Bombenentschärfung in Krefeld Jahrelang Gottesdienste über einer Weltkriegsbombe

Krefeld · In der Krefelder City ist in der Nacht eine Weltkriegsbombe entschärft worden. Sie wurde am Abend gefunden, dann musste alles schnell gehen. Der Blindgänger lag nur einen Meter unter dem Boden eines ehemaligen Altenheims. In dem Saal darüber wurden oft Andachten gehalten.

 Das Dreikönigenhaus in Krefeld, in dem die Weltkriegsbombe gefunden wurde.

Das Dreikönigenhaus in Krefeld, in dem die Weltkriegsbombe gefunden wurde.

Foto: Lothar Strücken

"Wir sind sehr dankbar, dass alles so glimpflich abgelaufen ist", sagt Ulrich Schäfer. Er ist Pressesprecher des Neukirchener Erziehungsvereins, der bis vor einigen Monaten das Alten- und Pflegezentrum im Krefelder Dreikönigenhaus betrieben hat. Schäfer selbst schritt, genau wie die Mitarbeiter und Bewohner des Hauses, viele Male über den Boden des Gemeinschaftssaals. Dabei ahnte er nicht, dass nur etwa einen Meter unter seinen Füßen eine Weltkriegsbombe lag.

Der Saal sei für Andachten, Gottesdienste oder Konzerte genutzt worden, sagt Schäfer. "Wir haben uns heute Morgen angeguckt und gesagt: Mensch, da haben wir aber Glück gehabt, dass all' die Zeit nichts passiert ist." Erst im November 2016 war das Seniorenzentrum mitsamt seinen Bewohnern in ein neues Domizil gezogen. Vor gut einer Woche feierte das Bonhoeffer-Haus in Krefeld-Hüls seine Eröffnung.

In dem alten Zentrum an der Dreikönigenstraße in der Krefelder Innenstadt, das der altkatholischen Kirchengemeinde gehört, wird gerade der neue Sitz der Diakonie eingerichtet. Die Bombe sei am Dienstag gegen 17.30 Uhr bei Ausschachtungsarbeiten gefunden worden, sagte Manuel Kölker, Sprecher der Stadt Krefeld, unserer Redaktion. Es wurde entschieden, sie noch in der Nacht zum Mittwoch zu entschärfen.

Nach Angaben der Feuerwehr war insbesondere der Fundort des Blindgängers ungewöhnlich: mitten in einem Gebäude. "Es handelt sich um einen erdgeschossigen Saal, der nicht unterkellert ist", sagte der Feuerwehrsprecher Kai Günther. "Die Bombe hat wahrscheinlich im Weltkrieg das Dach durchschlagen und ist dann irgendwie wieder zugebuddelt worden." Früher habe dort wohl auch ein Altar gestanden.

Dennoch sei eine Evakuierung gerade in innenstädtischen Bereichen immer aufwendig. Zunächst war in Krefeld ein Umkreis von 100 Metern evakuiert worden. "Theoretisch ist es ja immer möglich, dass so eine Bombe explodiert", sagte der Feuerwehrsprecher.

In dieser Sperrzone A mussten etwa 500 Menschen ihre Wohnungen verlassen. In einem Umkreis von 250 Metern wurde ein weiterer Sperrbezirk eingerichtet, der etwa 2000 Anwohner betraf. Dort durfte niemand auf die Straße. Auch der Ostwall war von der Sperrung betroffen. Die Straße zwischen Ostwall und Luisenstraße wurde gesperrt, und der Verkehr umgeleitet. Betroffene Bürger konnten vor der Bombenentschärfung das Seidenweberhaus aufsuchen. Sonderbusse der Stadtwerke Krefeld (SWK) unterstützten die Evakuierung ab Ostwall im Pendelverkehr.

Die Transporte von Anwohnern, Kranken und hilfsbedürftigen Menschen führten in der Nacht der Malteser Hilfsdienst, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter Unfallhilfe sowie ein Patiententransportzug aus Mönchengladbach durch. Die Evakuierung der Zone A übernahm die Freiwillige Feuerwehr in enger Zusammenarbeit mit der Polizei. Insgesamt waren vor und während der Entschärfung etwa 200 Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen im Einsatz.

Spezialeinheiten entschärften die Bombe gegen 0.30 Uhr. Kurz nach 1 Uhr am Mittwochmorgen konnten die Anwohner in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren. Alle Sperrungen in der Innenstadt wurden wieder aufgehoben. Im Internet wurde vereinzelt Kritik geäußert, die Organisation der Evakuierung sei schlecht gelaufen. Die Stadt verweist auf die besondere Situation, die so ein Bombenfund mit sich bringt: "Das Problem bei Weltkriegsbomben ist ja immer, dass sie unmittelbar nach Auffinden geborgen werden müssen", sagte Stadtsprecher Kölker. "Das haben wir dann am Dienstagabend auch so durchgezogen."

(oko)
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