Krefeld Bilder einer Flucht aus dem Irak

Krefeld · Ein irakischer Flüchtling stellt Fotografien von Begegnungen während seiner Flucht aus.

Schmunzelnd, aber auch stolz schaut Qassim Mohammed auf das Foto einer alten Frau. Sie hat eine milchige Brille auf der Nase und eine Zigarette im Mund. "Für mich ist es mehr als nur ein gewöhnliches Foto", erzählt er in gebrochenem Deutsch. Es sei Ausdruck der Geschichte seiner Flucht und sein Lieblingsbild in der Ausstellung, die zurzeit in der Krefelder Begegnungsstätte zu sehen. Qassim Mohammed, 1985 im Irak geboren, floh vor über zwei Jahren allein aus seiner Heimat. Zu den Gründen für seine Flucht sagte er, dass er als Fotograf mit seinen Fotos nicht geachtet war. Offenbar sah er für sich in der von Gewalt zwischen religiösen Gruppen aufgeheizten Stimmung im Irak keine Zukunft mehr.

Fünf Monate dauerte seine Flucht. Über die Türkei, Griechenland und Serbien gelangte er nach Deutschland. Seitdem lebt er in der Flüchtlingsunterkunft an der Luisenstraße. "Meine Flucht war nicht leicht, aber ich bin froh nun hier zu sein. Meine Mitbewohner sind sehr nett", sagt er. Einen offiziellen Bescheid, dass er in Deutschland bleiben darf, hat er noch nicht.

Die Foto-Ausstellung in der Begegnungsstätte am Bleichpfad ist bereits Mohammeds zweite in Deutschland. Auch im Kölner Mediapark stellte der Fotograf, der früher im Irak ein eigenes Fotostudio besaß, zehn Bilder aus.

Viele der Fotografien, die Mohammed präsentiert, nahm er während seiner Flucht auf. Sie zeigen das Leiden und die Armut der Menschen in seiner Heimat und erzählen die Geschichten derer, die Qassim Mohammed während seiner Flucht über den Balkan kennenlernte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Bildern von "Homeless People" - also Obdachlosen, die ein ähnliches Schicksal teilten wie er. "Mir ist es wichtig, ihren Gesichtsausdruck festzuhalten", erklärt der Fotograf. Insgesamt umfasst die Ausstellung 21 Fotografien von Menschen aus dem Irak, der Türkei und aus Deutschland.

In Werner Kölchens, ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuer, hat Qassim Mohammed einen Verbündeten gefunden, der Fotografien ebenso sehr liebt wie er. Wenige Monate nach Mohammeds Ankunft in Deutschland lernten sich die beiden kennen. Seitdem treffen sie sich jeden Freitag und machen eine Foto-Tour. Besonders beeindruckend findet Kölchens die Ausdruckskraft von Mohammeds Bildern. Und so ermutigte er den Fotografen zu Ausstellungen. Aus den gemeinsamen Foto-Touren wurden mit der Zeit außerdem Lernnachmittage. Gerade momentan, wo das Wetter für Fotos schlecht ist, lernen Kölchens und Mohammed zusammen Deutsch. "Er ist meine Familie", beschreibt der Iraker die Beziehung zu seinem "Flüchtlingspaten". Auch Ute Richter, Vorsitzende des Flüchtlingsrates, und ihr Stellvertreter Christoph Bönders freuen sich über die glückliche Begegnung der beiden Fotografen und die daraus resultierende ausdrucksvolle Ausstellung im Haus. Sie betrachten diese als "Win-win-Situation" - die kahlen Räume der Begegnungsstätte, die sich seit dem 2.2.2016 im Hochhaus am Bleichpfad befindet, können verschönert werden, der Flüchtling seine Leidenschaft ausleben und seine Erlebnisse in Form der Fotografien teilen.

(RP)
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