt nicht nur den Kunstsinn, sondern bringt auch eine enorme Wertsteigerung. Wie bei der Skulptur "Mann mit grünem Hemd und grauer Hose" von Stephan Balkenhol. Seit 1995 steht die Holzskulptur auf der Klinik für Herz- und Neurochirurgie. "Ich sehe sie im sogenannten secondary-market schon in einem deutlich sechsstelligen Preisbereich. Eine neue Arbeit direkt aus dem Atelier des Künstlers dürfte etwas unter dem Preis für diese schon ältere Arbeit liegen. Diese Arbeit ist eine einmalige, sehr beeindruckende Skulptur, zumal sie an diesem besonderen Ort sogar spektakulär inszeniert ist", sagt Galerist und Kunsthändler Ralf Kleinsimlinghaus. Für einen Bruchteil hatte die Stadt das Werk seinerzeit als "Kunst am Bau" erworben.

Die aus Zedernholz gefertigte Figur ist Wind und Wetter ausgeliefert. SPD-Politikerin Gerda Schnell hatte deshalb gefordert, dass ein Restaurator die Arbeit in Augenschein nimmt, damit mögliche Schäden erkannt und behoben werden könne, bevor das Kunstwerk zerstört ist oder zur Gefahr wird.

 Stephan Balkenhol im vergangenen November mit einer aktuellen Skulptur bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Gladbacher Galerie Loehrl.

Stephan Balkenhol im vergangenen November mit einer aktuellen Skulptur bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Gladbacher Galerie Loehrl.

Foto: D. ilgner

"Krefeld geht nicht gut mit seiner Kunst im öffentlichen Raum um", sagt Kleinsimlinghaus. Er verweist auf die Deacon-Plastik ("das Ohr") auf dem Voltaplatz und auf die Spiegel-Installation von Adolf Luther am SWK-Gebäude, die "aufgrund zu hoher drohender Restaurierungskosten von den Stadtwerken verschenkt" worden sei und nun als Dauerleihgabe im Frankfurter Städel hängt. "Dass Skulpturen im öffentlichen Raum für das Leben, die Atmosphäre, das Lebensgefühl und für die Identifikation der Menschen in einer Stadt unglaublich wichtig sind, ist überall unbestritten, nur in Krefeld hat sich das anscheinend noch nicht herumgesprochen. Da verkommen Plastiken und Skulpturen im öffentlichen Krefelder Stadtraum", sagt er.

Die Stadt und ihre Töchter, aber auch die großen freien Unternehmen müssten eine klare Position zur Kunst im öffentlichen Raum beziehen. Wen man sie nicht pflege, müsse man sie abgeben. "Verkaufen an andere Kommunen, Museen und Sammler", die damit pfleglicher umgingen.

Die Planungen um die neue Gestaltung des Museumsvorplatzes seien eine Chance, um die Haltung zur Kunst im öffentlichen Raum zu beweisen. "Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht nur der Werbung von Geschäften und Handelsketten überlassen. Das ist kurzsichtig." Kunst könne das Stadtbild attraktiv prägen. "In Düsseldorf hält man Krefeld für eine schöne Wohnstadt. Aber man hört nie, es sei eine schöne Kulturstadt oder eine schöne Einkaufsstadt", erklärt er.

(RP)
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