Radarkontrollen in Krefeld Bürger fühlen sich von Stadt abgezockt

Krefeld · Krefelder Bürger ärgern sich über Radarkontrollen im Stadtgebiet. Unter anderem werde an Samstagen vor Schulen kontrolliert und besonders gerne am Ende von Tempo-30-Zonen.

Ein Tempolimit, das eingerichtet wurde, um Schüler zu schützen, aber vor allem samstags und in den Ferien kontrolliert wird. Geschwindigkeitskontrollen an der Hafelsstraße wenige Meter vor dem Ende der 1,2 Kilometer langen Tempo-30-Strecke zwischen Realmarkt und K-Bahn. Oder ein am frühen Abend im Wald getarnter Blitzer direkt hinter dem Tempo-30-Schild an der Plückertzstraße im Forstwald: Krefelder Bürger empfinden die Standortwahl für den Einsatz der städtischen Radarfallen als Abzocke.

"Es muss doch in Krefeld Straßen geben, wo man wirklich was für die Verbesserung der Verkehrssicherheit tun kann", meint etwa die Apothekerin Gabi Pape. Sie fährt mehrmals in der Woche auf dem Weg zur Arbeit über die Westparkstraße.

Rund zwei Jahre ist es her, dass dort über eine Strecke von rund 500 Metern zwischen Neuer Weg und de-Greiff-Straße Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit eingerichtet wurde. Begründet wurde das Tempolimit mit der großen Anzahl von Schülern der beiden Berufskollegs, die tagsüber an Schultagen die Westparkstraße queren, sowie dem Publikumsverkehr vor dem Königpalast.

Ob die Autofahrer das vorgegebene Tempo einhalten, wird regelmäßig kontrolliert. Aber weniger an Schultagen, sondern vor allem in den Ferien sowie am Samstagvormittag, berichtet Pape. Geblitzt worden ist sie an der Westparkstraße noch nie. Aber geärgert hat sie sich schon oft. "Es ist überhaupt keine Frage, dass man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten muss", sagt Pape. "Aber dass immer dann geblitzt wird, wenn überhaupt keine Schüler unterwegs sind und somit auch nicht gefährdet werden können, ist für mich reine Abzocke." Zwischen Girmesgath und Neuer Weg, berichtet die Apothekerin, stehen die Blitzer mit Vorliebe. "Ich kann mich noch erinnern, als vor zwei Jahren die Tempo-30 Schilder aufgestellt wurden. Kurz danach waren Ferien - und die regelmäßigen Tempokontrollen gingen los." Während der normalen Schulzeit seien die Blitzer hingegen selten zu sehen.

Auch an anderer Stelle sorgen Geschwindigkeitskontrollen für Wirbel. Vor kurzem hatte die Polizei vier Stunden lang an der Plückertzstraße kontrolliert und dabei knapp 100 Temposünder erwischt. Darunter auch Johannes Peters: "Ich bin an dem Tag um 19.45 Uhr mit etwa 35 Stundenkilometern geblitzt worden", schreibt er. "Ich frage mich allerdings: Warum gerade zwischen 16.45 und 20.40 Uhr, und zu welchem Zweck und warum an dieser Stelle?" Verkehrslenkung oder Unfallverhinderung könne es nicht sein, meint Peters, die Grundschule Bellenweg habe ja Ferien, die tägliche Rush-Hour sei Vergangenheit. Er ärgert sich darüber, dass der Blitzer - unsichtbar im Grünen getarnt - direkt hinter dem Gebotsschild Tempo 30 und wenige Meter vor dem Bellenweg positioniert wurde. "Das sind mittelalterliche Wegelagerermethoden", schreibt er. "Der alleinige Zweck: Auffüllen der Stadtkasse." Auch er glaubt, dass es viele Stellen im Stadtgebiet gibt, wo eine Geschwindigkeitskontrolle mehr Sinn macht - allerdings, so Peters, "wohl mit weit weniger Ertrag für die Stadt Krefeld". Die Polizei hatte die Aktion damit begründet, dass auch in den Ferien Kinder, Fußgänger und Reiter die Plückertzstraße queren.

Leser Achim Ernst ist erzürnt über einen Blitzer, den er jüngst an der Hafelsstraße gesehen hat: "Auf einem sehr langen Teilstück der Hafelsstraße gilt Tempo 30. Kurz vor dem Ende, quasi direkt vor dem Punkt, an dem man wieder 50 fahren darf, stand das Blitzfahrzeug", berichtet er. Er meint: "Im normalen Alltag beschleunigt an dieser Stelle jeder und übertritt damit automatisch die geltende Höchstgrenze." Er glaubt nicht, dass es an dieser Stelle einen besonderen Unfallschwerpunkt gibt. "Ich vermute mal reine Geldmacherei der Verwaltung zu Lasten der Autofahrer. Eine Überwachung der Einhaltung nur 100 Meter vor diesem Messpunkt, das wäre nicht nur gerecht, sondern auch sinnvoll."

Johannes Peters fragt sich, was eigentlich mit den Einnahmen aus diesen als Abzocke empfundenen Blitz-Aktionen geschieht. Und fügt mit einer Portion Sarkasmus hinzu: "Würden damit Straßenlöcher gestopft, hätte es zumindest noch einen Sinn."

(RP)
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