Krefeld Beschwerden über Infraschall: Gutachter entlastet Siempelkamp

Krefeld · Die Quelle des Infraschalls auf dem Firmengelände ist entdeckt. Sie ist aber nach Auffassung des Düsseldorfer Experten, Professor Frank Kameier, nicht die Ursache für die Gesundheitsbeschwerden der Anwohner im Inrath.

 Anwohner schauten sich gestern auf dem Gelände der Firma Siempelkamp die so genannte Brennhalle an, die als Verstärker für Infraschall in Verdacht gestanden hat.

Anwohner schauten sich gestern auf dem Gelände der Firma Siempelkamp die so genannte Brennhalle an, die als Verstärker für Infraschall in Verdacht gestanden hat.

Foto: Thomas lammertz

Die Ursache für den Infraschall auf dem Siempelkamp-Gelände im Inrath ist gefunden. Er lässt sich ein- und ausschalten. Quelle des gemessenen 16-Hertz-Tons sind zwei Sandaufbereitungsanlagen. Damit ist aber nicht die Ursache für die gesundheitlichen Beschwerden einiger Anlieger ermittelt. Dieser Umstand führte bei den Betroffenen gestern während einer Informationsveranstaltung der Firma Siempelkamp zu Unmutsäußerungen und Verschwörungstheorien: "Irgendetwas läuft hier."

 Markus Hennes, Frank Kameier, Hartmut Meese und Ralf Griesche trugen die neusten Erkenntnisse in Sachen Infraschall im Inrath vor (von links).

Markus Hennes, Frank Kameier, Hartmut Meese und Ralf Griesche trugen die neusten Erkenntnisse in Sachen Infraschall im Inrath vor (von links).

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Hartmut Meese, Liegenschaftsleiter bei Siempelkamp, und Frank Kameier, Professor an der Fachhochschule Düsseldorf für Strömungstechnik und Akustik, referierten über den Sachverhalt, der am 15. April 2013 seinen Anfang nahm. Aufzeichnungen von Bewohnern der Kapuzinersiedlung legen nahe, dass an diesem Tag eine Quelle nicht hörbaren Schalls in Betrieb genommen worden sein muss, der bei einigen in der Umgebung lebenden Menschen Gesundheitsprobleme ausgelöst hat.

Der Verdacht: Eine so genannte Brennhalle auf dem Werksgelände verstärkt den Infraschall über seine vibrierende Außenhaut aus Metall oder übers Dach. Siempelkamp hat die komplette Halle samt Fassaden und Dach zurückgebaut, die Beschwerden der Anwohner blieben. "Also fällt die Halle als Ursache weg", bilanziert der Gutachter aus Düsseldorf.

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Da die Maschinen der Sandaufbereitungsanlagen schon viel länger als seit April des vorigen Jahres arbeiten und die Beschwerden auch nach Ausschalten anhalten, ziehen die Verantwortlichen des Unternehmens das Fazit, "der Infraschall im Inrath ist definitiv kein Siempelkamp-Problem".

Auch das zeitgleich in Betrieb genommene Blockheizkraftwerk von Siempelkamp komme nicht infrage. Die Stadt habe gutachterlich bestätigt, dass es als Ursache ausscheide, weil die Schallwellen sich nicht mit 16-Hertz-Frequenzen fortbewegten, erklärte Markus Hennes.

Zeitgleiche Messungen auf dem Werksgelände und in der Wohnung eines betroffenen Nachbarn zeigten laut Kameier, dass es noch andere Infraschallquellen im Fünf- und im Acht-Hertz-Bereich gibt, die in der Wohnung messbar seien, auf dem Firmengelände aber nicht auftauchten.

"Infraschall ist ein kompliziertes Phänomen", sagte Meese, das nicht auf alle Menschen gleich wirkt. Offenbar sind eher empfindsame Naturen dadurch beeinträchtigt. Die Palette der Beschwerden reicht von leichtem Unwohlsein über Innenohrschwellungen bis hin zu massiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-Systems. "Der ganz Körper steht unter Strom", beschreibt eine Betroffene ihre Symptome. Kameier fasste die Ergebnisse zusammen: Es gebe Infraschall auf dem Werksgelände. Der bewege sich innerhalb der gesetzlichen Vorschriften. Die Halle sei kein Verstärker des Infraschalls. Die Ursache lasse sich abschalten. Die Symptome der Anwohner stimmten zeitlich mit dem Betrieb der Ursache nicht überein.

(RP)
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