Krefeld Bayer investiert 90 Millionen

Krefeld · Gute Nachricht für die 1100 Mitarbeiter bei Bayer MaterialScience in Uerdingen: Bayer will 90 Millionen Euro in den Standort investieren – und zwar obwohl noch ein juristischer Streit um die umstrittene CO-Pipeline schwelt.

Die Serie der wirtschaftlich guten Nachrichten für Krefeld reißt nicht ab: Bayer MaterialScience hat gestern angekündigt, in seinem Werk im Uerdinger Chempark 90 Millionen Euro zu investieren und die Produktion des weltweit stark nachgefragten Kunststoffes Polycarbonat von 330 000 auf 400 000 Tonnen pro Jahr auszuweiten. Die Konzernführung stärkt damit den Standort Uerdingen unabhängig von dem noch schwelenden juristischen Streit um die geplante, 67 Kilometer lange CO-Pipeline von Dormagen nach Uerdingen. Knapp 1100 Mitarbeiter sind bei Bayer Material Science in Uerdingen beschäftigt.

Das giftige CO (Kohlenmonoxid) wird zur Produktion von Polycarbonat gebraucht. Mehrere Bürgerinitiativen entlang des Pipeline-Verlaufes wehren sich gegen den Bau der Leitung. Ende Mai ist vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht das Hauptsacheverfahren; Beklagter ist die Bezirksregierung, die den Bau genehmigt hat; Kläger sind Bürger und zwei Kommunen. "Wir gehen davon aus, dass bis dahin alle offenen Fragen geklärt sind", sagte gestern ein Unternehmenssprecher unserer Zeitung.

Sollte die Leitung vorerst nicht gebaut werden dürfen, werde der Konzernvorstand beraten, wie die Versorgung der Uerdinger Produktion mit CO dennoch sichergestellt werden könne, erklärte gestern das Unternehmen. "Auf Dauer ist die Pipeline für Uerdingen aber wichtig", hieß es weiter. Aus Sicht des Werkes ist eine eigene CO-Produktion in Uerdingen unwirtschaftlich.

Zurzeit wird in Uerdingen Kohlenmonoxid in einer Kokerei aus einer speziellen chinesischen Kohle gewonnen. Bayer hat 2005 in Dormagen für 60 Millionen Euro eine Anlage zur Herstellung unter anderem von Kohlenmonoxid gebaut, die auch den Standort Uerdingen mit CO versorgen soll.

Der Markt für Polycarbonat wird nach Bayer-Schätzungen dramatisch wachsen. Der Stoff wird zur Produktion in der Unterhaltungselektronik, in der Möbelindustrie, in der Medizintechnik, in der Automobilindustrie (bei der Autoverglasung) sowie in der Bau-, Sport- und Freizeitartikelindustrie benötigt. "Der Bedarf wächst weltweit erheblich. Die höchsten Zuwachsraten sehen wir in der Region Asien/Pazifik, dort besonders in China. Aber auch in Europa rechnen wir mit einem steigenden Bedarf. Hier gehen wir langfristig von einem jährlichen Wachstum von fünf Prozent aus", erklärt Günter Hilken, bei Bayer MaterialScience zuständig für die Polycarbonat-Produktion. Um die Nachfrage allein in Europa bedienen zu können, soll in Uerdingen neueste Technologie eingesetzt und der Verfahrensprozess deutlich optimiert werden. Die gesamte Anlage solle wesentlich energieeffizienter werden, hieß es weiter.

Im Chempark sorgte die Nachricht für Freude und Genugtuung. "Die Investition von Bayer MaterialScience begrüßen wir sehr", sagte Chempark-Leiter Stefan Dresely, "wir sehen an der Entscheidung, die Polycarbonatproduktion in Uerdingen auszubauen – und nicht an einem anderen Standort in der Welt – wie wettbewerbsfähig wir aufgestellt sind."

(RP)
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