Krefeld Bankräuber flieht aus dem Gefängnis

Krefeld · Der 38-jährige Bankräuber Rahim D. ist aus dem Krefelder Gefängnis ausgebrochen. Die Behörden tappen im Dunkeln: Sie wissen nicht, wie der Häftling entkam. Es fehlen Hinweise, wo er sich aufhalten könnte.

Am Freitag wurde Rahim D. um 18 Uhr das letzte Mal im Gefängnis gesehen. Zu der Zeit begann das so genannte Umschließen: Gefangene können sich bei einem Häftling in einer anderen Zelle einschließen lassen, um gemeinsam Karten zu spielen oder fernzusehen. Als um 20.30 Uhr wieder jeder auf seine Zelle sollte, fehlte Rahim D. "Wir haben lange Zeit nach ihm innerhalb der Anstalt gesucht", berichtete gestern Katja Grafweg, die Leiterin des Gefängnisses. Jetzt fahndet die Polizei nach dem 1,73 Meter großen Mann, der zuletzt einen blauen Trainingsanzug mit weiß abgesetzten Streifen trug.

Die Behörden können sich nicht erklären, wie dem Mann die Flucht gelungen ist. Im gesamten Gefängnisbereich, aus dem laut Grafweg seit mindestens zehn Jahren niemand mehr entkommen ist, war keinerlei Spur zu finden.

Den Behörden fehlen auch Hinweise, wohin sich der Mann abgesetzt haben könnte. Grafweg geht nicht davon aus, dass sich der türkische Staatsbürger, der seinen letzten Wohnsitz in Köln hatte, in Krefeld aufhält.

Erst am 24. September war Rahim D. zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Während der Verhandlung hatte Rahim D. bewaffnete Überfälle auf die Commerzbank in Duisburg und die Volksbank in Krefeld-Fischeln gestanden. In Fischeln war er auf frischer Tat gefasst worden, weil ihn eine Bankangestellte im Keller entdeckt hatte, wo er sich versteckt hielt. Als eine "dissoziale Persönlichkeit" beschrieb der Richter den 38-Jährigen in seiner Urteilsbegründung. Nach einer unauffälligen Jugend sei der Angeklagte auf die schiefe Bahn gekommen, habe mit Heroin gehandelt und sei drogensüchtig geworden. Auch spielsüchtig sei er gewesen, berichtete Rahim D. Teilweise habe er fünfstellige Beträge an einem Tag verzockt. Geld lieh er sich bei Bruder, Vater und einem in Köln lebenden Zuhälter, bei denen er hohe Schulden hatte.

Schon früher war Rahim D. in Banken eingebrochen. Alle Haftstrafen hätten nicht die Besserung bewirkt, die der Verurteilte für die Zukunft angekündigt hatte, begründete der Richter in der Verhandlung. Nach der Haft sollte Rahim D. in die Türkei ausgewiesen werden.

Dort leben seine Frau und seine Tochter, die er in den vergangenen Jahren immer häufiger besucht hatte. "Da war ich glücklich und habe nie gespielt oder Drogen genommen", erzählte Rahim D. vor Gericht.

In seinem Schlusswort hatte er sich als "Menschen ohne Ehre und Würde" bezeichnet, der nachts wach in seiner Zelle liege und dem es das Herz zerreiße, dass er seiner kleinen Tochter keine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen könne.

(RP)
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