Krefeld Bedienungs­anleitung für die Ewigkeit

Krefeld · Im Haus der Seidenkultur wird ein Film übers Weben gedreht - damit auch in 50 Jahren noch Interessenten die kostbaren Jacquard-Webstühle bedienen können. Die NRW-Stiftung unterstützt das Vorhaben finanziell.

 Hansgeorg Hauser (r.) vom Haus der Seidenkultur und Armin Huber von der NRW-Stiftung fachsimpeln über die Arbeit an einem der Jacquard-Webstühle.

Hansgeorg Hauser (r.) vom Haus der Seidenkultur und Armin Huber von der NRW-Stiftung fachsimpeln über die Arbeit an einem der Jacquard-Webstühle.

Foto: Jens Voss

Das Wort, das Hansgeorg Hauser benutzt, verblüfft zunächst: "Bedienungsanleitung". Aber auch, wenn man es mit Kaffeemaschinen oder Toastern verbindet und nicht mit kostbaren historischen Jacquard-Webstühlen, geht es genau darum: "Ich möchte", sagt der Vorsitzende des Fördervereins Haus der Seidenkultur, "dass die Leute auch in 50 Jahren noch in der Lage sind, diese Webstühle zu bedienen; dass sie unsere Filme gucken und nach Anfangsschwierigkeiten sagen: Ach ja, so geht's." Seidenweben nämlich.

 So sieht es aus, wenn man einen Webstuhl ertüchtigt und ausprobiert, ob er (und man selbst) korrekt webt: Deutlich erkennbar ist, dass das Muster des Webstückes im unteren Bereich fehlerhaft umgesetzt ist; darüber wird das Muster erkennbar und tritt klar zutage - weil die Weber sicher geworden sind und den Webstuhl tadellos ans Laufen bekommen haben.

So sieht es aus, wenn man einen Webstuhl ertüchtigt und ausprobiert, ob er (und man selbst) korrekt webt: Deutlich erkennbar ist, dass das Muster des Webstückes im unteren Bereich fehlerhaft umgesetzt ist; darüber wird das Muster erkennbar und tritt klar zutage - weil die Weber sicher geworden sind und den Webstuhl tadellos ans Laufen bekommen haben.

Foto: vo

Und darum geht es: Im Haus der Seidenkultur wird eine gefilmte Bedienungsanleitung der Webstühle produziert. Nach Karneval soll es losgehen. Finanziert wird das Ganze von der NRW-Stiftung; gestern hat Armin Huber als zuständiger Regionalbotschafter der Stiftung den Förderbescheid über 7800 Euro überbracht. Die Stiftung trägt damit dazu bei, Krefelder Handwerkskunst-Wissen quasi für die Ewigkeit zu sichern.

"Unsere drei Handwebmeister sind zwar alle noch gut in Schuss, aber eben um die 80, und wir müssen ihr Wissen bewahren", sagt Hauser. Der älteste der Krefelder Handwebmeister ist Günter Oehms mit 83 Jahren; man sieht ihm sein Alter nicht an, und Dieter Brenner vom Haus der Seidenkultur betont, dass es bei Führungen immer doppeldeutig heißt, man könne gleich sehen, wie gut in Schuss der Meister sei - in Anspielung auf den Schussfaden beim Weben. Oehms begeistert die Museumsbesucher eben mit Webvorführungen.

Armin Huber wiederum betont, dass seine NRW-Stiftung erst zum dritten Mal in ihrer Geschichte Geld für eine Filmdokumentation über eine Handwerkskunst gibt - in den beiden ersten Fällen ging es um Leinenweberei. Nun also ist die Seidenweberei Krefelds für würdig befunden, ins gefilmte Gedächtnis des Landes einzugehen.

Hauser geht davon aus, dass es am Ende drei CD's zu 30 bis 40 Minuten geben wird, auf denen der Webprozess dargestellt wird. Im Gespräch ist, auch eine Kurzversion zur Vorführung bei Führungen oder zum Verkauf zu produzieren. Gedreht wird an einem "Goldwebstuhl", an einem Webstuhl also, der auch Goldfäden verarbeiten und somit Brokat herstellen kann. Sieben der acht Jacquard-Webstühle im Haus der Seidenkultur sind mittlerweile funktionsfähig; anfangs waren es nur zwei, berichtet Hauser nicht ohne Stolz. Die Filmarbeiten werden vom Bayer Film- und Videoclub übernommen und bis Mitte des Jahres dauern, schätzt Hauser.

Bis es soweit ist, startet schon das nächste Projekt im Haus der Seidenkultur: Ab heute sind Grundschüler eingeladen, sich in der Ausstellung über die Verleihung des ersten Goldenen Spinnrads vor 50 Jahren an Pierre Cardin inspirieren zu lassen und an Figurinen eigene Entwürfe zu realisieren. Als Einleitung zu dem Museumsbesuch werden die Kinder mit Grundbegriffen des Webens vertraut gemacht.

(RP)
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