Krefeld Blau sind alle meine Kleider

Krefeld · Die Krefelder Polizei ist Vorreiter: Gut 300 Beamte des Wach- und Innendienstes dürfen die neuen blauen Polizeiuniformen testen.Die Rheinische Post hat sich die neue Dienstkleidung genau angesehen. Heute präsentiert die Polizei sie den Krefeldern auf dem Neumarkt.

Zu seinen ersten Kundinnen gehörten Prostituierte, „denn sie allein hatten Gelegenheit und Mut, Aufsehen zu erregen – und natürliche das nötige Kleingeld“, erzählte der Mode-Designer Heinz Oestergaard. 25 Jahre später präsentierte der Couturier die neuen Polizeiuniformen: Die Jacken leicht tailliert, die Hosen eng sitzend – „Respekt einflößend und zugleich sexy“, erklärte Oestergard.

1971 war das. Es war Deutschlands erste bundesweit einheitliche Polizeiuniform – knitterfrei und strapazierfähig dank Chemiefaser, frech geschnitten und gänzlich unmilitärisch.

36 Jahre später kürte die Deutsche Polizeigewerkschaft die alte, spinatgrün-senfbeigebambusfarbene Dienstkleidung zur „hässlichsten Polizeiuniform der Welt“. Oestergaard, der Romy Schneider, Maria Schell und Zarah Leander einkleidete, bevor er bei Quelle Modeverantwortlicher wurde, musste es nicht mehr hören: Er starb 2003 im Alter von 86 Jahren in einem Seniorenheim in Bad Reichenhall.

Oestergaard ist tot – und die bundeseinheitliche Polizeiuniform scheint es auch zu sein. Nach Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen will auch das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen eigene, dunkelblaue Dienstkleidung einsetzen.

Die Krefelder Polizei ist Vorreiter. Gut 300 Beamte des Wach- und Innendienstes dürfen die neuen Uniformen testen. „Auf der Grundlage der Ergebnisse des Trageversuchs wird entschieden, welche Änderungen notwendig sind“, erklärt Innenminister Dr. Ingo Wolf (FDP).

Kein weltberühmter Mode-Designer hat die neue Dienstkleidung entwickelt – sondern ein Team der NRW-Polizei unter Federführung der Bekleidungsingenieurin Martina Rieger aus Duisburg.

Oestergard wäre stolz: Er war in den 50er Jahren Verfechter von Synthetiktfasern, beriet beispielsweise Bayer und setzte als einer der ersten Cupresa ein. Auch die neuen Uniformen setzen auf Kunststoffe – sind allerdings einige Generationen weiter: Silber-Ionen sollen im Innenfutter Körpergerüche auffangen. Manches Patent wurde jetzt auf die NRW-Polizei eingetragen.

Was die Hausfrau schon ahnt

Nicht nur auf eine einheitliche Linie wurde Wert gelegt („Die alte Uniform hatte hundert Bestandteile, die neue nur noch rund 20“, erklärt Ralf Hövelmann vom Innenministerium NRW), sondern gerade auf die Details. So ist die neue Uniform zwar dunkelblau, hat aber zwei verschiedene Farbtöne. Jede gute Hausfrau ahnt den Grund: Werden Teile getrennt voneinander gewaschen, gibt es leichte Farbabweichungen. Damit die nicht negativ ins Gewicht fallen, wurden von Beginn an zwei deutlich unterschiedliche Töne gewählt. Polizisten, darunter viele Singles, freuen sich noch über etwas anderes. „Die neue Bekleidung ist deutlich leichter zu bügeln als die alte.“

Gut 1,3 Millionen Euro Materialkosten hat der Trageversuch gekostet – für NRW-weit 1450 Polizisten. Auch von Erfahrungen der anderen Bundesländer mit blauer Uniform haben die Polizisten in NRW profitiert. So ist das Hemd hellblau statt, wie in Hamburg, dunkelblau. Hövelmann: „So gerät man im Sommer nicht so leicht ins Schwitzen.“

Mehr zu den blauen Uniformen im Internet unter www.rp-online.de/krefeld

(RP)
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