Krefeld Blumenwiesen für Bienen und Bürger

Krefeld · Heimische Wildblumen wie sie nächstes Jahr wieder auf dem Von-Beckerath-Platz blühen sollen, gehören für Joachim Dönitz vom Krefelder Imkerverein zu einer lebenswerten Heimatstadt. Sie entzücken die Bürger und helfen Insekten zu überleben.

 "Das Bienensterben hält sich seit langem in normalen Grenzen", sagt Imker Joachim Dönitz. In seinem Garten am Grafschaftsplatz kümmert er sich insgesamt um sieben Bienenvölker.

"Das Bienensterben hält sich seit langem in normalen Grenzen", sagt Imker Joachim Dönitz. In seinem Garten am Grafschaftsplatz kümmert er sich insgesamt um sieben Bienenvölker.

Foto: Thomas Lammertz

Ein wunderbares Projekt wie die Wildblumenwiese, das im vergangnen Jahr auf Initiative des Imkervereins Krefeld am Von-Beckerath-Platz angelegt wurde, ist nicht nur für Insekten lebenswichtig, sondern wertet auch das Image der Stadt auf. "Heimische Wildblumen gehören zu einer lebenswerten Heimatstadt, in der man sich wohlfühlt", sagt Joachim Dönitz, stellvertretender Vorsitzender des Imkervereins, der das Wildblumenprojekt angestoßen hat.

Sein Verein hatte im vergangenen Jahr 500 Euro für das Wildblumen-Saatgut bereitgestellt, und im Herbst haben Vereinsmitglieder die Wiese auf dem Von-Beckerath-Platz gemäht und abgeräumt. Auch in diesem Jahr hatten die Imker für die gleiche Summe wieder Wildblumen aussäen lassen. Dass es diesmal nicht geklappt hat, liegt daran, dass der Boden nur schwach aufgelockert und nicht umgegraben wurde. Im nächsten Jahr sollte es aber wieder prächtig aufblühen, denn jetzt nimmt sich dankenswerterweise die Bürgergesellschaft Bismarckviertel unter ihrer Vorsitzenden Carla Kaiser des Platzes an, sagt der pensionierte Richter, der sich aus persönlichen Gründen nicht mehr um das Projekt kümmern kann.

 Im Winter weist ein Bienenvolk 20- bis 30.000 Exemplare auf. Im Sommer sind es bis zu 80.000.

Im Winter weist ein Bienenvolk 20- bis 30.000 Exemplare auf. Im Sommer sind es bis zu 80.000.

Foto: Thomas lammertz

Der Imkerverein hätte auf Dauer auch nicht das Geld für das Saatgut aufbringen können. "Aber für die Anlieger sollte ein schöner Platz doch von Interesse sein. Wenn jeder der umliegenden Haushalte zehn bis 15 Euro pro Jahr gäbe, würde das reichen." Dadurch steige ja nicht nur der Wohlfühlfaktor, sondern auch der Wert der Wohnungen, meint Dönitz, der eine Wildblumenwiese beispielsweise auch für die Brachflächen am Südausgang des Bahnhofs anregt.

Joachim Dönitz hat am Grafschaftsplatz so einen Garten, in dem er auch sieben Bienenvölker hält, die ihm jedes Jahr stolze 30 bis 50 Kilo Honig bescheren: "Imker in Städten mit privaten Gärten, Friedhöfen und Straßenbäumen wie Linden und Kastanien haben heute mehr Honig als Imker auf dem Land, wo intensiv gewirtschaftet wird, es an Wiesen und Wildblumen mangelt." Der Pensionär freut sich ganz besonders darüber, dass sein 40 Mitglieder starker Imkerverein in den letzten zwei, drei Jahren Zuwachs von jungen Leuten bekommen hat, "denen es vor allem um die Umwelt und weniger um den Honigertrag geht".

Das Sterben von Bienenvölkern halte sich übrigens in Grenzen. Der Verlust von zehn bis 20 Prozent der Völker nach einem Winter sei seit Jahrzehnten Normalzustand. Die Varoa-Milbe, ein Parasit, der die Lymphe aus den Bienen saugt, sei in aufwendiger Arbeit durch den Einsatz von Ameisensäure gut zu bekämpfen. Sie töte die Varoa zu 90 Prozent, wobei ein bis zwei Prozent der Bienen ihr Leben lassen müssten.

Das zweite Problem, mit dem Imker zu kämpfen hätten, seien Nicotinoide, ein Nervengift, das erfolgreich gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzt werde. "Bei anderen Insekten führt es allerdings zu erheblichen Schädigungen. Wenn Bienen damit in Berührung kommen, verlieren sie die Orientierung, was das Absterben ganzer Völker verursachen kann", berichtet der Imker. Zwar sei dieses Gift zurzeit durch die EU verboten, es werde aber geprüft, ob das Verbot rückgängig gemacht werden kann, bedauert Dönitz. Schließlich gebe es ein drittes Problem: das intensive Wandern mit den Völkern. Das verursache bei den Bienen enormen Stress, werde allerdings weniger in Deutschland, jedoch von Profi-Imkern vor allem in den USA massiv praktiziert. "Mir liegt am Herzen, dass sich die Krefelder aufgerufen fühlen, das ihnen Mögliche zu tun, um möglichst viele heimische Wildblumen zu erhalten - und wenn es nur die Pflege einer Baumscheibe ist. Und wer einen Garten hat, sollte ihn nicht unnatürlich steril halten, sondern aufs Spritzen verzichten und so genanntes Unkraut weitgehend stehenlassen."

(RP)
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