Einbruchserie in NRW Bande aus Rumänien: 18 Mitglieder leben seit Jahren in Krefeld

Krefeld · Die Beobachtung schien zunächst banal: Ein Zeuge hat an der Alten Ritterstraße in Krefeld zwei verdächtige Personen gesehen, die über ein Grundstück durch den tiefen Matsch liefen. Er meldete das der Polizei. Das war gleichsam der Startschuss für intensive Ermittlungen.

 Eine Tankstelle an der Moerser Landstraße in Krefeld: Die Überwachungskamera zeigt drei von vier maskierten Einbrechern, die mit einem Stemmeisen Richtung Eingang unterwegs sind, um Zigaretten zu stehlen.

Eine Tankstelle an der Moerser Landstraße in Krefeld: Die Überwachungskamera zeigt drei von vier maskierten Einbrechern, die mit einem Stemmeisen Richtung Eingang unterwegs sind, um Zigaretten zu stehlen.

Foto: Thomas Lammertz

Am Freitag stellten Polizei und Staatsanwaltschaft die Einzelheiten zu der Einbruchsserie in Krefeld, Düsseldorf, Leverkusen, Neuss, Duisburg und einigen anderen Städten vor. Insgesamt 15 rumänischen Bandenmitglieder wurden nun festgenommen. Drei weitere sind auf der Flucht.

Alle Tatverdächtigen kommen aus der selben Stadt in Rumänien — aus Iasi an der moldawischen Grenze. Ihnen werden 41 Einbrüche in Tankstellen und Kioske sowie einige Geschäfte zur Last gelegt. Der Gesamtschaden für die im Zeitraum Januar bis Mai erfolgten Einbrüche liegt bei rund 135.000 Euro. Das Diebesgut — meist Zigaretten — sei schnell veräußert worden, berichtete Nikolaus Magis, Leiter der Ermittlungskommission "Steinsalz".

Sechs Hauptverdächtige sind bereits am Landgericht angeklagt. Sie erwartet eine Strafe wegen schweren Bandendiebstahls. Die Beweise sind offenbar eindeutig. Dabei bediente sich die Kripo auch des Instruments der Telefonüberwachung. Beute sei in den Wohnungen nur in geringem Ausmaß gefunden worden. Die Täter hätten die Diebesware stets schnell zu Geld gemacht, erklärte Oberstaatsanwalt Axel Stahl.

 Kriminalhauptkommissar Nikolaus Magis zeigt Aufnahmen von Überwachungskameras, mit denen die Bande überführt werden konnte.

Kriminalhauptkommissar Nikolaus Magis zeigt Aufnahmen von Überwachungskameras, mit denen die Bande überführt werden konnte.

Foto: Lammertz, Thomas

Einer geregelten Arbeit seien die ausschließlich in Krefeld lebenden Tatverdächtigen nicht nachgegangen. Auch Sozialleistungen hätten sie nicht in Anspruch genommen. Die beiden Bandenbosse, 34 und 27 Jahre alt, führten nach den Schilderungen der Kriminalbeamten ein hartes Regiment. Die Mittäter wurden in ihrer rumänischen Heimatstadt rekrutiert, sind den dortigen Behörden zum Teil auch einschlägig bekannt. In Krefeld mussten sie mit vielen Personen in kleinen Wohnungen zu Wuchermieten leben und für die Chefs auf Diebeszug gehen. Die Dunkelziffer für die Taten, der wahrscheinlich seit mehreren Jahren aktiven Bande, dürfte in die Hundert gehen.

Alle hätten sich widerstandslos festnehmen lassen, wären ohne Waffen, aber stets maskiert vorgegangen und hätten beim geringsten Problem den Rückzug angetreten, informierte Magis. Indizien für die Professionalität der Männer. Seit der Festnahme schweigen die Inhaftierten beharrlich.

Die Bandenmitglieder haben offenbar jede Menge Dreck am Stecken; einige davon hatten ihn auch an den Schuhen. Der erwähnte Zeugenhinweis hatte dazu geführt, dass die Polizeibeamten in Krefeld an dem Tag Anfang des Jahres nach verdächtigen Personen mit verschmutztem Schuhwerk Ausschau gehalten haben. Und tatsächlich: Auf der Gladbacher Straße drückten sich zwei Männer in einen Hauseingang. In einem Pkw in der Nähe versuchten zwei weitere Verdächtige abzutauchen, erzählte Magis. Es habe zu dem Zeitpunkt gegen die Männer nichts Konkretes vorgelegen, aber die Personen- und Fahrzeugdaten wurden erfasst.

Bei einem Einbruch in Willich wurden sie dann relevant. Der Startschuss für akribische Polizeiarbeit. Wo, an welchen Tatorten war das Auto zu welchen Zeiten gesehen worden? Neben der Telefonüberwachung der Verdächtigen konnte die Polizei auch andere Register der Strafverfolgung ziehen. "Über die Einzelheiten schweigen wir. Wir wollen ja nicht für ein Lehrbuch für den Einbrecher Hilfestellung geben", sagte Stahl.

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