Krefeld Bezirksregierung: Kein Bedarf mehr für Zeltstadt auf Kasernengelände

Krefeld · Die Bezirksregierung Düsseldorf gibt die Pläne einer Zeltstadt für Flüchtlinge an der Kempener Allee auf. Die Stadt sucht unterdessen händeringend Unterkünfte und will jetzt eine Traglufthalle aufstellen.

Was ist was - Begriffe zum Thema Flüchtlingsunterkünfte
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Foto: dpa, rwe lof

Die Nachricht kommt überraschend: Die Bezirksregierung sieht trotz des aktuellen Flüchtlingszustroms keinen Bedarf mehr für den Bau einer Zeltstadt auf dem Kasernengelände an der Kempener Allee. Auf Anfrage teilte gestern Bernhard Hamacher, Sprecher der Behörde, mit, dass die Bezirksregierung das Projekt Zeltstadt "derzeit nicht mehr weiterverfolgt". Weiter ergänzte er: "Das bedeutet aber nicht, dass man nicht irgendwann noch einmal auf ein solches Hilfsersuchen zurückkommen könnte."

Vor zwei Monaten hatte die Bezirksregierung der Stadt mitgeteilt, dass sie auf dem Exerzierplatz der Kaserne eine Zeltstadt für Flüchtlinge bauen will. Ursprünglich sollte sie für 700 Flüchtlinge, später sogar für 1000 errichtet werden. Eigentümer war zuletzt der Bund, der an eine Firma im Umfeld des Düsseldorfer Investors Boris Fuchsmann verkauft hatte. Der will dort einen Wohnpark errichten. Geplant war, dass für die Übergangszeit bis zur Baureife die Zeltstadt dort errichtet wird. Die Verhandlungen zogen sich allerdings in die Länge, es seien viele Absprachen nötig gewesen, sagt Regierungssprecher Hamacher.

So reagierten Twitter-User auf Merkels Auftritt bei Anne Will
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Foto: dpa, mkx hpl

Nach Informationen unserer Redaktion spielten auch zu hohe finanzielle Forderungen eine Rolle. Ziel seiner Behörde sei es immer gewesen, Zeltstädte nach Möglichkeit zu vermeiden, betonte Hamacher. Mittlerweile gebe es 50 Erstaufnahmeeinrichtungen im Land, deren Kapazität nach aktueller Lage ausreiche.

Für die Stadt Krefeld bedeutet dies, dass die Glockenspitzhalle mindestens bis Februar 2016 weiter Flüchtlingsunterkunft bleibt. Schul- und Vereinssport ist somit auch weiterhin nicht in der Glockenspitzhalle möglich. Die Bezirksregierung hatte der Stadt zunächst in Aussicht gestellt, dass die Halle wieder genutzt werden kann, wenn die Zeltstadt in der Kaserne eröffnet wird. Während die Bezirksregierung die Lage entspannter sieht - sie kümmert sich um die Erstaufnahmen -, steigt der Druck auf die Stadt Krefeld, die Asylbewerber später aus den Erstaufnahmeeinrichtungen aufnimmt.

Die Zahl der Flüchtlinge in Krefeld ist noch einmal rasant gestiegen: 100 neue Flüchtlinge kommen derzeit wöchentlich nach Krefeld, nur 20 verlassen die Stadt, weshalb netto 80 Flüchtlinge pro Woche neu hinzukommen. Mittlerweile leben insgesamt 2340 Flüchtlinge in Krefeld. Die Stadtverwaltung sucht händeringend nach Alternativen zu Turnhallen als Notunterkünften. Jetzt soll eine Traglufthalle eine Lösung bringen. Wie Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk auf Anfrage bestätigte, hat die Stadt Angebote verschiedener Anbieter von Traglufthallen eingeholt. Auch über Containerlösungen sei nachgedacht worden - allerdings seien auf dem Markt kaum noch Container verfügbar.

 Die Kaserne Kempener Allee - vorerst kein Zeltplatzstandort.

Die Kaserne Kempener Allee - vorerst kein Zeltplatzstandort.

Foto: Luftbild Brefort

Die Stadt Krefeld überprüft derzeit sämtliche Fest- und Parkplätze im Stadtgebiet auf eine grundsätzliche Eignung, um eine Traglufthalle zur Unterbringung von Flüchtlingen aufzubauen. Gottschalk teilte mit, dass insbesondere Festplätze infrage kommen. "Wichtig ist, dass die Plätze mit Versorgungsleitungen ausgestattet sind." Im Internet auf Facebook kursierte gestern bereits das Gerücht, dass die Traglufthalle in Oppum auf dem Platz an der Kronlandbrücke aufgestellt wird. Grund für die Annahme waren Schilder, die seit der vergangenen Woche auf eine Sperrung des Platzes ab Freitag, 2. Oktober, aufmerksam machten. Grund für die Sperrung war allerdings das erste Oppumer Bürgerfest in der vergangenen Woche. Die Schilder sind seitdem noch nicht weggeräumt worden. Potenziell kommt allerdings auch dieser Platz als Standfläche infrage.

 Blick in eine Traglufthalle als Notunterkunft.

Blick in eine Traglufthalle als Notunterkunft.

Foto: Paranet
 Blick auf eine Traglufthalle von außen.

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Foto: Paranet
Eine Nacht in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft
9 Bilder

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Foto: Bernd Schaller

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