Krefeld Bauern pflegen 30 Hektar Blühstreifen

Krefeld · Die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen fördern die Aussaat blühender Pflanzen, um große bewirtschaftete Flächen zu unterbrechen und Insekten und Vögeln Nahrung anzubieten. Experte sitzt im Rathaus.

 Man muss genau hinschauen: Viele Pflanzen sind schon verblüht, andere blühen noch. Im gesamten Stadtgebiet haben die Landwirte rund 30 Hektar ihrer Flächen aus der Bewirtschaftung herausgenommen, um dort Blühstreifen für Vögel und Insekten anzulegen und zu pflegen.

Man muss genau hinschauen: Viele Pflanzen sind schon verblüht, andere blühen noch. Im gesamten Stadtgebiet haben die Landwirte rund 30 Hektar ihrer Flächen aus der Bewirtschaftung herausgenommen, um dort Blühstreifen für Vögel und Insekten anzulegen und zu pflegen.

Foto: Lammertz Thomas

In Krefeld blühen auf rund 30 Hektar Kornblumen, Malven, Tagetes, Kamille und Büschelschön. Damit es so schön blüht, und Insekten, Vögel und selbst Rehe Nahrung finden, bringt die Untere Landschaftsbehörde in der Stadtverwaltung Landwirte und die Europäische Union zusammen. Das Programm, um den Naturhaushalt aufzubessern, verlangt von den Antragstellern, hohe bürokratische Hürden zu nehmen. "Wir sind froh, im Fachbereich Grün der Krefelder Stadtverwaltung mit Theo Malschützky einen Experten vorzufinden, der für uns als Ansprechpartner und Lotse durch die Formularvielfalt zur Verfügung steht", sagte Reiner Geurden vom Gut Steuwen in Hüls. Mit seinen Söhnen Toni und Peter betreibt er einen Milchviehbetrieb, baut Getreide, Zuckerrüben und Mais an.

 Landwirt Bernd Geurden (links) und Theo Malschützky von der Unteren Landschaftsbehörde freuen sich über den Erfolg des Programms.

Landwirt Bernd Geurden (links) und Theo Malschützky von der Unteren Landschaftsbehörde freuen sich über den Erfolg des Programms.

Foto: Lammertz

Gestern erklärte der Landwirt gemeinsam mit Malschützky die Zusammenarbeit in Krefelds mit 430 Hektar größtem Naturschutzgebiet - Hülser Berg und Hülser Bruch. In historischen Aufzeichnungen ist nachzulesen, dass dort bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts Ackerflächen bearbeitet worden waren. Der Artenrückgang in der freien Feldflur sei aber inzwischen für jeden spürbar geworden. Die Bestände der Feldlerche und des Kiebitzes seien stark rückläufig, der Feldhase sei nur noch selten zu sehen und auch Insekten wie Schmetterlinge und Bienen seien nur selten zu beobachten, berichtete Malschützky. Eine Ursache sei die zunehmende Intensität der Bewirtschaftung der Felder. Insbesondere die Bewirtschaftung immer größerer zusammenhängender Einheiten drängt die Tiere aus dem Feld.

Deshalb sei unter anderem mit dem Landwirt am Sprudeldyk ein Vertrag geschlossen und ein Blühstreifen angelegt worden, der den Feldbewohnern Lebensraum und Nahrung bietet. Dort summt und brummt es, Bienen und andere Insekten können sich an den blühenden Pflanzen laben. Bei der Auswahl der Saatmischung legte der Landwirt auf unterschiedliche Blühzeitpunkte wert. Neben den Insekten erfreut dies auch das Auge des Betrachters, der hier kontinuierlich blühende Bestände vorfindet. Weitere Blühflächen wurden durch die Landwirte im gesamten Stadtgebiet Krefeld angelegt. Vertragliche Basis ist hierbei vielfach das Kulturlandschaftsprogramm der Stadt Krefeld. Im Rahmen dieses Programms erhalten die Landwirte eine Vergütung für die Anlage des Blühstreifens, finanziert aus Mitteln der EU und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Am Hülser Berg und auch in Fischeln sei die Zusammenarbeit mit den Bauern weit gediehen. Die Laufzeit der Verträge betrage fünf Jahre. Das der Produktion entzogene Stück Land macht dem Landwirt tatsächlich Arbeit. Er muss es pflegen, nachsäen, mulchen und dafür Sorge tragen, dass sich ungewollte Pflanzen wie Ampfer nicht zu stark ausbreiten. 1250 Euro bekommt der Bauer für einen "blühenden Hektar". Das scheint ein fairer Preis und entspricht ungefähr dem Erlös für die Menge Weizen, die auf einem Hektar geerntet wird.

Die so genannten Blühstreifen sind übrigens nicht mit dem Ackerrandstreifenprogramm zu verwechseln. Die werden auch bewirtschaftet, aber ohne Pflanzenschutzmittel und Dünger zu verwenden, damit Ackerwildkräuter eine Chance haben, die schon auf der Roten Liste stehen.

Malschützky und seine Krefelder Kollegen sind absolute Experten: Sie beraten auch die Landwirte auf der anderen Rheinseite in Duisburg. Die sind personell so schwach besetzt, dass sie das Spezialwissen im Krefelder Rathaus einkaufen und gegen Rechnungsstellung auch bezahlen.

(sti)
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